Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
Page - 395 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 395 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I

Image of the Page - 395 -

Image of the Page - 395 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I

Text of the Page - 395 -

Die Jüdin von Toledo. 395 Mag der Unreiu°Hnndige kommen, hat sie'Z selber doch gewollt, Esther, komm! Je, Vater, bleibt! Isllül. Immer zu! Komm, Esther, komm! (Er «eh!,. Ich will nicht allein sein! Holt ihr? Bleibt! — Sie gehn — O weh mir, weh! Ich will nicht allein sein! hört ihr? Ach, sie kommen, — Schwester! Vater! <Vi<t ihnen nclch,! König c>m A„üreten>, Laßt naher nur das Volk! Es stört mich nicht; Trmi un'r mich einen «önig nennt, bezciä'n '^t Als höchsten unter vielen mich, und Menschen Eind so «n Teil von meinem eignen Selbst, Willkommen mir in dieser treuen Stadt, Willkommen in Toledos alten Mauern, Such ringsum dich, und hoher poch dein Herz, Hier ist kein Platz, kciu Haus, kein Ttciu, lein Der Denkmal nicht von niciner Kindheit Lose, Als ich vor meines bösen Oheims Wüten, Der Mutter früher schon beraubter Knabe, Tnrcl, ^'inlx's Land, es war mein eignes, floh Und mich von Stadt zu Stadt Kastiliens Bürger Wie Hehler eines Diebstahls heimlich führten, Weil Tod bedräute Wirt zugleich und Gast, Und üd'rall nun umstellt war meine Spur, Na brachten mich die Männer, Don Esteuan Illan, den längst der Nasen birgt des kühlen Grabs, Und dieser Mann, Manriquez Graf von Lara, Hichcr, den Hauptsitz von der Feinde Macht, Und bargen mich im Tnrm von Sankt Noman, Den du dort siehst hoch ob den Häusern ragen, Tort lag ich still, sie aber streuten aus Den Same» des Gerüchts ins Ohr der Bürger, Und als am Tage Himmelfahrt die Menge V^s,i,,,melt war vor ,oin's Tempels Pforte, Da führten fie mich auf des Turmes EN^r Und zeigten mich dem Volk und schrien hinab: >?i« mitten uutcr euch, hier euer König, Der Erbe alter Fürsten, ihres Nechts Und eurer Nechte williger Beschirmer, Ich war ein >tind und weinte, sagten sie. Noch aber Iwr' ,ch ihn, den gelle» Äufjchlvi, Ein einzig Wort aus tausend bärt'gen ilehl»'», Und tausend Schwerter wie in einer Hand, Der Hand des Volks, Gott aber gab de» ^ieg. Die Lconeser flohn; und fort und fort, Ich selber Fahne mehr als Krieger noch Inmitten eines Heers, durchzog das Land, Erfechtend mit des Mundes Lächeln Siege; Sie aber lehrten mich und pflegten mein, Und Muttermilch floß mir aus ihren Wunden, Deshalb, wenn andre Fürsten Väter heißen Des eignen Volks, neun' ich mich seinen Sohn, Neun was ich bin, verdank' ich ihrer Treue, Manrinucz. Wenn alles, was Ihr seid, vieledler Herr, Dann nehmen wir den Dank und sind des froh. Wenn unsre Lehren, unsre Pflege sich In so viel Nuhm, in so viel Taten spiegeln. Dann ist der Dank so ein' als andre Pflicht, <Zui Königin,! Seht ihn nur an mit Eurem holden Blick; Das Alter ist wohl tadelsüchtig sonst, Auch ich bin alt und tadle gern und viel, Und oft hab' ich, im Nat mit meiner Meinung Besiegt von seinem fürstlich hohen Wort, Bös Zeugnis aufgesucht gen meinen Herrn, Ihn eines Fehls, weiß Gott wie gerne, zeihend, Doch immer kehrt' ich tief beschämt zurück. Mir blieb der Neid, und er war fleckenlos, KüniF, Ei, ei! Der Lehrer auch ein Schmeichler, Lara? Doch wollen wir nicht dies und das bcstieitcn. Bin ich nicht schlimm, so besser denn für euch, Obgleich der Mensch, der wirklich ohne Fehler, Auch ohne Tugend wäre, fürcht' ich fast; Teun wie der Baum mit lichtentfernten Wurzeln Boden, So scheint der Stamm, der Weisheit wird ge- nannt Und der dem Himmel eignet mit den Ästen, War einer je gerecht, der niemals hart? lind der da mild, ist selten ohne Schwäche, Der Tapfre wird zum Waghals in der Schlacht, Besiegter Fehl ist all des Menschen Tugend, Mir selber ließ man nicht zu fehlen Zeit: Als »nabc schon den .Helm auf schwachem Haupt, Als Jüngling mit der Lanze hoch zu Roß, Blieb mir lein Blick für dieses Lebens Güter, lind was den reizt und lockt, lag fern und fremd. Daß Weiber es auch gibt, erfuhr ich erst. Die wirtlich ohne Fehl, wenn irgend jemand, Und die ich, grad heraus, noch wärmer liebte,
back to the  book Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I"
Grillparzers sämtliche Werke Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
Title
Grillparzers sämtliche Werke
Subtitle
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
Volume
I
Editor
Rudolf von Gottschall
Publisher
Hansa-Verlag
Location
Hamburg
Date
1906
Language
German
License
PD
Size
11.7 x 17.1 cm
Pages
600
Keywords
Dramatik, Literatur, Gedichte
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Einleitung
  2. I. Dramen 14
    1. Die Ahnfrau (1817) 17
    2. Sappho (1819) 50
    3. Das goldene Vließ (1822) 89
    4. König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
    5. Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
    6. Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
    7. Der Traum ein Leben (1840) 300
    8. Melusina. Romantische Oper (1833) 339
    9. Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
    10. Die Jüdin von Toledo 393
    11. Ein Bruderzwist in Habsburg 424
    12. Libussa 473
  3. Fragmente 515
    1. Esther (1863) 515
    2. Hannibal (1835) 528
    3. Robert, Herzog von der Normandie (1808) 531
    4. Alfred der Große (1817) 560
    5. Spartakus (1810) 579
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Grillparzers sämtliche Werke