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10 Einleitung
Beruhigung eines schlichun, harmonischen Glüeteo
auf, Im ganzen liegt die Moral dcs Stückes
docl, darin, das; der Weltlauf zu peinlichen Vcr-
eiuer Neschräutung besteht, die sich von ilmi
fern hält, Line andere Auffassung des Märchens
geht darauf hinaus, daß der Lichter, indem er
ei» ganzes Lebeu in d,e kurze «Panne eines
Traumes zusammendrängte, die Bedcutungs-
lofigteit der ^eit für da^ Leben überhaupt dar»
stellen wollte,
.vatte der Lrfolg der sinnvollen Märchen»
dichtuug ih,n wieder frische» Tchaffeusniut ge
geben, so sollte vier Jahre später ein >ulfch,ed,'ner
Minerfolii feiner ^upochoudrie neue Älahrung
im Pult zurückbehielt, Das Lustspiel „Well dein,
der lügt", welches zuerst am !!, März 1838 ge-
uiuig^ es wirkte befremdend, denn es wich fel,r
ab von der gewöhnlichen Lustspiclsehabloue^ nnch
fehlte dein Tichler bei aller satirischen 3ll,arfe
doch die eigentliche viz oomica, der uubcfaugeue
>>n,nor, der die Lachlust dcs Publikumo weckt,
euthalleu, sinn lügt er zwar nicht mit Worten,
aber gleichsam mit Taten: auf geraden Wegen
Wahrheit ist in eine feine ironische Velcuänuu^
gerückt; aber ' die Vorgäuae auf der Bnlme,
befonderö im Lager der ^'albareu, batlen eiwas
Grelles, säst Possenhaftes, So erklärt sich der
erste Mißerfolg, Jetzt ist die sinnige Bedenlnng
der Nichtnug vielfach erläutert, das Publikum
zum Verständnis derselben erzogen worden, und
Charakterrolle machten,
hielt, Nurch des Grafen Stadion Guusl w,ir
er Üoftouzipist geworden (1823) »nd blieb auch
Ter bescheidene Gehalt von 11U0, später ll<»ü
Gulden beweist, das; es eine subalterne Stellung
war. Im Ialne 1^>l bewarb er sich um die
Archivdirettorstelle, diesmal mit Erfolg! seine
gr>,n',e «enntnis der neuen und alten Spra>i!!,i
tam ihm zu statten, doch es war immerlün
leine hohe Stufe auf der bureaulratischen Leiter,
die er erklommen, Tcr Tirektor des 5.xift>i!nnier,
aräm>5 erliielt einen jälirlichen Gehalt von 1800
Gnlden, hier in einem düstern, ärmlich ausge-
statteten Zimmer, in welches das Tageslicht nur
parzer seine Ä,inMunde,, zn von 1831 bis 1856,
wo er mit d.'üi Titel eines hofraw seinen M>
schied erhielt, l5r war ein gewissruhaftcr Be- amter, doch ieiu e»qe-> '.'Irdenozinnuer und auch
tier qrone '.'ltteusaal tonnten teiue geislig be>
freie,ide Wirtuug iUeu >lame>! zu diefer inner-
Iiä,eu Verduiupsuug noch äuszere Misierfolqe
l,i»-,u, so ivar die Neüqnatwn erüärlicl,, luu
der er aus jedeu '^erte!,r nui der Viibue und mit
Äucl! sous! nmid der ^^1,l,r aüeiu, die Blätter
femer Liebeocln^uit inid ',u>ar nicht uube-
ichriel'en ^ er war ,a em ?ich!er nud !>al in leinen
Iranien iu,i,,ll>>'> Iieche Lied t>er Liebe qesuugeu,
de>ch da^ ^iliill eiuer Che war ihm nicht be-
schieden, Er war sehr kritisch deu Mädchen uut>
Frauen geiiennber, ,,Vou dem Äuqendück an,
wo der teilnehmende « i^egenstaud uicbt uielir
liaarschars in d,e llmrisse passen ivollle, die ich
bei der ersteu Änu,il,eruug vorauc-feNeud >ie
^oqen hatte, warf ilm meiu ^>e!,,!,l alo eiu
frenidartige« so uuü'iderruflnl, au^, das! uieine
eigenen Bemühungen, mich nur in eiuer Stellnug
',>, cr>mll,'u, verlorene 'N>nl,e n,'are,, " ?ie>? war
verlwiene ^ie>','^lew. n>l!'>,!l ^ ,nau >veis; nichl,
une ,veit fein >>'liict uud >vie >veit fe,ue Geiviffenc-'
bisse giugeu, '.>>ucd später erialiren nur „och e,n°
mal von feiner Liede ',n eiuer verln'naleten ^ran,
aber em Verluillnio, daö fein ganie> Leben be-
seiner „ewigen Braut", Sie war al>'' >!>nd schon
^'llen fn'!!ndl,,1> !ies!re,äielt, Las hat derTichter
iu feineui „ilttotar' verwertet, we. das Üeine
).'iädllieu mit ilnem vulleu 'liaiueu, >lnll,!niua
^r^!,lich, auf die Biilnie tonnnt, d'r Iiatte iu
eineni «ou^ert 1821 die '^etannlfchan de?
selbst hatte dramatischem Talent, Mit ilner
liel'envwnrdisseu 'Iniivität, ilneui beilereu Hveseu
hatte sie es ihm angetan, und er fichlte sich bald
heimisch im >iie,fe der ^chw^uern, ,'iaNiariua
wurde seiue >'>eliel>te, seine Braut, Liuuial >var
schoil der Trannm^terwin angefetzt, doch es^tam
nicht dazu. War es die Gleichartigkei! eineo rei-,
baren Teinperauieuts, >vas ihn für ein euges
^usaninienlebeu furchten liesi? ^vareu ,
sie als treue Freundin, ,',nl>!-,t alo ior>isa,nc
Pflegerin an fei,ier ^eile bi<- a,i fein Lebensende,
,^n, Jalne l>l^ ,oar «^nillparier der Zimmer-
!,err der vier Schiuestern geworden, die gleichsam
sciue Familie bildeten.
So wohnte er im dritten Ttock eines Kaufes
iu der Tpiegelgaffe, uicht allzu >veil vom Maisch
aker >?0f, wo er bisweilen zu speise» pflegte, uud
diese Treppen hinauf mußten die >!on,l>'>nn
klettern, als sie ihm an seinein achtzigsten Ge-
burts- und Ehrentage ,hre ^nldiguug dar-
brachten. Auch der Unterzeichnete ist 18U4 zum
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- I
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.7 x 17.1 cm
- Pages
- 600
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515