Page - 22 - in Grätz - Ein naturhistorisch-statistisch-topographisches Gemählde dieser Stadt und ihrer Umgebung
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und betrieben, so wie, das! er im Jahre 15nl das Kaiserspi-
tal für 24 arme sieche Siadtbürger gegründet hat.
Nnter der Regierung Erzherzogs Karls l l . und seines Soh-
nes, Erzherzogs und Kaisers Ferdinand II. ( I . 1564 bis 1637)
hat sich Grätz, zum dritten Male Residenzstadt von Inncröster-
rcich, in die merkwürdigste Epoche seines Bestehens und seiner
älteren Geschichte erhoben. Der vollständigste nach spanischen
Vcisen und Geist ausgebildete Hofstaat, die höchsten Regie-
rungsstellen seit 1566 in ganz neuer Gestalt, vorzüglich die
Oberleitung der bewaffneten Macht, insbesondere gegen den
stets gefürchteten Erbfeind an den croatisch-windischcn Grän-
zcn, hatten hier ihren Sitz. Vom Jahre 1540 bis 1625 waren
die bedeutenden Bauten aufgeführt worden, deren schon früher
Erwähnung geschehen ist. In das Nniversitäiegcbaudc ward
eine erweiterte akademische Studienanstalt eingeführt, und mit
dem Gymnasium sind alle Erziehungsanstalten und die jammt-
lichcn höheren Lehrstühle der Nnivcrsitätoatademie dem Orden
der Iesugescllfchafl übergeben worden. Jedoch nicht ohne gewal-
tige Bewegungen und tiefverwundende Einwirkung auf Leben
und Charakter ucn Grätz ging diese Epoche vorüber. Bei-
nahe schon seit dem Jahre 1530 hatten die Lehren der deut-
schen Neligionsreformation auch in Grätz Anhänger gewonnen,
diese nnter der milden Duldung K. Ferdinande I, von Jahr
zu Jahr sich vermehrt, Pastoren hicher berufen, Volksschulen
und eine wohlausgestattete akademisch-wissenschaftliche höhere
Bildungsanstalt nach ihrem Geiste gegrüntet, und die unge-
störte Nebung der neuen Glaubensansichten reichsgesetzliäi zu
sichern getrachtet. Hof nnd Regierung standen für den alten
Glauben. Mit Eonlroveropredigten im Jahre 1570 begann
der Tumult und steigerte sich bis zum Religionokampfc. Von
beiden Seiten stieg der Fanatismus so hoch, daß die Teutsch-
crdenshcrrcn am Leech in ihrer Kirche und Wohnung ein
Asyl für alle der Religion wegen Verfolgten eröffnen mußten
(1583), und gegen das Jahr 1590 artete die Bewegung in
cmpcrungsförmigc Unruhen aus. Die alte Kirche jedoch ward
gerettet und befestiget, viele adcliche und Bürgcrfamilien, fest
anhänglich den Ncfcrmaticnslehrcn, »erließen Grätz und das
Land für immer, und erst gegen 1630 war die Ruhe wieder
hergestellt.
Daß in dieser alle Verhältnisse des Bürgcrlcbcns er-
schütternden Epoche die Sitten in Grätz verwildert worden
sind, bezeugen die wicderhchlten Regierungsverordnungen wider
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Grätz
Ein naturhistorisch-statistisch-topographisches Gemählde dieser Stadt und ihrer Umgebung
- Title
- Grätz
- Subtitle
- Ein naturhistorisch-statistisch-topographisches Gemählde dieser Stadt und ihrer Umgebung
- Author
- Gustav Schreiner
- Publisher
- Verlag Franz Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1843
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.55 x 20.25 cm
- Pages
- 638
- Keywords
- Graz, Steiermark, Stadt
- Categories
- Geschichte Chroniken
- Geschichte Vor 1918