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260 <3in treuer Viener scines verr».
An jenen Hügeln dort am Taum des Waldes,
Noch bis sie iviedertehren, ini Gefiilil
Noch des Vcrlusts, die Vatcrcingst im herzen,
Sie haben anch das Teuerste verloren;
Mit ähnlichein Gefühl in ihrer Vrust
Umstanden sie die Leiche ihrer Schwester,
?eu ungestraften Trotz des Mörders sahn sie,
Sie taten, was nicht recht. Sei mild, o Herr!
Küniss.
Ten Mördern meineZ Weibs?
Vancbllnus,
Sie Waren's nichts
Der Zufall tat's, des höchsten Gottes Bote,
König.
Nun, sieh hin, o Herr! sie knien.
König.
Und jetzt, da noch der blnt'ge Zweifel schwebt,
ill> unltt meiu Weib nur, ob mir auch den Sohn
Ihr Zrevel stahl —
Vancbanns.
Ach, jetzt, und ebeu >>!,!!
Sei gauz wie Gott, o König! Straf de» Uilleu,
Und "nicht die Tat, den lannifchen Erfolg,
^iiir tinze Frist, so hast du deinen Sohn,
Schon sind gesendet jene, die ihn suchen.
O, raube uicht der Huld den schönsten Schmnck!
Jetzt, mit der Vaterangst in deinem Her-,eu,
Befleck dich nicht mit Blut!
König.
Tu iorderst viel; doch sei's!
Uud auf zu Gnaden nehm' ich Lnre Stadt.
Noch nun —
Vllnclninus.
5)örst dn der Engel Chor! Beglückter Vater,
Nie bringt ei» Lugel mir mein Weib.
Beglückter Vater, siehst du deinen Sohn?
Otto.
Vaucba», sie raube,i mir dein Kind!
Er steht einen Ännenüliil^still, donn sä',It er, dll« Kind in den
Herzog Otto liegt n„i dem Angesicht am Boden.) König.
Mein luieder niir gelwrner, teurer
lEr I,ält ihn in d^n Arnn-n,» Mein Sohn!
lauf der andern H>ito>,
Nn, herzt Vnch satt, nnd ich muß trocken stehn,
Kann nicht einmal de» Mnuo an seiuen legen.
^ier, euer ssüis,' v,,< >,>>r künft'ger Köuig!
Verzeihung jedem, was er anch gefehlt!
Vcs Freucls .hänptern selbst, doch fern vom
2äh' nns mein Weib aus weit entlegnen fernen,
Sie winkte: Ja! nnchtöueud: ich verzeih'!
<Ium Gehen gewendet,!
Vanclmnus
Hier ist noch eiuer, der gar bitter harrt,
König.
Steht, Herzog, anf! Tteht anf vom Vodeu!
<O»t° steht aus.!
Ihr habt ein kleines Gntes hier getan,
^u silnoar!,, um zu vergetteu so viel Böses,
Toch streck' ich nicht die ^nud als Richter ans,
Wo Sünde selber straft, braucht's da noch
Strafe?
ssür meinen Teil cntlass' ich Luch der Schuld,
Voch hier ist einer, dem Ihr mehr getan.
Geht hin nud fragt ihn, was ihn mag ver-
söhnen?
Vanclmüüs.
Tu guier Vorder, gib mir deine Hand!
Ernh —
Fort, Mörder, fort! nnd laß mich dich nicht
König.
Tr wendet sich von Euch. Laßt ab!
Tinion <u°rt>c!c,,d).
Und doch! Noch eins!
'^,'ein König, nud mein hoher Herr! Verzeiht,
Wenn Euch ein Mann, der fclbst dem Nccht Uc»
fallen
lind kanm begnadigt, angeht nm sein Necht;
Toch ist's der Lohn für dieses Mannes Treue,
llud unsers .Hauses Ehre fordert's laut.
Befehlt, daß Liier Schwager von Meran
Vor Euch, des Laudes Herr,, uud höchstein
Richter,
Mir Rede steh', antwortend, wenn befragt,
König.
Ihr hört, was man begehrt. Gebt Antwort
denn!
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- I
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.7 x 17.1 cm
- Pages
- 600
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515