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Robert, Herzog von der Normandie. 557
Hrrcford.
Ei, was frommen die alten anfgewärmten
Gefchichtchen! ,^abt Ihr einst meinen Vater ge-
rettet, je nn, gnt, — Ich hab' Euch drum nicht
gebeten!
Robert.
Gib der Natur dein MensttienantliN zurück, sie
hat sich vergriffen, als fie dich schuf, Nu bist
leiner aus unserer Mitte! — Gott, Gott! Ich
habe seinen Vater gerettet nnd er sieht kalt meine
Leiden! — Mensch — Teufel! — Nimm! (Ei rcih,
H,'ics^dc„ hüstic, !,! die Hn„d,) Nimm alles — aber
führe mich zu meinem Bruder!
Hcrcford
Nn, wir wulleu scheu!
Nübcrt.
O geh, geh! Jede Miuute loird dem Ge-
Hcrcford <gcht>,
Nobcrt.
Ich will de,n .Henker alles biekcn, was ich
habe, L,ind, Krone, Leben, nnr schone er meine
Geln'nen!
,Hcrcford <z>!riicki°m,„c!,t,),
Könige zu Eurer Bedienung gefandt. Wollt Ihr
il!,, sprechen?
Nobcrt.
Ja — doch eilt, guter Mann, eilt zum Könige!
Zwölfter Auftritt.
Gnädigster.Herr!
Wer? — lF.'s! I«i,'chcnd,) Odo! — lNc„dc! sich wog
>,„t> «crbilgl do« Gclicht >„ dcr Hand^ leisc,) Wo ist Mein
Vo ist mein Weib?
('befangen! Gefangen! — abfangen! — Nas ist schlimm
— sehr schlimm!
^ n,ein >>crzog! Mnßte ich das erleben,
weit ist es mit Euch gekommen!
Llnch dies noch — anch dieser lehte Trost
inir cnlrissen! — — Es gab eine Zeit, wo icl,
glühender Hanch hat sie uertrocknct; es gab eine
Icit, wo eine Beleidigung inir das Schwert in
die Hand gab, doch nun ist meine Kraft gelahmt,
zum Niude geworden!
O mein armer Herr!
Herzog.
Jawohl, ar,m! — Ich habe getragen wie ein
Mann! — Ter Schlag macht mich zum Kinde
(i„ii,chc„d, oder zum Teufel! — Gefangen? sie gc»
fangen?
Ldo.
So dachte ich Euch nicht zu sehen, als icb
Euch nnf meinem Arme wiegte am Hofe Eurcö
Vaters!
Nnch ich dachte nicht, einst durch Heinrichs
Hand zn fallen, als ich ihn Wilhelms Granfam
!eit enir,ß! O des Undnnlbaren! — Noch,
Odo, was macht mein Weib?
Sie ist hier im 2,iger!
Herzog.
Hier — Im Lager! Und ich nicht bei ihr!
der Bosheit der Böfewichteri befukclt das unbe-
fleckte Heiligtum durch das gierige Auge dieser
Schurken! — Wo ist Heieford? Wo ist er! Ich
mag er auälcn, denn ich bin sein ^eind! nder
was hat ihm die schöne engelreine Seele getan,
schlingt, auch sie iu den Abgrund schlendern will,
den er mir zum Grabe bestimmt hat! Gegen mich
fie ihn, entgegensetzen, als ihre Schuldlosigkeil,
ihre Tränen — Heda, Hcreford! — Ich kann
nicht länger weilen, die Erde glüht unter mir!
Beruhigt Euch, mein herzog! Man wird cs
,licht wagen, ihr übel zu begegueu!
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume I
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- I
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.7 x 17.1 cm
- Pages
- 600
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515