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Melusinci. 351
Raimund.
Nrrta. Troll.
Noseuwolleu überziehen
5^>ell das heitre Firmament,
Raimund.
Ach, in Melusinens Lande
Sah ich schöncrs, hcllres Licht,
Und die Sonn' in ihrem Brande
Reicht an jene Klarheit nicht!
Ncrta. Troll.
Seht die Blumen!
Raimund,
Vcide.
Niese Kräuter,
Trockne Garben!
Neide.
Wie sie duften Opscr-gleich.
Raimund,
Tuft ist nur in ihrem Neich!
Neide.
Welche Schönheit!
Raimund.
Ich weiß Schöures!
Neide.
Kann EntzückendcrZ man sehn?
Raimund.
Doch das Land, ich lann's nur nennen,
Aber hin taun ick) nicht gehn!
Nerta.
Hebet die Augen,
Schärfet den Vlick,
Nahrung zn saugen,
Keimendes Glück,
Viel ist des Guten, viel, was gefasst!
Herrlich die Schöpfung, glücklich die Velt,
Troll.
Überall ist's,
Ach, Herr, man sieht es.
Und mau gcnicht's.
Raimund.
Nehmt mich fort aus diesen Tagen,
Tni» mein Glück schwand wie ein Hanchi Fehlte Kraft mir, es zu tragen,
Zn entbehren fehlt sie auch!
Und schien sie strafbar, hätt' ich'Z geklagt!
hab' ich gesprochen? Hab' ich gefragt?
Nein, ich verwarf sie, stieß sie von mir.
Und schau' ich diesen Niug mit seinen Wunder-
zcuh.-u,
Fühl' ich mein Herz sich, meinen <-inn erweichen;
Und dreh' ich ihn am Finger, wird's mir helle,
Ich schaue sie, Nort! — Mclusina, dort!
unier ihm im Fclwi,/
Vcrta,
Was ist Ench?
Raimund.
Sieh im Fclseubett der Welle!
Komm, Mclusina, lomm!
<2er Wllsseisllll rauscht wil'dci herab und bedeckt die Er.
Noch sie ist fort.
Nie Schrift verlöscht, die nur die Wünsche lesen,
lind Schaum bedeckt, was Schaum nnr ist ge-
wesen.
Berta.
Gebt mir den Ring!
Raimund.
Ten Ring, wozu?
Vcrta.
Nutzlos verwirrt er, stört Eure Nuh'!
Raimund.
Einziges Zeichen, dich laß ich nie,
Bildender Kraft doch zeigst du mir sie!
Dle beiden.
Wollt Ihr genesen, so wird's Euch uic;
Tauert das Zeichen, dauert auch sie.
Der «rn! !°mmt,
Vcttll.
Bruder, ich habe mich über Raimund zu be-
llagcn!
Graf.
Was ist?
Netta.
Endlos in seinem Jammer, stößt er allen
Trost von sich. Er denlt nur an jene und an
ihrer Träume fabelhaftes Reich.
Graf.
Naimund, ist's möglich?
Nrrta.
Er hat einen Niug von ihr, den will er
nicht ablegen.
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- I
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.7 x 17.1 cm
- Pages
- 600
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515