Page - 166 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
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166 Das goldene Vließ.
Und liebtest du sie, was verstößt du sie?
Laßt andre, mich laßt ihre Tat verdammen.
Euch beiden widerfuhr nur euer Necht!
Ihr spottet uuu nicht mehr der Kolcherin, —
Ich mag nicht länger leben auf der Erde;
Zwei Kinder tot, das dritte hassenswert.
Führt mich uur fort, und wollt ihr, tötet mich:
Auf etwas Jenseits hoff' ich nun gewiß,
Hab' ich gesehn doch, daß Vergeltung ist.
Köulg.
Tat ich ihr unrecht — bei den hohen Göttern,
Ich hab' es nicht gewollt! — Nun hin zu jenen
Trümmern,
Daß wir die Neste snchen meines Kindes
Und sie bestatten in der Erde Schoß,
»Zu I»!<m,>
Du aber geh, wohin der Fuß dich trägt;
Befleckter Nahe, merk' ich, ist gefährlich.
Mit Freundestrcue iu mein gastlich haus!
Du hast die Tochter mir genommen: geh!
Naß du nicht auch der Klage Trost mir mnimst!
Du stiißt mich fort?
Was soll ich tun? Iason.
Ich weise dich von mir,
Jas«».
König.
Das wird ein Gott dir sagen!
Iason.
Wer leitet meinen Tritt? Wer unterstützt mich?
Mein Haupt ist wund, verletzt von Brandes
Fall!
Wie, alles schweigt? Kein Führer, kein Geleiter?
Folgt niemand mir, dem einst so viele folgten?
Geht, Schatten meiner Kinder, denn voran
Und leitet mich zum Grab, das meiner harrt!
(Ei geht,»
Nun auf, ans Werk! Dann Trauer ewiglich!
Wilde, emlame Gegend, von Wald imd Felsen umlchloffen,
Lllndmann.
Wie schön dcr Morgen aufsteigt. Güt'ge Götter!
Nach all den Stürmen diefer finstern Nacht
Hebt cure Sonne sich in neuer Schönheit,
lEi geht in die Hütte.» Iawn I»,n,nt w.i„l,-„d Schwert gestützt.
IllsllN.
Ich kann nicht weiter! Weh! mein Haupt — es
brennt,
Es glüht das Blut — am Gaumen Nebt die
Zunge!
Ist niemand da? Toll ich allein veischmachtt'n?
Hier ist die Hütte, die mir Obdach vut,
Als ich, ein reicher Mann, ein reicher Vater,
Hierher kam, neuerwachter Hoffnung voll!
lAnpochond.!
Nur einen Truuk! Nur einen Ort zum Sterbe»!
Wer pocht? — Wer bist du, Armer? todesmatü
Nur Wasser! —Einen Trunl! — Ich bi» d.r
Iason,
Des Wundcrvließes Held! Ein Fürst! Ein König!
Der Argonauten Führer, Iason ich<
Lllndmann.
Vist du der Iason? so heb dich von hü,,,,,,!
Beflecke nicht mein Haus, da du's betrittst.
Nicht fordre Schutz vor feines Volles Tür.
Illslln.
Er geht und läßt mich liegen hier am Weg;
Im Staub, getreten uun des Wandrers Füßen!
Dich ruf' ich, Tod, führ mich zu meinen Kindern!
Meüca.
Iason!
Iason
Wer ruft? —Ha, seh' ich recht? Bist dn's?
Entsetzliche! Du trittst noch vor mich hin?
Mein Schwert! Mein Schwert!
O weh mir! Meine Glieder
Versagen mir den Dienst! — Gebrochen! — Hin!
Meoea.
Laß ab! Dn triffst mich nicht! Ich bin ein Opfer
Für eines andern Hand, als für die deine.
Jas««.
Ws hast du meine Kinder?
Meoea.
Meine siud's!
Insu».
Wo hast bn sie?
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- I
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.7 x 17.1 cm
- Pages
- 600
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515