Page - 227 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I

Ein treuer Diener seines Herrn. König, Und was, Gcrtruoc? Sprich! Königin. Ihr habt erklärt — <7b nilü mit Nccht, mit Unrecht, stell' ick, hin — Daß manches sich ergibt im Kreis des Herrschers, Das rasch persönliches, selbsteignes Walteu, Zninn nnd Fassen fordert und bedingt Und eines Männcrarms bedarf. König. So ist's. Königin. Den Mann nun, der vollziehe, was beschlossen, Erübrigt noch §n nennen, zn bestimmen. König. Nnch dafür ist gesorgt, Köüigin, O stille! still! Sprecht keinen Nanien ans, der, ausgesprochen, Zu Schlüssen stempelt prüfende Gedanken Und Euch zu halten nötigt das Gesagte; Nicht weil es gut, nein, weil Ihr es gesagt. — Wenn Ihr mich liebt, wenn ich Euch jemals wert, So gebt den Herzog, meinen Bruder, mir Als Mitgcnoss' des fürstlichen Geschäfts. — Ich seh' es, Cure Stirne runzelt sich. I!,r liebt ihn nicht! — Schon oft hab' ich's be- merlt, Mit Schmerz, mit tiefem Kummer es bemerkt, Ihr liebt ihn nicht! König. Ich liebe, was ich. achte. Königin. So achtet Ihr ihn nicht? Wer darf das sagen? — Nie Schelsucht, die nur lobt, was tlein, wie sie. Die ich ihn liebe, ja! denn wahrlich, Herr, Die Liebe nur erlennt und ist gerecht. Ihr gebt ihm Fehler. Sei's! doch schaut um Euch! bar? Wie sie so herrlich sind, unübertroffen, Und alle dienstbar seinem kühnen Geist, Sein bliN^nd .'M.-s, es blitzt auch auf die Feinde; Tie Heldcnbrust, der Glieder kräft'ger Bau Verkündet ihn als .Herrn und als Gebieter, Glaubt Ihr, ein Meuter wagte, zu bestehu, Mit dem Gefühl der Schuld in seiner Brust, Vor eiues solchen Blick? — Fürwahr, fürwahr! Des Geistes hohe Gaben acht' ich alle. Doch erst, wenn so des Änßcrn Trefflichkeiten, Herolden gleich, vur ihnen her trommetcii, Tann zieh» sie ein als Könige der Nclt, König. Tu bist begeistert. Königin. Ja, ich bin's, und weh mir, Wenn ich's nicht wäre, wo es Würd'ges gilt. Sagt selbst, ist nicht mein Brnder tapfer, klug, Entschlossen und verschwiegen, listig, kühn, ssein Zaudrer? König. Ja. Königin. Was fehlt ihm also? König. Sitte. Königin. Nun, er ist jung! Viel geht der Jugend hin. Und viel erreicht sie selbst durch ihre Fehler, Er ist gcschäftlos. Gebt ihm ein Geschäft! Und dann — was tut er auch? — Er schwärmt, er liebt. In Frankreich achtet man den Jüngling we^ig, Ner nicht bei Weibern gilt, im Zwist der Minne Den Geist vorubeno schärft für crnstern Zwist, König, Sa üb' er sich in Frankreich, wo man's duldet, Und abgeklärt, sei er willkommen mir. Von andern Völkern borgt da,? ^chliiume nicht. Zu jeder Art des Guten rasch und tüchng, Doch Sitte hält ihr unverrückbar Mas', Streng zwischen Allzuwcnig und Zuviel 3o ist, so muß es sein, so soll es bleiben! «Geht gegen die Mitteltüre zu,) Königin. Hört nur noch eins, — Ihr nanntet oft mich Mz, Cin kühnes Weib, vergleichbar einem M,^> „, Ich war's — ich bin's — und doch — seht nuch hier knien, <Eie lniet,)1 Gebt meinen Bruder niir als Rcichsgchilfen! Gönnt ihm den Namen nur! Ich will ihn Er soll nichts tun, um was ich nicht gewußt. Wie einem Vogel man die Flügel schneidet, Nnn hüpft er frei uud dünkt sich frei, und ist's nicht; 3o will ich halten ihn, mit Liebe füttern. Ihr seht mich schwach, Ich schäme mich, uud Kann ich nur wiederholen: tut's, o tut's!