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goldene Vließ. 101
Zn den glänzenden
ZeichenÄm
Firmament der Nacht,
Nnd alle hundert Male
Von Schreck getroffen, unbelchrt.
Und Mord darauf geschrieben, tausendfach,
Und Rache mit dcinantnen Lettern
Auf seinem schwarzen Grund,
Nie Zeichen nicht der schweigenden Natur,
Tcs Gottes Stimme nicht im Tempel:
Betracht im Bach die irren Wandelsterne,
Die scheu dir blinken aus den düstern Brau'n,
Tie Zeichen, die die Tat dir selber aufgedrückt,
Viel sicherer als meine arme Kunst,
Aus dem, was ist nnd war, auf da-?, was wer-
den wird,
Absyrtns.
Sonst warst du rasch nnd heiter, frohen Muts;
Mich dünkt, du bist dreifach gealtert
In der Zeit, als ich dich uicht gesehn!
Mcdra,
Es hat der Gram scin Alter, wie die Jahre,
Kommt früh ans Ziel
Absyrtus.
Tn weißt wohl also sckwn
Von jencu Fremden, die —
Mcdca.
Aietcs. Von Fremden?
Halt!
Ich gebot dir, zu schweigen; schweig denn,
Medea, laß uns klng sprechen und besonnen,
lind nicht aus dem betrachten, was »ergangen,
Wiß es denn: Fremde sind angekommen, Hellenen,
Sie begehren zu rächen Phryxus' Vlnt,
Verlange» die Schätze des Erschlagenen
Und des Gottes Banner, das goldene Vließ,
Mcdca l°uilchicic„d),
2s ist geschehn! Ter Streich gefallen! Wlh!
lWill in den Tuim zurück,!
Nietes
<s,c zurücklMend,,
Mcdea, halt! — Vleib, Unfinuigc!
Mcdcn,
Aietes.
Willst du mich Verlassen, da ich dciu bedarf?
Willst dn sehen des Vaters Blut? Medea, ich beschwöre dich,
Sprich! Natc! Nette! Hilf!
Argonauten nennen sie sich,
Weil Argo sie trägt, das schnelle Schiff:
An Tapser» vermag, sie Haben's versammelt
Znm Todesstreich auf deines Vaters hanpt,
Mcdca,
Ich soll helfen? .hilf du selbst!
Aictes.
Verteilt siud die Schätze den Helfern der Tat;
Tie leicht vertan das leicht Erworbue?
Soll ich herausgeben das glänzende Vließ,
Vcs Gottes Banner, Pcrontos Gut?
Würden fie drum schonen mein nnd cnrer?
Um so sichrer würgten sie uns,
Rächend des Freundes Tod,
Geschützt durch das heilige P^and des Gottes.
Teine Kunst befrage, gib andern Rat!
Mcdca.
Rat dir geben? — ich selber ratlos!
Aictcs.
Nun wohl, so verharre, du Uugeratne!
Opfre dem Tod deines Vaters Haupt!
T>',i streichen biete,i das nackle >>anpt
Und fallen unter der Fremden Schwerlern.
halt, Vater! Mcdca.
Aictcs.
5n luillst also?
Mcdca
erst!
f
t
Ich will's versuche», die Götter z.i ragen,
Was sie gebieten, was sie gestatten,
helfe dir bekämpfen den Feind,
>,x'Ise dir schmieden den lode^vfeil,
Es sei! Tu gebeutst, ich gehorche,
Aictes.
Mcdea, mein Kind, mein liebes Kind!
Mcdca.
Frohlocke nicht zu früh, noch fehlt das Ende,
Ich bin bereit; allein versprich mir erst,
Taß, wenn die Tat gelang, dein Land befreit ^
Zu hoffen wag' ich's taum, al!ein wenn doch —
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- I
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.7 x 17.1 cm
- Pages
- 600
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515