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Libussa. 477
Voch hilst sie dem uiir, der wie du gedacht.
Wenn du den «ranken mit den. Besten tränkest,
Er stiibt, hält er fi,r >',iit, was du gebracht.
Als Krücke niag es sein, das; sie noch leiste
Für schwache Seelen, die am Willen krank,
In Wahrheit hilft doch uur der Geist dem Geiste,
Er ist der Arzt, das Vette und der Trank,
Wenn ich mich über unsern Vater neigte
Und ihm die Sprüche alter Weisheit las,
Tl'r deinen Nut, der Feinde Scheelsucht zeigte,
Er faßte ueucn Mut, und er genas.
Üiascha,
Nun aber ist er tot, wir sind verwaist.
Trtta.
Vist dn verwaist? Ich nicht. Ich seh' ihn noch.
Nicht wie zuletzt in seiner Schwachheit Vnndcn,
Mir ist er als ein Jüngling auferstanden.
Erhabne Fürstinnen!
«lisch ll.
Was ist? '
Tttla.
Was sucht, was wollt ihr?
Tllmaslav.
Die Nachricht euch zu bringen sind wir da,
siascha.
Wir haben es gewußt, bevor es noch geschah,
Tctla.
Als ihr uuch hofftet, zagtet, dies und das ge-
?a war es uns bekannt, da haben wii's beweint,
LaiM,
Wenn nun der Tod den besten Fürsten schlug —
Kafcha,
Zu gut für euch, für uns uicht gut genng,
Denn sorgt' er uicht um cnch, und dacht' cr an
die Seineu,
Ihr lebtet wüst wie vor, wir brauchten nicht zu
Tcttn.
Weil euer Trutz vergällt' ihin jeden Tag!
Gab er dem Kummer sich und welkte hin, erlag
Wenn's nun auch so, und wenn die Sorg' nm
Beschwert sein Leben, gar es ihm geraubt,
Laßt das uns nicht entgelte», hohe Frauen,
Belolmt, mit dem wir uahn, das kindliche Ver-
Vollendet, was begann des Vaters hohes Haupt. Laftak.
Die Krone, die er trug, dies Land, sein Neich,
Verschmäht sie nicht und uehmt, wählt eine »nier
ench.
DiimaslnU.
Ihr stammet, wissen wir, von höhein Mächten,
Wir sind ein dunkles Volk, unkundig in den
Rechten i
Der Stab, der in Fürst Krokus' Händen lag,
Wer, als sein eignes Blut, zu halten ih» vermag?
Alle c<"'i die K,uc I,,lw,d>,
Nehmt unsre Krone! Wählet! Knscha, du!
jlascha.
Unter Sternen schweif' ich,
In der Ticsc walt' ich;
Was Natnr vermag nnd kann,
Ist mir willig uutertan.
Aas Leblose lebt.
Des Lebcnd'gcn Dasein ist Tod.
Geht zu andern mit cncrn Reichen,
Was ist mir geniein mit cnch?
Lapnl.
To uimni denn, Tctla, du dich unser nn!
Tctln.
Was sein soll, ist unr eins,
Was sein kann, ist ein vieles!
Ich aber will sei,: einig und eins.
Ans Wahrheit und Lüge wählen,
Recht erdenken, das kein Recht,
Nafür sucht eine» Sündcnknecht,
Mein sonnig Reich strahlt hellres Licht;
Von mir! Ich mag cnrc Krone nicht!
Lapak.
3o laßt ihr uns dcun hilflos nnd verwaist!
Trtkll.
Sie ist nicht heim. Allein, wenn anch zn Hanfe,
Sie folgt cnch nicht.
Laßt »ns es doch versuchen,
Tctlll.
Ich sag' cnch, sie verweig.'rt's.
Gnt, doch hören,
Anhören soll fie uns. Erlaubt, zn harren.
Knscha.
Seht ihr so gern noch einmal cnch verschmäht,
Eo wartet, bis sie naht. Geht dort hinein!
Ihr aber gebt, was sie am meisten lockt,
Gebt ihnen Speis' nnd Trank, und damit gnt.
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- I
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.7 x 17.1 cm
- Pages
- 600
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515