Page - 293 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
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TcZ Meeres und der Liebe Wellen. 293
Her«.
hier ist dein Brief. Nimmst du ihn nicht? ^-
Vi jn! —
<3,e steckt dcn Vrics in dcn 0!üi!el,>
Wie schiin du bannst, o Lainpc, meine
Freundin!
Noch ist's nicht Nacht, und doch geht alles Licht,
Das ringsumher die laute Welt erleuchtet,
Von dir au^, dir, du Srmne meiner Nacht,
Nie an der Mntter Brust hängt alles Wesen
Hier will ich sitzen, will dein Licht bewahren,
Nie dumpfe Luft drückt dort die Angeu zu;
Das aber füll nicht fein, es gilt, zu wache»,
<2ic sitz!,!
Mit Kummen uud mit Gehn. Nicht absuhlloö!
Allein weshalb? Warum? Ich weiß es nicht,
Stirn,
Erkcnu' ich's wohl. Und dann — soll auch ^
wen» nur —
Was ist? Wer kommt? — Ich bin allein. Der
Wind nur
Webt schärfer von der See, — So besser denn
Treibst du dcn holden früher aus Gestate,
Die Lampe brennt noch hell. Pfui, wer wird
träumen?
Hellauf und frisch! Der Liebe fuße Wacht,
!Tcn ilops wieder in die Hand gestützt,!
Genau bcsehn, wullt' ich, er täme nicht,
Wie fie ihn träfe» — inilleidvollc Götter!
Truni wär' ec- besser lvohl, er läme »icht.
Allein, er wünfcht's, er flehte, bat, Er ivill's
Komm immer denn, du guter Jüngling, komm!
Ich will dich hüten wie der Jungen Schar
Die Glucke schützt, uud niemand soll dir nah»,
Bewahr'! bewahr'! — Ich bi» doch müd.
Es schmerzt der ^.uß, Löst niemand mir die
Schuh?
!Eie zieht einen Fuß ans die Rnhebcml,,
>>icr drückt es, hier, >M mich ei» 3tein verletzt?
Zt'cIIun«,>'°^
Wie süß, >oie wohl! — Komm, Wind der Nacht,
>lo»imst t» doch iiders ^ieer, von ihm,
Uud, o, dein Naujchen und der Blätter Lispeln, Vreit aus die Schwingen, hülle sie um mich,
Um Stirn und Haupt, den hals, die müden
Arme,
Umfaß, umfang! Ich öffne dir die Vrnst —
Und kommt er, sag es an — Leander — du?
Tei Tcmpclhüter kommt lauschend auf den Iehe,!, hinter
Hero! — Sie schläft,
Priester.
Vom Turme strahlt das Licht,
Der Götter Sturm verlösche deine Flamme!
Tcmftclhütcr,
Was sinnt er nur? Mir wird so baug und
fchwer.
Wenn ich nicht sprach — und doch, wie tonnt'ich
anders?
Dort gehen Männer mit des Fischzugs Netzen.
Was schafft ihr dort? Ward euch denn nicht ge»
boten,
In eurer Hütten festvcrschloßne» Näumen?
lZurücklommend,!
Sie meinen, es gibt Slurm, Nun, Götter,
waltet!
«Zum Inim emporblickend,>
Die Lampe wird bewegt. Er selbst! Unselig
Mädchen,
Erwacht sie? Nein, So warnet dich lein Tr<-,u>u?
Tempclhütcr.
Mich schaudert. Weh! hätt" ich meiu Oberllcid!
Priester.
Wer spricht? Vist du'Z? — Komin mit! Es sinkt.
die Nacht
Und brütet über ungcschehne Diuge.
Nun, himmlische, nun waltet eures Amts!
Die Schuldigen hält Meer nnd schlaf qrbundcn;
Und so ist eures Priesters Werk vollbracht.
Das holz geschichtet und das Beil gezückt,
Weud' ich mich ab. Trefft, Götter, felbst das
Opfer!
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- I
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.7 x 17.1 cm
- Pages
- 600
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515