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ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214
ihremvollenUmfangvorhanden,sondernsindwichtigeBestandteileausderselben
vorBeschlagnahmedurchdieGeheimeStaatspolizei aus ihrentferntworden.
2.) WurdebeschlosseneinegemeinsameInventarisierungdesvorhandenenMaterials
durchzuführen, umDoppelstücke, die für das Musikwissenschaftliche Seminar
ohneWert seien, anderenWiener Institutionengebenzukönnen.
3.) Ergab sich imLaufe der Besprechung, dass die letzte Entscheidung über das in
Frage stehendeObjekt [nicht, Anm.] beimHerrnReichsstatthalter inWien son-
dernbeimHerrnReichsminister inBerlin liege.
4.) WurdevondenSitzungsteilnehmernanerkannt, dassdie vonmir verfügte einst-
weiligeÜberstellungdes gesamtenNachlasses indasMusikwissenschaftlicheSe-
minarderUniversitätWienzweckmässig sei.
ImHinblick auf Punkt 2.) meines Berichtes ergibt sich nun für mich als Not-
wendigkeit, für eine befristete Zeit von etwa dreiMonaten einewissenschaftlich
geschulteHilfskraft zwecksErstellungdes Inventars zuerhalten.
Bekanntlich sinddiewissenschaftlich geschultenKräfte Prof.Dr.KozekundAs-
sistentenverwalterDr.CarlBrandderzeit zumMilitärdienst einberufen.Eswurde
in der Sitzung beschlossen für letzteren einen Arbeitsurlaub zu erwirken, doch
dürfte ein solchesAnsuchenerfahrungsgemässkeinenErfolghaben.
AusdiesemGrundebeantrageichimSinneeingangserwähntenTelefongespräches
einewissenschaftlichgeschulteHilfskraft fürdasMusikwissenschaftlicheSeminar
undzwarnachdemAnstellungsvorgangeinerKriegsersatzkraft.211
Wesentlich zu beachten ist hierbei, dass die hier angeführte von Schenk „ver-
fügte einstweiligeÜberstellung“, die später als „eigenmächtige Sicherstellung“
indieLiteratureinging212,nureine„Wichtigmacherei“Schenksgegenüberdem
Kuratordarstellte.Tatsächlichhatte erdieSicherstellungdurchdieGestapo im
April 1941 angeregt, aber er konnte dieÜberstellung desNachlasses und der
Bibliothek nicht „verfügen“. Diese wurde, wie vorher ausgeführt, vonWiala
veranlasst.ZurAngabe,dassdieBibliotheknichtmehrvollständiggewesensei,
wurde später dieVermutung aufgestellt, dass „AlfredOrel imNovember 1938
dochwesentlichmehr ,beschlagnahmt‘ hatte als dieBändeder ,Denkmälerder
Tonkunst inÖsterreich‘.Es istauchdurchausmöglich,dasssichdie ,Mieter‘ im
LaufederZeit einigeBestände inderVillaangeeignethatten.“213Auchliest sich
derBerichtderReichsstatthaltereidochzumTeilandersundalsErgebniswurde
festgehalten:
1.) UeberAufforderungdesVorsitzenden teilenProf. SCHENKundProf.HAASzu-
nächstmit, dass die Bestände der BibliothekAdler geringfügiger sind, als ange-
nommenwird.Esdürftesichumschätzungsweisehöchstens800–1000Bücherund
211 AUW,Dekanat d. Philosoph. Fakultät, Zl. 1060/1944–45, Schreiben Erich Schenk an den
Kuratorderwiss.Hochschulen inWien, 13.5.1942.
212 Vgl. Hall/Köstner: Nationalbibliothek (Anm.2), S. 294 und S.297. [Wladika]: Zusam-
menfassendeDarstellung (Anm.2), S. 186.
213 [Wladika]:ZusammenfassendeDarstellung (Anm.2), S. 186.
MarkusStumpf140
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Guido Adlers Erbe
Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Title
- Guido Adlers Erbe
- Subtitle
- Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Editor
- Stefan Alker-Windbichler
- Murray Hall
- Markus Stumpf
- Publisher
- V&R unipress GmbH
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-0721-4
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Political Science, National Socialism, Nazi-looted, musical life, provenance research, Nationalsozialismus, NS-Raub, Musikleben
- Category
- Kunst und Kultur