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Lin Bruderzwist in Haböburg.
Klesel,
Noch spracht entgegen Ihr dem Krieg.
Maximilian.
Ei, laßt mich!
Ferdinand >> Mc,!hi„«i,
Wozu noch kommt, daß es mich heidnisch dünkt,
Für KriegeZruhm und weltlich eitle Ehre
Nas Wohl des Lands, der ganzen Christenheit
In sehen auf ein trügerisches Spiel,
Leopold.
Ferdinand.
Was fällt dir ein?
Leopold.
Wer billigt, der bewilligt wohl zuletzt.
Ferdinand (l°rli»hre,>d).
Auch sind im Heer beinah nur Protestanten,
Und wo der Glaube fehlt, wo bleibt die Hoff»
Klescl <z>, M»!hm«>,
Vcliebt's Euch, hoher Herr?
Mathias.
Was das betrifft,
Noch ist das Land, sind seine höchsten Stellen
Mit diesen Protestanten ja besaut,
Muß ich sie schonen nicht, will ich sie braucheu?
Not?
Und sag' ich's nur: die Fähigsten, die Kühnsten,
Nie Ketzer sind^-, ick, w>'isi nicht, wie cs lomnit,
Klcfcl
Ver Krieg ist dieser Spaltung Keim und Wurzel,
Ferdinand (°"l Kl^y
Ta spracht Ihr wahr, wenn irgend jeinals sonst!
Weil Nnlie war in meiner Steiermart,
Weil ich bei Ketzern brauchte nicht zu betteln,
Gelaug's mir, ihre Rotte zu zerstreun!
Und deshalb, wäre nicht des Kaisers Wille,
Tcr «rieg und Frieden gleicherweis vereint:
Tcn Waffenstillstand —
«Zu Mcle!,!
Schüttelt Ihr den Kopf?
Mathias.
Und soll er nicht, solang sein Kopf ihm eigen?
Glaubt Ihr, der Türke werde müßig gehn,
",üi Waffenruhe und solchen armen Tand
T^<- Vorteils sich begeben, der ihm lacht?
— Wenn er im Vorteil ja, wie's wirklich
schcint — Tas ist der Fluch rwu unserm edeln Haus:
Auf lialben Wegen und zu halber Tat
Mit halben Mitteln zanderhaft zu streben.
Ja oder nein, hier ist kein Mittelweg.
Ferdinand.
Wenn man uns drängt, das ist nicht Brauch,
noch Sitte,
Mathias,
Es dräugt die Zeit; wir selbst sind die Be-
drängten,
Ferdinand.
Und kennt man die Bedingungen des Feinds?
Klcsel
lden Stuhl rückend».
Nas ist zu wisseu leicht ans erster Quelle.
Nes Ofner Nassa Sekretär nnd Nulmetsch
Ist hier im Lager; wenn Ihr es gestattet,
Führ' ich ihn her, Hort selbst dann, was er
bringt.
Maximilian.
Mir ist geniein nichts mit den grimmen Türkcu,
Ferdinand.
Nie Punkte, die der vcilx nimmt uud gibt?
Klescl.
Ner Stand wie vor dem Krieg,
Maximilian,
Tas wäre billig.
Leopold.
v>.ilt aus, Fernand, halt aus! Kehr ruhig
heim,
Nurch Vlut und Krieg mit allen seiucn Schrecken,
Zu fechten für des Kaisers Macht uud Willen,
Ferdinand
Nun Frieden also denn!
Leopold.
Fernand, auch du?
Ferdinand.
Fragst du mich noch, der dn mich selber zwingst,
Mir schildernd alle Greuel des Verweigerns?
Klesel
ttulng zu Mathias!.
Ihr seid für Krieg?
Mathias.
Wenn man mich überstimmt!
Leopold.
Hier ist noch einer, Ohm, wir find zu zwei.
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- I
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.7 x 17.1 cm
- Pages
- 600
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515