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Frau Séverine; Rollin, der Dichter.
Scaevola. Tod allen, die heute die Macht in Händen haben! Tod!
Marquis. Sehen Sie, Séverine, so empfängt man uns.
Rollin. Marquise, ich hab’ Sie gewarnt.
Séverine. Warum?
Françoissteht auf. Was seh’ ich! Die Marquise! Erlauben Sie, daß ich Ihnen
die Hand küsse. Guten Abend, Marquis! Grüß Gott, Rollin! Marquise, Sie
wagen sich in dieses Lokal!
Séverine. Man hat mir soviel davon erzählt. Und außerdem sind wir heute
schon in Abenteuern drin – nicht wahr, Rollin?
Marquis. Ja, denken Sie, Vicomte – was glauben Sie, woher wir kommen?
– Von der Bastille.
François. Machen sie dort noch immer so einen Spektakel?
Séverine. Ja freilich! – Es sieht aus, wie wenn sie sie einrennen wollten.
Rollindeklamiert,
Gleich einer Flut, die an die Ufer brandet,
Und tief ergrimmt, daß ihr das eigne Kind,
Die Erde widersteht –
Séverine. Nicht, Rollin! – Wir haben dort unsern Wagen in der Nähe halten
lassen. Es ist ein prächtiger Anblick; Massen haben doch immer ‘was
Großartiges.
François. Ja, ja, wenn sie nur nicht so übel riechen würden.
Marquis. Und nun hat mir meine Frau keine Ruhe gegeben … ich mußte
sie hierher führen.
Séverine. Also was giebt’s denn da eigentlich Besonderes?
Wirthzu Lansac. Na, bist Du auch da, verdorrter Hallunke? Hast Du Dein
Weib mitgebracht, weil sie Dir zuhaus nicht sicher genug ist?
Marquisgezwungen lachend. Er ist ein Original!
Wirth. Gieb nur Acht, daß sie Dir nicht gerade hier weggefischt wird.
Solche vornehme Damen kriegen manchmal eine verdammte Lust, es mit
einem richtigen Strolch zu versuchen.
Rollin. Ich leide unsäglich, Séverine.
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Der grüne Kakadu
- Title
- Der grüne Kakadu
- Author
- Arthur Schnitzler
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 44
- Keywords
- Groteske, Wahrheit, Lüge
- Categories
- Weiteres Belletristik