Page - 22 - in Guido Adlers Erbe - Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
Image of the Page - 22 -
Text of the Page - 22 -
© 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen
ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214
auszustatten. SeineVision eines einzigartigen „Musterinstituts“ scheute nicht
prominenteVergleicheausNachbardisziplinen:
DasM[usik]hist[orische][Institut]solldieCentraleallerm[usik]w[issenschaftlichen]
Bestrebungen in Oesterreich bilden (sowie das Institut fĂĽr oest[erreichische] Ge-
schichtsforschungu[nd]dasArchäologischeInstituta. [irrtümlichfüru.,B.B.]A. Im
m[usik]hist[orischen] Institut werden auch dieMitarbeiter bei den „Denkm[älern]
d[er] T[on]K[unst] inOest[erreich]“herangebildet, sowie diemusikhistorische For-
schung im Allgemeinen betrieben wird. Dasselbe soll zumMusterinstitut erhoben
werden.20
Das Institut wurde tatsächlich in nur wenigen Jahren ein Zentrummusikwis-
senschaftlicher ForschungundAusbildung innerhalbwie auĂźerhalb derMon-
archieunddienteähnlichenGründungenzumVorbild.
Adler nahm insbesondere die Lehre ĂĽberaus wichtig; durchaus pathetisch
und mit religiöser Metaphorik bezeichnet er in seiner Autobiographie „die
Lehrkanzel alsAltar“, andemer seinen „Dienst versah“.21DieWertschätzung,
die er als Lehrer erfuhr, war enorm. Das mag auchmit seinen fĂĽr damalige
Verhältnisse teilweise unkonventionellen Lehrmethoden zusammenhängen. In
densogenannten„Übungen“sangundspielte ernichtnurgemeinsammitden
Studierenden Werke verschiedener Epochen, sondern ermunterte sie auch,
Fragen zu stellen, offensichtlich ohne Scheu, den Nimbus des „unfehlbaren
Präzeptors“22 zu verlieren. Außerdem respektierte er die Individualität seiner
Studierenden:„[…]eswarvielleichtdiestärksteSeitedesLehrersGuidoAdler,
dieEigenarteinesjedenTalenteserkanntundamgeeignetenPlatzeeingesetztzu
haben“.23Geeintdurchdie stilkritischeMethode–KnudJeppesen (1892–1974)
nannte die Grundlagenwerke24 seines Lehrers zum Stilbegriff geradezu „Ge-
setzbücher dermodernenmusikalischen Stilforschung“25 – entstand das, was
20 KonzepteinerEingabeandasUnterrichtsministeriumausdemJahre1901.UniversitätWien,
Institut fĂĽrMusikwissenschaft,Archiv,MappemitderAufschriftAkten.SiehedazuBarbara
Boisits:GuidoAdlerunddieGrĂĽndungderBibliothekammusikwissenschaftlichenInstitut
inWien. In:Musikwissenschaft alsKulturwissenschaft.Damalsundheute. Internationales
Symposium(1998)zumJubiläumder InstitutsgründunganderUniversität vor100Jahren.
Hg. vonGernotGruberundTheophilAntonicek.Tutzing: Schneider 2005 (=WienerVer-
öffentlichungenzurMusikwissenschaft 40), S. 69–88.
21 Adler:WollenundWirken(Anm.1), S. 38.
22 Ebd., S. 35.
23 Rudolf vonFicker:GuidoAdler unddieWiener Schule derMusikwissenschaft. In:Ă–ster-
reichischeMusikzeitschrift 1 (1946),H.6, S. 185–187,hierS. 187.
24 GuidoAdler:DerStil inderMusik. I. Buch:PrinzipienundArtendesmusikalischenStils.
Leipzig: Breitkopf& Härtel 1911; Guido Adler: Methode der Musikgeschichte. Leipzig:
Breitkopf&Härtel 1919.
25 KnudJeppesen:GuidoAdlerinMemoriam.In:ActaMusicologica13(1941),H.1,S. 1f.,hier
S. 1.
BarbaraBoisits22
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Guido Adlers Erbe
Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Title
- Guido Adlers Erbe
- Subtitle
- Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Editor
- Stefan Alker-Windbichler
- Murray Hall
- Markus Stumpf
- Publisher
- V&R unipress GmbH
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-0721-4
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Political Science, National Socialism, Nazi-looted, musical life, provenance research, Nationalsozialismus, NS-Raub, Musikleben
- Category
- Kunst und Kultur