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Esther. 521.
Sei ruhig, uns beschützt schon unsre Abkunft,
Nenn Israel, so hoch in eigner Schätzung,
Steht tief im Wert bei allem Nachbarvolk;
Man reicht nicht gern der Jüdin Hand und Ning,
Mardochal.
Und solche Schmach erwähnst du ohn' Erröten?
Lsthei,
Nun, guter Gott! Erst schreckt dich die Gefahr,
lind uun das Nettnngomittcl auch, Toch sich!
Nurt unser Nachbar, der ucrkchrte Kosru,
Von dem die Kunde mir der Ninge kam,
Er hat sein Weib, die garstig wohl genug,
Doch ihm gar reizend scheint, im haus versteckt.
Nun aber scheint's, dünkt ihm die Sicherheit,
Nie doppelte, nicht sicher mehr genug,
Und beide fliehen eilig nach dem Wald,
Waffen!
Nas sind des Königs Boten.
Mardüchai.
Geh ius haus!
Vielmehr doch, bleib! Gott Israels, meincr
Vä!«!
Wär' es dein Ratschluß, ein? unsres Volks
Zu setzen hoch ans Asiens stolzen Thron,
Naß sie. ein Schutz sei ihrer flücht'gen Vrüder,
Vielleicht sie heimführt in ihr Vaterland
lind ncn erbaut des Bundes alten Tempel.
— Bleib, Esther, bleib! — Geb' ich sie hin,
Gab' ich mein eignes Leben zehnmal hin
Zur Ehre meines Gottes, meines Volks.
Laß uns erwarten, Tochter, was da kommt:
Was immer auch, es kommt, bedenk, von oben.
HllUptMÜNN <im A„illelc!>>.
Laßt nur die Pferde satteln sür den Heimweg!
Nicht eine, die der Forderung genügt,
Zwar zuletzt.
Wohnt hier ein Mardochai?
Martwchnl.
Ja, Herr, ich bi» es.
Mit einer Tochter?
HllUptMll!!!!.
Maidochni.
Nichte. YllüPtMllMI.
Niese hier! —
lNm Knie auf die Eide letzend.»
Gefällt's Euch/ mir zu folgen.
Mllidochai.
Gott entschied.
Esther.
Ihm folgen? Hörst du, Vater? Oheim, sprich!
Verlässest du mich denn in deinem Schweifn?
Nun wohl, so sprcch' ich selbst, mein eigner Schutz.
Ench folgen kann ich nicht, dcun nebst dem.Ab»
fcheu
Vor also roh gebieterischer Werbung,
Nie, wenn sie Eures Königs eigner Wille,
Mir ihn als kundlos darstellt wahrer Neigung,
Ist meine Abkunft —
Mnrdochlll.
Schweig! Schmähst du die Tcinen?
Auch frommt es kaum. Nicht dahin geht meiil
Auftrag.
Nur mit dem Ang' befahl man mir zu wählen.
Was fönst empfiehlt und hindert, findet später
Am mächt'gcrn Ort Entscheidung und Gehör,
Hörst du? Sein Aussprnch klingt wie höhre
Stimme,
Und meine Meinung liegt in seinem Wort.
Ich werde bei dir stehn, und kommt die Zeit,
Tret' ich hervor, ein Hüter deines Wohls.
Und so denn, noch einmal gesenkt das Knie,
Fordr' ich Euch auf, zu folgen, bittend Euch,
Naß, wenn der .Herr dem Ticner ähnlich urteilt.
Ihr auf dem Gipfel einst der Macht gedenkt,
<ZU feinem ««folge,)
Nie Pferde vor!
Esther.
So foll ich wirklich denn —
2a bleibt nicht V Mllrdochlli.
Esther.
Fast scheint's ein Märchen.
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- I
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.7 x 17.1 cm
- Pages
- 600
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515