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Sapftho.
Nhamncs.
Tu mußt wohl, Kind!
So lvill es die Gebieterin,
Melitta,
Fort! hin zu ihr! Sappho, sagst du?
Mamncs.
Nicht dwc!,!
Melitta,
Iu ihren Füßen!
Sie l',^ r U!,d richte nncl,!
Nhamoes.
Nicht von der Stelle!
Melitta.
Nie, Nhnmncs, du?
Nhamncs.
Ei was, ich kann nicht anders!
Befohlen >unrd mir's fo, und ich gehorche,
Melitta.
Laß dich erbitten!
Nhamnrs.
Ei, was nützt es dir,
Es mnß doch einmal sein! Drum, Kind, mach
fort!
Melitta.
Hier lieg' ich auf den Knien! Laß dich erflehn!
rettet?
Nhamnrs.
Umsonst! du rufst das haus mir wach. Komm
mit!
Melitta.
Nein, nimmermehr! Erbarmt fich niemand
meiner?
Fünfter Auftritt.
Phaon. Vorige.
PhllUN.
Wagst du's, die Hand zu heben gegen fic?
lRhamncZ Iaht Wclittcn !»s,)
Phaon
So täuschte mich doch meine Ähnung nicht,
Als ich dich sah mit leisespäh'nden Blicken,
Teni Wolfe gleich, in ihre Nähe schleichen;
Doch hast du dich verrechnet, grimmer Wolf,
Es wacht der Hirt, nnd dir naht das Vcrdevden '
Rhamnes.
Herr, der Gebieterin Anftrag nur befolg' ich. Phllü».
Wie, Capphos Auftrag? Sie befahl es dir?
O Saftpho! Saftpho! Ich erkenne dich!
Doch leider nur zu spät! Warum zu spät?
Noch ist es Zeit, die Vande abzuschütteln
Vou mir und ihr; beim Himmel, und ich will's!
Du allzufert'gcr Diener fremder Bosheit!
Warum — ? Melitta, du siehst bleich, du zitterst?
Melitta.
O, mir ist wohl!
Phaan.
Dant dn den Göttern, Sklave,
Daß ihr kein Steinchcn nur den Fuß geritzt:
Beim Himmel! jede Träne solltest dn
Mit einem Todcssenfzcr mir bezahlen! —
Tn findest nirgends eine festre Stütze,
Blick her. Verruchter! dieses holde Wesen,
Dies Himmelsabbild wolltest du verletze»!
Nhamnes.
Verletzen nicht!
Phaon.
Was sonst?
Wamnes.
Nur — doch verzeih.
Was ich gewollt, ich kann es nicht vollführen.
Trum laß mich geh»!
Phaan
«Mclittcn loslassend!.
Bei allen Göttern, nein!
Mich liistet'Z, eurer Bosheit Maß zu kcumu!
Was wolltest dn?
Nhamnes.
Sie sollte fort,
Phaon.
Wohin?
Nhamnes.
Nach — Das ist der Gebieterin Geheimnis,
Phaon.
Du sagst es uicht?
Nhamnes,
Sie hat es hier verschlossen.
Und fest bewahrt es ihres Dieners Brust,
Phaon.
So öffne denn dies Eisen! Dank dir, Sappho!
Du gabst mir selber Waffen gegen dich!
!2cn Tolch ziehend,!
Verhehle länger nichts: du siehst mich fertig.
Die streng verfchloßne Lade zu crbreclnn,
Melitta.
^, schone seiner! Hin nach Ehios sollt' ich.
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- I
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.7 x 17.1 cm
- Pages
- 600
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515