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© 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen
ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214
liertenverschiedeneFassungendesMemorandums257Fickers indessenUmfeld,
bevores zuSkrbenskygelangte.
Im Dezember 1945 kam aber ein erneuter Vorstoß. Diesmal wurde aus
Innsbruck seitens desÖsterreichischen Instituts für Kultur undWissenschaft
angeregt, denWienerLehrstuhl anstelle Schenksmit Fischer zubesetztenund
dafür Ficker wieder die Lehrkanzel fürMusikwissenschaft an der Universität
Innsbruck zu übertragen.258 Den Kontext bildete der Umstand, dass Fischer
offenbar inWien und Ficker nicht inMünchen bleibenwollte.259Der Staats-
kommissar für die unmittelbaren Bundesangelegenheiten im Lande Tirol
übersandte das SchreibenAnfang 1946 nachWien in dasUnterrichtsministe-
rium260mitsamt dembei der Eingabe angeschlossenenMemorandumFickers
undseinenBriefauszügenMelanieAdlers.261
ImFebruar1946wandtesichFickerschließlicherstmalsdirektanSkrbensky,
wobei er auf seinMemorandumunddieBriefauszügeMelanieAdlers hinwies.
Der Kontakt war dabei über die Schwester Rudolf von Fickers,Marie Dopsch
(geb. von Ficker), die Ehefrau des Historikers Alfons Dopsch (1868–1953),
hergestellt worden. Zusätzlich zu den bereits oben angeführten Inhalten des
SchreibenswurdedarinnochzuversichtlichdieEinvernahmenderGuidound
Melanie Adler unterstützenden Personen vorgeschlagen: Polizeipräsidenten
Ignaz Pammer, Professors EgonKornauth undGattin sowie der Rechtsanwalt
RichardHeiserer.262Währendsich imPersonalaktSchenkskeineAufforderung
anPammer finden lässt, wurdeKornauth angeschrieben, dieAntwort liegt je-
dochnicht imAkt ein. ZuHeiserer relativierte Ficker in einemweiterenBrief
wenig später seineAngabenundersuchte, vondessenEinvernahmeals „inder
Sachepersönlich interessiert undbefangen“ absehen zuwollen, dadieser „die
257 SieheAnm.102.
258 ÖStA,AdR,BMU,PAFicker, Fol. 100, SchreibenÖsterreichisches Institut fürKultur und
Wissenschaft anStaatskommissarE.Kneussl, 19.12.1945.
259 Vgl.Adler/Scott:Losttotheworld(Anm.2),S. 134–135.InwieweitderlautAdler/Scottvom
Unterrichtsministerium überlegte Plan, Schenk durch Fischer zu ersetzen, stimmig ist,
mussmangelsangegebenerQuellenoffenbleiben.DaWilhelmFischeraberderCousinvon
Ernst Fischer (1899–1972), demKPÖ-Politiker und1945Leiterdes Staatsamts fürVolks-
aufklärung, Unterricht, Erziehung und Kultusangelegenheiten in der provisorischen
StaatsregierungKarlRennerswar,erscheinendieÜberlegungendurchausplausibel.Ficker
sah jedenfalls in demUmstand, dass er weiter inMünchen „unter den deprimieresten
Verhältnissen“ lehrenmusste,umGeldzuverdienen,eineVerschwörungvonSchenkbzw.
Skrbensky(ÖNB,Musiksammlung,F13Wellesz1240,SchreibenRudolfvonFickeranEgon
Wellesz, 24.12.1946und28.6.1947).
260 ÖStA, AdR, BMU, PA Ficker, Fol. 99, Schreiben Staatskommissar für die unmittelbaren
BundesangelegenheitenimLandeTirolandasBundesministeriumfürVolksaufklärung,für
UnterrichtundErziehungund fürKultusangelegenheiten, 5.1.1946.
261 ÖStA,AdR, BMU,PAFicker, Fol. 102–108,Rudolf vonFicker,Memorandum, 16.12.1945.
262 ÖStA,AdR,BMU,PASchenk,Fol. 129–133,SchreibenRudolfv.FickeranOttoSkribensky
[sic!], 25.2.1946.
MarkusStumpf150
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Guido Adlers Erbe
Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Title
- Guido Adlers Erbe
- Subtitle
- Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Editor
- Stefan Alker-Windbichler
- Murray Hall
- Markus Stumpf
- Publisher
- V&R unipress GmbH
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-0721-4
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Political Science, National Socialism, Nazi-looted, musical life, provenance research, Nationalsozialismus, NS-Raub, Musikleben
- Category
- Kunst und Kultur