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ic Abnfrau.
3»ldllt (z>nn H»up>m°nn>,
Eben hat man ciurn Räuber,
Tcr im Schilfe lag verbürgt',!,
Edler Herr, !>>rr eingebracht.
Graf.
Vcrta.
» ,>>l^ ger Gott!
Jüngling noch? Von schlankem Wüchse?
Soldat.
Nein, hrrr <^ >raf, beinah schon Greis.
Er »erlangt, mit Luch iu sprachen:
H'^ iNn gcs hab' er zu verkünden,
Wichtiges für ihn und Euch,
Hauptmann.
Mag der Bösewicht es wagen,
Dieses Mannes letzte Stnud^u —
Graf.
Laßt ihn kommen, lieber Herr!
hat er sich gen mich vergangen,
Will ich sterbend ihm verzeihn,
Oder ward vielleicht von mir
Mit des Armen Fluch beschwert?
>>NUpt!N!NM.
Wohl, er komme!
Günter.
Gnäd'ger Herr,
Unbequem ist dieses !l.'agcr-
Ihr erlaubt es wohl, wir tragen
Euch in Euer «chlnfgemnch,
Graf.
Nein, nicht doch! hier will ich bleiben,
hier, iu dieser heil'gen halle!
Die des >lnabcu munt're Spiele,
Nie des Jünglings bunte Träume,
Nie des Mannes Taten fah,
Soll auch sehn des Greises Ende.
hier, wo mriner Ahnen Geister
Mich mit leisem ^,lng unischweben,
hier, wo von deu >>o>mi Wänden
Eine lauge, würd'ge Reihe,
Die noch jetzt drr Nuhm erhebt,
Niederschaut auf ihren Eiden -
Wo die Väter einst gelebt,
Soll der letzte Entel sterben.
lssch aus die Knie niekerweilenk».
Gnäd'ger Herr! ach, habt Erbarmen!
Laßt mich Gnade, Gnade finden, Sprecht für »uch ei» mächtig Wort!
lind znm Lolmc will ich dann
Tie schnell Euer Siechtum heilen,
Euch mit Lnst erfüllen soll,
Gras.
Gibt's für mich gleich keine ssnude.
Die so mächtig, wie du sprichst,
Doch verspivch ich dir znr Stunde,
hier in nu'in^? ,>>e,inl?^s l'n'ist,
Wenn's zuni Guten, was dn weißt,
Sollst du gnad ge ^üchtl'r sinden.
Gnädig auch bei schweren Sünde».
Voleölllv.
Wohl, so hört, nch, und verzeiht!
Einst, jetzt sind's wohl zwanzig Jahr.'
Ging ich eines Sommcrabends,
Damals schon ans schlimme» Wegen,
hier an Eurem Schlos; vorbei-,
Wie ich lam'r,,d rmgsm» spähe,
Da gewahr' ich an dem Weiher,
Der an Enre Mauern stößt,
^,,n'n schönen, holden Knaben,
Kaum drei Jahre möcht' er habe»;
Der warf spielend 3tein auf Stein
In die klare Flnt hiiu'in.
Gnt'gcr Gott! Günter.
Graf.
Was werd' ich hören!
Vüleslav.
Schmi nnd köstlich war fein Kleid,
Und um fciueu weißen Nacken
hing ein funkelndes Geschnieid;
Mich gelüstet uach der Veute,
Ringsum schan' ich, nirgends Leute,
Ich und er nur ganz allein.
Ich versuch's, ihn nuzulollen,
Abzulocken ihn vom Schlosse,
Vei dl's AbeuiX' Täiuinerscheiu
In den düstern Hvalo hinein,
Graf.
Ach, es war, es war mein Sohn!
Güntrr,
Und wir glaubten ihn ertrunken,
In des Weihers Schlamm versunken,
Weil fein Hut im Wasser schwamm,
Graf.
Jubelst du iu toller Lust,
Glaubst du, daß in Näubers Vrust
Menschlichkeit und Mitleid wohnet?
Glanbst du, daß er ihn verschonet?
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- I
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.7 x 17.1 cm
- Pages
- 600
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515