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Wc!i dcm, der lügt! 353
Gregor.
Und dieses eine wär', daß ich mich hasse?
Leon.
Daß Ihr Euch selbst nichts gönnt, daß Ihr a»
duck,
Abknappt, was Ihr an andre reichlich spendet.
Und das lann ich nicht ansehn, ich, Eu'r Koch.
Iyr müßt dereinst am jüngsten Tag vertreten
ä^o>,l Eure Lccl', ich Euren Leib, von Rechtens;
Und darum sprech' ich hier in Amt und Pflicht,
Seht, essen muß der Mensch, das weiß ein jeder,
Und was er ißt, fließt ein auf all sein Hvesin,
Eßt Fastentost, und Ihr seid schwachen Sinns;
Eßt Braten, und Ihr fühlet Kraft nnd Mut.
Ein Wasseitrunt bringt allzuoiel auf Gnng,
Man lann nicht taugen, Herr, wenn man nicht ißt
Ich fühle das an mir, und deshalb red' ich.
Solang ich nüchtern, bin ich trag und dumm,
Doch nach dem Frühstück schon kommt Witz und
Klugheit,
Und ich nehm's auf mit jedem, den Ihr wollt.
Seht Ihr?
Gregor.
Hast du gegessen heute schon?
Ei ja! Leon.
Gregor.
Daß Gott! Trum sprichst du gar so llug,
Leon.
Ei, llug nun oder unklug, wahr bleibt's doch,
Den Braten nur vom Hirschkalb, gestern noch,
Zurück mußt' ich ihn schicken, ihn verkaufen^
Ein Stückchen Fleisch, wie kcins Ihr je gesehn,
Gregor.
Es war zu kostbar, Freund, für mich.
Leon.
Iu kostbar?
Für so'nen Herrn? Ei seht! Warum nicht gar?
Tann hätt' er Euch so viel als nichts gekostet.
Ja, wirklich nichts. Wollt Ihr ihn heute, Herr?
Er ist noch da und lostet nichts; denn sel,t —
's ist so — 's ist ein Geschenk von frommen
Leuten;
Wahrhaftig ein Geschenk.
Gregor.
Lügst du?
Weh dem, der lügt! Leon.
Gregor.
Leon.
Nu — nu!
Gregor. Ei ».
Verwegner! Leon.
Hab' ich gelogen, war's zu gutem Zweck,
Gregor,
Was weißt du, schwacher Wurm, von Zweck und
Enden?
Der oben wird's zu seinem Ziele wenden.
Tu sollst die Wahrheit reden, frecher Bursch.
Leon.
Nun also: Ich hätt's, Herr, bezahlt für Ench,
Wozu so viel Geschrei? Ich tu's nicht wieder.
Hätt' ich mein Tag geglaubt, daß so was Sünde!
Gregor.
Geh jcht.
Le«n.
So lebt denn wohl.
Doch noch ein Wort l
Zürnt nicht! ich kann wnhrhaftiglich nicht anders,
So 'n Herr, so brav, daß selbst die kleinste Lüge,
Ein Notbehelf, ihn aufbringt — zürnet nichts
Ich rede ja den Lügen nicht das Wort,
Ich meine nur — daß so ein .Herr — pfui,
geizig!
Was hat denn Geld so Schön's, daß Ihr's so>
liebt?
Gregor.
Wie kommst du darauf?
Leon.
Würd'ger Herr, mit Gunst l
Ich sah Euch einen Sack mit Pfennig' küssen,
Ter oben steht im Winkel Eurer Truhe;
Und hier spart Ihr Euch ab, um dort zu sammeln.
Nennt Ihr das recht? Seht Ihr! so sind wir wett.
Tas also war's? Gregor.
Leon.
Ja, das. Und nicht bluß ich.
Auch andre Leute nehmen das Ench übel,
Und seht, das tränkt mich, Euren treuen Diener.
Gregor.
Ta, seh' ich, wird Rechtfertigung zur Pflicht.
Ein Scelenhirt soll gutes Beispiel geben,
Setz dich und höre, wie ich mich vcrteid'ge.
Je, Herr — Leon.
Gregor.
Ich sage: Setze dich.
Leon.
Nu», hier dcim.
«Er letzt sich vor dem Bischof auf die Erde nieder,!
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- I
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.7 x 17.1 cm
- Pages
- 600
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515