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Das goldene Vließ. 151
Verdient hat er alles, das Ärgste verdient;
Ab« — schwach ist der Mensch,
Billig gönnt mnn zur Ncue Zeit!
Giro.
Neue? — Frag ihn selbst, ob's ih» reut,
Den» dort naht er mit eilendem Schritt,
Mcdca.
Mit ihm der König, »nein arger Feind,
Der ihn verlockt, der ihn verführt.
Ihm entweich' ich, nicht zähmt' ich den Haß,
«Geht laich nach dem Hause,>
Abrr will er, will Illson mich sprechen,
So heiß' ihn treten zu mir ins Gemach;
Dort will ich reden zu ihm, nicht hier
An der Seite des Mannes, der mein Feind.
Sie nahen, Fort!
Gora.
Na geht sie hin!
Ich aber soll reden mit dem Mann,
Der mein Kind verderbt, der ge,nacht,
Naß ich, mein hanpt gelegt auf fremde Erde,
Des bittern Kummers Tränen verbergen muß,
Daß nicht drüber lacht fremder Männer Mund,
König.
Was flicht uns deine Frau? Das ȟht ihr uichts,
Goia.
So floh sie denn? Sie ging, weil sie dich haßt.
Mus sie heraus!
Vl'lll.
Sie kommt nicht.
Könlg.
Doch sie soll!
Gura.
Geh selbst hinein nud sag ihr's, wenn du's
wagst.
König.
No bin ich denn, und wer? daß dieses Weib
In ihrer Wildheit mir zu trotzen wagt?
Die Magd fürwahr das Bild der "Frau, und beide
Das Vild des dunkeln Landes, das sie zeugte.
Noch einmal: Nuf sie her!
Gora <°ul Iason zeigend).
Den will fic sprechen,
Und hat er Mut dazu, tret' er ins Haus.
Iason.
Verwegne, geh! nu>i» haß von Anfang her!
Und sag ihr, daß sie komme, die dir glicht. Gora.
O, gliche sie mir doch, ihr trotztet nicht!
Toch sie wird's »och erkennen, und dauu weh
euch!
Illsun.
Ich will sie sprechen,
Gora.
Inson.
Das nicht!
Sie soll heraus, und du geh hin uud sag ihr's!
Gora,
Nun wohl, ich geh', ench länger uicht zu sehn,
weiß ich,
Zu sehr suhlt sie die Kränkung und sich selbst.
<Ab ins Haus,!
König.
Nicht einen Tag duld' ich sie in Kurinth,
Die sprach nur aus, was jene finster brütet,'
Allzu gefährlich dünkt mir solche Nähe!
Auch deine Zweifel, hoff' ich, find besiegt,
Illson.
Sie kann nicht länger stehen neben mir,
So gehe sie, noch mild ist diese Strafe.
Denn wahrlich, minder schuldig doch als sie,
Trifft mich ein hartres Los, ein schwereres.
Stiebt sie hinfort in nngezähmtt'm Trutz;
Ich aber muß hier still und ruhig weilen.
Belastet mit der Menschen Hohn und Spott,
Dumpf wiederkäuend die vcrfloßnc Zeit,
Du wirst dich neu erheben, glaube mn's.
Dem Bogen gleich, der raschen Schwunges los-
schnellt
Und fliegend zu dem Ziele schickt den Pfeil,
Wirst du erstarten, ist nur sie erst fern,
Illson.
Ich fühle nichts in mir, das solcher Hoffnung
Bürgschaft,
Ich bin nur Iasons Schatten, nicht er selbst.
König.
Die Welt, mein Sohn, ist billiger, als du:
Des reifen Mannes Fehltritt ist Verbrechen,
Des Jünglings Fehltritt ein verfehlter Tritt,
Den man zurückzieht und ihn besser macht.
Was du in Kolchis tatst, ein rascher Knabe,
Vergessen ist's, zeigst du dich nun als Mann.
Iason.
Könnt' ich dir glanben, selig wär' ich dann!
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- I
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.7 x 17.1 cm
- Pages
- 600
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515