Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
Page - 19 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 19 - in Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)

Image of the Page - 19 -

Image of the Page - 19 - in Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)

Text of the Page - 19 -

II.1. Die Entwicklung Wiens als Wirtschaftsplatz 19 zu intensivieren48. Ein Grund für dieses intensive Bemühen der Wiener, die Verbindung zu Venedig aufrecht zu erhalten, war der zunehmende Widerstand fremder Kaufleute gegen das Niederlagsrecht; man versuchte, über andere Routen nach Ungarn zu gelan- gen. 135149 bestätigte Herzog Albrecht II. (Senior der Dynastie 1330–1358) das Nieder- lagsrecht schließlich in der Fassung von 1281, doch diesmal profitierten die Wiener von dieser Maßnahme in der Hinsicht, dass das Privileg nun nicht nur für den Handel mit Ungarn, sondern auch für die Geschäftsbeziehungen mit allen anderen Ländern Geltung haben sollte50. Dass die Wiener diese Bestimmungen auszunützen gedachten, zeigt ein zweites von Albrecht II. 1351 ausgestelltes Privileg51, durch das es der Stadt ermöglicht wurde, den Verkehr auf der bedeutenden Handelsstraße von Venedig in das Land ob der Enns zu kontrollieren. Wien erhielt das Recht, zur Mautstelle in Unterzeiring einen Be- vollmächtigten zu entsenden, der kontrollieren sollte, dass nur mehr die fünf Städte Enns, Freistadt, Gmunden, Linz und Wels über diese Handelsstraße in den Süden gelangen durften. Somit entstand ein nicht zu unterschätzender Druck auf böhmische Kaufleute, ihre Handelsrouten nach Venedig über Wien zu verlegen. Im Laufe der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts konnte dieser Straßenzwang jedoch nicht aufrechterhalten wer- den52. Trotz allem lässt sich Wien im 14. Jahrhundert wirtschaftlich und handelspolitisch als weit vernetzte Stadt betrachten: Kontakte bestanden in den flandrischen Raum, zur Frankfurter Messe, nach Venedig, Böhmen, Mähren, Polen und schließlich auch nach Ungarn53. Die Handwerker profitierten ebenso von dem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt, wenngleich sie überwiegend nicht direkt in den Fernhandel involviert waren; sie produ- zierten meist für den lokalen Gebrauch und boten ihre Waren auf den Wiener Märkten bzw. in bestimmten Stadtteilen oder Gassen an, in denen eine Vielzahl von Vertretern desselben Gewerbes ihren Standort konzentrierte54. Das mittelalterliche Verständnis von Handwerk unterscheidet sich jedoch wesentlich von der heutigen Begrifflichkeit: Neben den Gewerbezweigen, die bestimmte Waren manuell produzierten, zählten auch Betriebe des Kleinhandels (Krämer, Greißler, ...) und des Dienstleistungsbereichs (Bader, Barbier, ...) dazu55. Die hochmittelalterlichen Anfänge des Wiener Handwerks liegen indes weitgehend im Dunkeln. Die einzige Erwähnung eines Wiener Handwerkers im 12. Jahrhundert ge- hört in den mittelbaren Zusammenhang des Kaufs eines Weingartens durch den Abt von Michaelbeuern. Als Eigentümer des Kaufobjekts wird ein Wiener Goldschmied namens Bruno genannt56. Als erstes umfassendes Privileg für ein Wiener Handwerk galt lange Zeit 48 Csendes–Opll, Geschichte Wiens 118. 49 WStLA, H. A.-Urk. Nr. 379; Rechte und Freiheiten 1, ed. Tomaschek Nr. 44; QGW II/1 Nr. 379. 50 Luschin von Ebengreuth, Münzwesen 672; Csendes–Opll, Geschichte Wiens 123. 51 WStLA, H. A.-Urk. Nr. 378; FRA III/11 Nr. 63; QGW II/1 Nr. 378. 52 Luschin von Ebengreuth, Münzwesen 672; Mayer, Handel 32; Csendes–Opll, Geschichte Wiens 124. 53 Csendes–Opll, Geschichte Wiens 124. 54 Brunner, Finanzen 9, hebt in diesem Zusammenhang die Konsum- und Luxusgewerbe hervor, deren Vertreter in Wien zahlreicher vorhanden waren als andere und die für den lokalen Gebrauch vor allem des in Wien ansässigen Hofes produzierten. 55 Perger, Rahmen 225. 56 Für die Traditionsnotiz vgl. das Traditionsbuch von Michaelbeuern fol. 4v Nr. 19 und 20, ed. in SUB 1 815 Nr. 88; und zukünftig: NÖUB 3 Nr. 1418; vgl. auch Uhlirz, Gewerbe 600; Piepes, Geschichte 7.
back to the  book Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)"
Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364–1555)
Title
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Subtitle
(1364–1555)
Author
Markus Gneiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20418-3
Size
17.3 x 24.5 cm
Pages
674
Keywords
Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Das Wiener Handwerksordnungsbuch