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Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
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18 II. Das Wiener Handwerk vom 13. Jahrhundert bis zum Jahre 1527 Ausbau Wiens als Residenzstadt41 und die damit zusammenhängende Ausstellung des Stadtrechtsprivilegs im Jahre 1221 bildeten schließlich Grundlagen für eine zunehmende Handelspolitik der Stadt, die auf Eigeninitiative beruhte42. Der Zustrom von nicht in Wien erzeugten Waren wurde durch das im Privileg verliehene Stapel- und Niederlags- recht geregelt, das über Wien nach Ungarn reisende Kaufleute aus Bayern und Schwaben dazu verpflichtete, in Wien längstens zwei Monate zu verbleiben und dort ihre Güter den Wiener Kaufleuten anzubieten. Im Laufe des 13. und des 14. Jahrhunderts wurden diese Bestimmungen immer wei- ter ausgedehnt und sorgten für einen bemerkenswerten Aufschwung der Wiener Wirt- schaft43. Lediglich unter Albrecht I. kam es 1281 zu einem kleineren Rückschlag: Den Wienern wurde das Stapel- und Niederlagsrecht in seiner strengen Auslegung wieder ab- erkannt, das Handelsmonopol gegenüber den oberländischen Kaufleuten wurde aufgeho- ben und durch ein allgemeines Niederlagsrecht ersetzt, wodurch für fremde Kaufleute der Weg nach Ungarn wieder frei war44. Knapp nach dem Tod Albrechts (1308) entstand – als indirekte Folge des Verlustes der Reichskrone durch die Habsburger – Aufruhr gegen die habsburgische Herrschaft über Wien, der allerdings bald darauf zum Erliegen kam. Die Basis der Aufständischen war diesmal nicht sonderlich breit, weite Teile der Bevölkerung standen nun offenbar auf Seite des Landesfürsten, Herzog Friedrichs. Anführer der Verschwörer war Berthold der Schützenmeister, der jedoch mit seinem Vorhaben scheiterte, bewaffnete Verbündete in Wien einzuschleusen. Nachdem Berthold die Flucht ergriffen hatte, war es angeblich der povel von Wienen45, der den Rest der Aufständischen aus der Stadt vertrieb46. Friedrich ließ zwar die in die Verschwörung involvierten Personen hinrichten, der Stadt jedoch gewährte er in den Folgejahren weitreichende Privilegien. Für die künftige wirtschaftliche Entwicklung der Stadt war entscheidend, dass der Landesfürst die Verfügung Albrechts bezüglich des Niederlagsrechts im Jahre 1312 wieder zurücknahm, womit erneut ein kla- rer Vorteil für die einheimischen Kaufleute geschaffen wurde47. Überhaupt konnte im Laufe des 14. Jahrhunderts der Aufstieg Wiens zu einem überregionalen Handelsplatz nicht mehr aufgehalten werden; besonders trachtete die Stadt danach, die wirtschaftlichen Verbindungen zu Venedig abzusichern und generell die Handelskontakte in den Süden 41 Zu Wien als Residenz der babenbergischen Herzöge ab Mitte des 12. Jhs. und allgemein zur Be- deutung als Residenzstadt als Überblick: Niederstätter, Wien passim, als Artikel in einem Band der von der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen herausgegebenen Reihe „Residenzen- forschung“. 42 Perger, Rahmen 221f. Das Stadtrecht von 1221 ist unter anderem ediert in Rechte und Freiheiten 1, ed. Tomaschek Nr. V; BUB 2 Nr. 237; FRA III/9 Nr. 4; Regest bei Lohrmann–Opll, Regesten Nr. 376; vgl. auch als umfassendere Studie: Csendes, Stadtrechtsprivileg passim. 43 Perger, Rahmen 222f. Vgl. zum blühenden Wiener Handel und der Rolle des Stapelrechts auch: Opll, Jahrmarkt 189–204. 44 Mayer, Handel 26f. 45 Ottokars Österreichische Reimchronik 2, ed. Seemüller V. 98352. Zur betreffenden Quelle, der sogenannten Steirischen Reimchronik Ottokars aus der Geul, vgl. Weinacht, Art. Ottokar von Steiermark 238–245, und Knapp, Literatur 1 371–382. 46 Vancsa, Politische Geschichte 508–510; Mayer, Handel 26; Brunner, Finanzen 13; Reichert, Landesherrschaft 117–120; Opll, Nachrichten 65; Csendes–Opll, Geschichte Wiens 116f. 47 Luschin von Ebengreuth, Münzwesen 672; Csendes–Opll, Geschichte Wiens 117. 1. und 2. Original im WStLA, Privileg 3A und 3B. Ed. in Rechte und Freiheiten 1, ed. Tomaschek Nr. XXVI; FRA III/9 Nr. 18; Regest: QGW II/1 Nr. 53. Auch überliefert im EB fol. 42r und 77v; Regest: Opll, Eisenbuch 20.
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Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364–1555)
Title
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Subtitle
(1364–1555)
Author
Markus Gneiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20418-3
Size
17.3 x 24.5 cm
Pages
674
Keywords
Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
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