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II. Das Wiener Handwerk vom 13. Jahrhundert
bis zum Jahre 1527
II.1. Die Entwicklung Wiens als Wirtschaftsplatz und des
Wiener Handwerks bis zu Herzog Rudolf IV.
Der Aufstieg Wiens als Wirtschaftsplatz ist in den Anfängen eng mit babenbergischen,
also landesfürstlichen und damit stadtherrlichen Privilegien verknüpft. Laut dem Wiener
Chronisten Jans Enikel hat sich schon Herzog Leopold VI. (1198–1230) als erster Lan-
desfürst darum gesorgt, den Wirtschaftsstandort Wien gezielt zu fördern, indem dieser
den Wiener Kaufleuten und Handwerkern 30.000 Mark Silber vorstreckte, um ihnen
die Arbeit zu ermöglichen38. Im Laufe des 13. Jahrhunderts ist dann ein deutlicher wirt-
schaftlicher Aufschwung zu beobachten. Grundlegend verantwortlich für den raschen
wirtschaftlichen Aufstieg Wiens waren der Fernhandel und der Weinbau. Der Fernhandel
umfasste dabei Einfuhr, Ausfuhr und Transit, war bis Ende des 12. Jahrhunderts nur we-
nig beschränkt und lag zu einem überwiegenden Teil in den Händen fremder Kaufleute.
Ganz besonders intensiv dürften dabei die Kontakte zu Regensburger Händlern gewesen
sein, denen im Jahr 1192 durch den österreichischen Herzog Leopold V. (1177–1194) ein
Schutzbrief ausgestellt wurde39. Wien war jedenfalls durch die Lage an der Donau hervor-
ragend in den West-Ost-Handel eingebunden.
Um 1200 verstärkten sich allerdings auch die Kontakte in den Süden, ein Zusammen-
hang mit der Erwerbung des Herzogtums Steiermark (1192) wird dabei wohl kaum von
der Hand zu weisen sein. Auch die Gründung Wiener Neustadts (1194) an der Grenze
zur Steiermark kann als Indiz für eine Intensivierung des Handels in Richtung Süden hin
angesehen werden, immerhin lassen sich nur kurze Zeit später (im Jahre 1200) erstmals
Wiener in Venedig nachweisen40. Die – allerdings passive – Einbindung Wiens in den
Donauhandel (West-Ost), die zunehmend aktiver werdenden Handelsbeziehungen zu
Venedig, der stetige Machtzuwachs der österreichischen Herzöge, der damit verbundene
38 Diese Summe ist im Fürstenbuch des Jans Enikel überliefert, siehe dazu Jans Enikel, Fürstenbuch,
ed. Strauch 631 V. 1697–1714, und vgl. auch Zatschek, Handwerk 12; Opll, Nachrichten 23. Zu den
Werken Enikels vgl. Knapp, Literatur 1 234–263.
39 Mayer, Handel 1f.; Brunner, Finanzen 9; Opll, Jahrmarkt 191; Perger, Rahmen 222. Das Pri-
vileg ist unter anderem ediert in Rechte und Freiheiten 1, ed. Tomaschek Nr. I; Urkunden, ed. Schwind–
Dopsch Nr. 18; BUB 1 Nr. 86; FRA III/9 Nr. 2; Regest: Lohrmann–Opll, Regesten Nr. 230.
40 Brunner, Finanzen 8; Csendes, Straßen 82f.; von Stromer, Bernardus Teutonicus 7f.; Opll,
Studien 58f., 61; ders., Jahrmarkt 191.
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
(1364–1555)
- Title
- Das Wiener Handwerksordnungsbuch
- Subtitle
- (1364–1555)
- Author
- Markus Gneiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20418-3
- Size
- 17.3 x 24.5 cm
- Pages
- 674
- Keywords
- Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen