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Vor 1918
Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
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278 Julie Kalman Stellungnahmen von Konvertiten zugunsten der Damaszener Juden über- ging die katholische Presse in Frankreich und berief sich stattdessen auf Gestalten wie David Drach, um zu belegen, Verbrechen wie der Ritualmord würden im Talmud nicht nur gutgeheißen, sondern gefördert. Unter der Überschrift »Talmudübersetzungen, die den Mord an Christen durch Juden gestatten« druckte L’ Univers einen Bericht seines Sonderkorrespondenten, in dem die Damaszener Juden beschuldigt wurden, eine Talmudübersetzung zu verbergen, von der sie fürchteten, sie würde der nichtjüdischen Welt die »abscheulichen Blasphemien, welche die Juden wider den Erlöser ausspeien«, offenbaren32. Die Zeitung kam zu dem Schluss, dass es in Anbetracht aller Umstände nicht unvorstellbar sei, »dass ein fanatischer Rabbiner die alten Überlieferungen behalten [habe] und sie in die Praxis umsetzen« wollte33. Die Damaskus-Affäre und die Juden Frankreichs Oberflächlich betrachtet lassen die oben zitierten Beispiele nicht darauf schließen, die Rhetorik der katholischen Presse habe die Juden Frankreichs im Visier gehabt. Sie sind aber durchaus mitgemeint, wenn bei Drach und Ratti-Menton von Verschwörungen, Geld und zwielichtigen Sekten die Rede ist. In den Augen der katholischen Zeitungen standen die französischen Juden kurz vor einem Verbrechen, dass ebenso groß war wie jenes ihrer Glaubensbrüder in Damaskus. Als nämlich die Anschuldigungen publik wurden, schritten prominente Juden in Frankreich zur Verteidigung der in Damaskus Verhafteten. Sie schrieben in einer konzertierten Aktion Briefe und betrieben Lobbyarbeit bei den Mächtigen. Solche Aktivitäten setzten sie der Kritik aus, insbesondere, weil der Vorwurf im Raum stand, hier solle mit Geld und Einflussnahme Macht ausgeübt werden. Dass französische Juden öffentlich Sympathie für ihre beschuldigten Glaubensbrüder äußerten, galt vielen Katholiken bereits als Verbrechen. Die Identifikation mit Juden in einem fremden Land wurde als öffentliches Bekenntnis, eher Jude denn Franzose sein zu wollen, gedeutet. Kurzum bezichtigten katholische Zeitun- gen diese Männer der ungebührlichen Ausübung von Macht und Einfluss sowie einer nicht minder ungebührlichen Identifikation mit »Ausländern«. L’ Ami de la Religion et du Roi warnte gar die französischen Juden, sie könn- ten sich glücklich schätzen, nicht am Maßstab des Betragens ihrer Brüder in Damaskus gemessen zu werden. Ebenfalls konstatierte die Zeitung, es hätten mehrere Blätter, sowohl aus Paris als auch in der Provinz, »zu Recht« festge- stellt, dass »die Anwälte der Juden von Damaskus mit zu viel Inbrunst und 32 L’ Univers, 23.  Juli 1840. 33 Ebd., 5.  Juli 1840.
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Title
Glaubenskämpfe
Subtitle
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Editor
Eveline Bouwers
Publisher
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Size
15.9 x 23.7 cm
Pages
362
Keywords
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Categories
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