Page - 143 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I

Nas goldene Vließ. 143 Krcusa, Was hör' ich? O ihr allgcrechten Götter! So spricht nun er, und so sprach vorher sie. Wer sagte mir denn: Gatten liebten sich? Iasan. Ja w?s>l! w.'iin nach genutzter Jugendzeit (5r späht »ach ihrem Aug', ob es ihn trifft, lind trifft's ihn, ist er froh in seinem Sinn; ^,mn Vater geht er und zur Mutter hin Ta ist ein Fest, und die Verwandten kommen. Nie ganze Stadt nininit an dem Jubel teil. Mit Kränzen leicht geschmückt und lichten Blumen, Füürt er die Nraut zu Tempel und Altar, Vor dem, was sie doch wünscht, tritt sie einher; Tel Vater aber legt die Hände ans Und scgnet sie und ihr entfernt Geschlecht, Tie so znr Freite gehn, die lieben sich: Mir war es auch bestimmt, doch kam es nicht! Was hab' ich denn getan, gerechte Götter! Lin Schmerzasyl an seinem eignen Herd lind znr Vertrauten, die ihm angetraut! Klcusa. So hast du nicht gefreit, wie andre freien? Ter Vater hob die Hand nicht segnend auf? Illson. Vr hob sie auf, doch mit dem Schwert bewaffnet, Äürin ich hab' ihm's tüchtig rückgegeben; Sein Sohn ist tot, er selber stumm und tot, SeiuFlnch mir lebt— zum mind'stcn scheint es so! »rrusn. Wie kömirn wen'ge Jahre doch verwandeln! Wie warst du sanft, und wie bist du so rauh! Ich selber bin dieselbe die ich war; Inson. Ja, du triffst den Punkt! Es ist des Unglücks eigentlichstes Unglück, Taß selten drin der Mensch sich rein bewahrt, 5?ier gilt's, zn lenken, dort, zu biegen, beugen, ,^ier rückt das Nccht ein haar und dort ein Gran, lind an dem Iicl der Valni steht mau ein andrer, Als der man war, da man den Lauf begann; lind dem Verlust der Achtung dieser Welt 7"'>'!t ,wc!, tn'r cin,i'ge Trost, die eigne Achtung, Ich habe nichts getan, was schlimm an sich, Toch uk'l gewollt, gemrcht, gewünscht, getrachtet; Still zugesehen, wenn es andre taten; 5?ier Übles nicht gewollt, doch zugegriffen lind nicht bedacht, daß Übel sich erzeuge; lind jetzt steh' ich, vom Unhcilsmccr nmbrandet, lind kann nicht sagen: Ich hab's nicht getan! O Ingend, warum währst du ewig nicht? Beglückend Wähnen, seliges Vergessn, 2er Augenblick des Strebens Wieg' und Grab! Wie plätschert' ich im Strom der Abenteuer, Tie Wogen teilend mit der starken Nrust: Toch kommt das Manncsaltcr ernst geschritten, Ta flieht der Schein; die nackte Wirtlichkeit Schleicht still heran uud brütet über Sorgen, Tic Gegenwart ist dann lciu Fluchtbaum mehr, In dessen Schatten man genießend ruht, Sie ist ein unangreifbar Samenkorn, Tas man vergräbt, daß eine Zukunft sprosse. Was wirst du tun? Wo wirst du sein ni:d Wuhnen? Was wird aus dir? Uud was aus Weib und Kind? Tas fällt uns au uud quält uns ab uud ab. <Er st-ht sich,) Kieusa, Was sorgst du deun? Es ist für dich gesorgt, Iason. Ton Napf mit Abhub an die Schwelle reicht. Bin ich der Iason und brauch' andrer Sorge? Muß unter fremden Tisch die Füße setzen, Mit meinen Kindern betteln gehn zu frcmdcm Mitleid? Mein Vater war eiu Fürst, ich biu es auch, Und wer ist, der dein Iason sich vergleicht? Und doch — Ich kam den lauten Markt entlang Und durch die weiten Gassen eurer Stadt — Weißt du noch, wie dnrch sie ich prangend schriit, Na wallten sie in dicht gedrängten Nugen Von Menschen, Wagen, Pferden, bunt gemengt; Tie Tächer trugen Schauende, die Türme, Und wie um Schätze stritt man um den Naum, Menge; Ticht drängt' sie sich rings um die edle Schar, Tie, reich geschmückt, in Panzers hellem Leuchten, Der Mindeste ein König uud ein tzeld, Ncn edlen Führer ehrfurchtsvoll umgaben; Uud ich war's, der sie führte, ich ihr Hort, Traf mich kein Aug', kein Gruß, kein Wort! Nnr als ich stand und rings her um mich sah. Meint' einer, es sei schlechte Sitte, so In Weges Mitte stehn nnd andre stören, Krexsa. Tu wirst dich wieder heben, wenn du willst, Illson. Mit mir ist's aus. Ich hebe mich nicht mehr.