Page - 105 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
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Das goldene Vließ, 105
Verletzt von meinem mitleidlosen Schwert,
Was hast du angerichtet? Weißt du wohl,
Ich hätt' dich töten können, holdes Bild,
Beim ersten Anfall in der dunkeln Nacht?
Und schade wär's, fürwahr, um so viel Nciz!
Wer bist du, doppeldeutiges Geschöpf?
Scheinst du so schön und bist so arg, zugleich
So liebenswürdig und so hassenswert!
Was tonnte dich bewegen, diesen Mund,
Der, eine Nose, wie die Rose auch
Nur hauchen sollte süßer Worte Duft,
Mit schwarzer Sprüche Greuel zu entweihn?!
Als die Natur dich dachte, schrieb sie: Milde
Mit holden Lettern auf das erste Vlatt,
O geh, ich hasse deine Schönheit, weil sie
Mich hindert, deine Tücke recht zu Haffen! —
Du atmest schwer. Schmerzt dich dein Arm?
Ja, siehst du.
Das sind die Früchte deines argen Tuns.
Es blutet! Laß doch sehn!
!l!r nimmt ihre Hand,!
Tu z'tterst, Mädchen!
Nie Pulse klopfen, jede Fiber zuckt.
Vielleicht bist du so arg nicht, als du scheinst,
Nur angesteckt von dieses Landes Wildheit,
Heb auf das Aug' uud blicke mir ins Antlitz,
Naß ich die dunkeln Rätsel deines Handelns
Erläutert seh' in deinem klaren Blick. —
Du schweigst? — O, wärst du stumm, und jene
Nie mir ertönten, fluchenswerten Inhalts,
Gesprochen hätte sie ein andrer Mund,
Der miuder lieblich, Mädchen, als der deine!
Tu seufzest! — Sprich! — Las; deine Worte tönen!
Sonst holt mein Mund sie ab von deinen Lippen!
Horch! — Stimmen!
lCr Iäs,t sie l»Z,>
Näher!
«Medca steht auf,!
Deine Freunde kommen,
Und ich muß fort. Des freuest du dich wohl?
Allein ich seh' dich wieder, glaube mir!
Ich muß dich sprechen hören, gütig sprechen,
lind kostet' es mein Leben! — Doch man naht.
Glaub nicht, daß ich Gefahr und Waffen scheue,
Noch auch ein Tapfrer weicht der Überzahl, Aus diefem, I°wie a>,j „cm ,va„pt,",„qanae, stürzen Vc>
wali»e!e herein, mit ihnen Ädwws
Zurück! Absyrtus.
Illson.
So gilt's, zu fechten! Gebet Naum!
Abfyrtus.
Nein Schwert!
Illson.
Dir in die Brust, nicht in die Hand!
Abfyrtus.
Fangt ihn!
«sich in Ctellung werfend!.
Kommt an! Ihr alle schreckt mich nicht.
Absyrtus.
Laß uus versuchen deuu!
lEtürz! »ul Illlon I°3,>
Mcdea
AbsyrtUs (znlllcklretend).
Was hältst du mich, Schwester r
Iason.
Du sorgst um mich? Hab Dank, du holdes Wesen!
Nicht für die Hilfe, ich bedarf sie nicht,
Für diese Sorge Tank, Leb wohl, o Mädchen!
<Lie bei der Hand fassend und rafch küssend,!
Und dieser Kuß sei dir ein sichres Pfand,
Daß wir uns wicdersehn, — Gebt Naum!
<Er lchläat sich durch,»
Absyrtus.
Auf ihn!
Absyrtus.
Ihm nach! Er soll uns nicht entrinnen!
Götter!
Der V o r h a n g f ä l l t .
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- I
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.7 x 17.1 cm
- Pages
- 600
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515