Page - 513 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I

513 Nanu kmnmt'Z an euch, an euch und eure Bruder, Der le^tc Aufschwung ist's der matten Welt, Die lang gedient, sie werden endlich herrschen, Zwar lneil und weit, allein nicht hoch, noch tief; Nie flraft, euticrut Uuu ihrciu ersten Ursprung, Wird schwächer, ist nur noch erborgte Kraft, "Doch werdet herrschen ihr und cnern Namen Als Siegel drücken auf der künft'gen Zeit, Doch bis dahin ist's lang, was soll ich hier? Ihr habt gelernt Begeisterung entbehren, Ihr fragt den Geist und gebt die Antwort selbst, Ich sehe meinen Vater, meine Mutter, Auch diese Flamme, seht nur, sie erlischt, Und statt der Glut umnebeln mich die Dämpfe, Sonst angewohnt und nun belastend mich. Laß nur, die Flamme lischt, ich fühl' es wohl, Primislllus. Laßt mit Gewalt sie uns vom Altar reißen, Ihr teures Dasein, fürcht' ich, ist bedroht. LllMssN (°ulstehe„d), Hört ihr? Das sind der Schwestern Wander- schritte, Ihr habt vom Wischchrad sie ausgetricben. Sie ziehen fort uud lafsen mich allein. Was foll ich noch, die Eltern-, Schwestcrnlofe? Euch selber bin ich nnr die Marchenkund'ge, Auf die ihr hört, so weit es euch gefällt, Ich aber rede Wahrheit, Wahrheit, nur verhüllt In Gleichnis und in sclbstgeschaffnes Vild, Da kom»ien sie, die Schwestern, die Vcr- Sie fliehn vor euch, wie ihr vor ihnen floht. So zieht ihr fort? Lilmssll. Nimm unsern Gruß zum Abschied, Lilmssa, Wo aber hin? Tctla. Ins Elend, in die Welt. Primislaus, Sucht aus den Schlössern dieses weiten Landes In Vera, und Tal euch aus den künft'gen Sitz, Kaschll. Wir haben nichts mit dir, <Zu Libussa,, Gehst du nicht mit? Lilmssa, Ich kann nicht, seht ihr wohl, Kaschll. Wir warnten dich. Warum hast du an Menschen dich geknüpft? Libussa. Ich liebe sie, und all mein Sein und Ncscn Ist nur in ihrer Nähe, was es ist. Tctta. Lilmssa. Vielleicht. — Und dock,: 2er Mensch ist gut, — O, bleibt noch, bleibt! Ich fühle, Wie eure Gegenwart den macht'gen Geist, Der halb erloschen, nen zu Flammen facht. Und wie er einzeln dies und das besorgt, Entgeht ihm der Zusammenhang des Ganzen, Nes Herzens Stimme schweigt, in dem Getöse Des lanten Tags nnhörbar übertäubt; Und was er als den Leitstern sich des Lebens, Nach oben klügelnd, schafft, ist nur Vcr» zcrrung, Schon als verstärkt, damit es nur vernehmlich. So wird er schaffen, wirken fort und fort. Von allem Meister, was dem Dasein not, Tann, wie ein reicher Mann, der ohne Erben lind sich im weiten Hanse fühlt allein, Wird er die Leere fühlen seines Innern, Beschwichtigt das Getöse lauter Arbeit, Nie Liebe, die nicht das Bedürfnis liebt, Nie selbst Bedürfnis ist, holdsel'ge Liebe; Im Drang der zlraft Bewußtsein eigner Ohn» macht; Begeisterung, fchon durch sich selbst verbürgt, Die wahr ist, weil es wahr ist, daß ich fühle. Dann kommt die Zeit, die jetzt vorübergeht, Die Zeit der Seher wieder und Begabten, Das Wissen uud der Nutzen scheiden sich lind nehmen das Gefühl zu sich als drittes; Und haben sich die Himmel dann verschlossen, Die Götter wohnen wieder in der Vrust, Und Menschenwert heißt dann ihr Ob'rei, einer. Bis dahin möcht' ich leben, gute Schwestern, Doch soll's nicht sein, die Nacht liegt schwer am Boden, llud bis zum Morgen ist noch lange Zeit, Die Kraft versiegt, mein Auge schwimmt im Dunkel. Fort alles, was um mich noch Gegenwart; Nie Luft der Zukunft foll mich frei umspn-leu. 33