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Das Strafgesetz 1852
Elisabeth Greif • Verkehrte Leidenschaft ¶
siver Päderasten gelten müsse. Häufig trete auch eine » tutenförmige
Einsenkung der Hinterbacken mit Abplattung der Innenseite « auf.331
Gleichgeschlechtlichen Verkehr unter Frauen hielt er dagegen für nicht
nachweisbar. Von den Päderasten,
» entarteten, durch geschlechtliche Exzesse entnervten Män-
nern, für die das Weib kein genügender Reiz mehr ist und die,
nachdem sie alle Freuden der Weiberliebe bis zum Überdrusse
durchkostet haben, schließlich zu dieser hässlichen Art der Ge-
schlechtsbetätigung gelangen « 332,
unterschied er jene, bei denen eine angeborene konträre Sexualemp-
findung vorliege. Sie könne man leicht an ihrem Abscheu vor der Pä-
derastie, einem früh sich regenden und abnorm stark ausgeprägten
Geschlechtstrieb erkennen. Die konträre Sexualempfindung trete au-
ßerdem nie alleine auf, stets sei auch noch nach weiteren funktionel-
len und anatomischen » Entartungszeichen « zu suchen. Anhand dieser
Hinweise könne ein erfahrener Gerichtsarzt bei sorgfältiger Untersu-
chung zwischen angeborener konträrer Sexualempfindung und Päde-
rastie leicht unterscheiden.333
Dem Gerichtsmediziner und späteren Vorstand des Gerichtsmedizini-
schen Instituts in Wien Fritz Reuter galten die vielfach vertretenen An-
schauungen über untrügliche Anzeichen für eine Unzuchtshandlung,
die aus der französischen Literatur übernommenen wurden, durch ei-
gene Forschung zum Großteil als widerlegt:
» Die Erfahrung bei der Untersuchung passiver Päderasten lehrt,
daß mitunter weder am After noch am Rektum irgendwelche
auffallende Veränderungen nachzuweisen sind, trotzdem die
Perversion zugestandenermaßen durch längere Zeit fortgesetzt
worden war. « 334
Als sicheres Zeichen dafür, dass päderastische Akte stattgefunden hät-
ten, könne der » Nachweis von Sperma am After oder im Mastdarm
des passiven Partners « gelten, dieser sei jedenfalls » in jenen Fällen
331 Vgl Kratter Julius, Lehrbuch 184.
332 Kratter Julius, Lehrbuch 184.
333 Vgl Kratter Julius, Lehrbuch 186 f.
334 Reuter Fritz, Lehrbuch der gerichtlichen Medizin. Mit gleichmäßiger Berücksich-
tigung der deutschen und österreichischen Gesetzgebung und des gemeinsamen
Entwurfes 1927 ( 1933 ) 174.
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Verkehrte Leidenschaft
Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Aus- und Verhandlungsprozesse vor dem Landesgericht Linz 1918 – 1938
- Title
- Verkehrte Leidenschaft
- Subtitle
- Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
- Author
- Elisabeth Greif
- Publisher
- Jan Sramek Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7097-0205-5
- Size
- 15.0 x 23.0 cm
- Pages
- 478
- Category
- Recht und Politik