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Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
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II.2. Die beiden Urkunden Herzog Rudolfs IV. 27 Meister verheiratet sein114. Neben der schon erwähnten Zeche der Taschner lässt sich in jedem Fall auch diejenige der Fütterer bzw. Futterhändler bereits 1368 nachweisen; im Handwerksordnungsbuch ist eine Ordnung dieses Gewerbes überliefert, in der zum einen die Zahl der Wiener Futterhändler auf 60 beschränkt, zum anderen aber auch für neu- ankommende Meister eine Zahlung von einem Pfund Wiener Pfennig in die pruderschaft der fuetrèr festgelegt wird115. Doch sind dies nicht die einzigen Zechen, die zwischen 1367 und 1376 in Wien anzutreffen sind, da schon in diesem Zeitraum zumindest Verbände der Bader, Brünner, Kaufleute, Drechsler, Fischer, Fleischhauer, Schreiber, Schuster und Zinngießer als selbstständig handelnde Organisationen auftreten116. Doch auch außerhalb des HWOB sind vereinzelt noch Zechordnungen aus den 1360er Jahren erhalten: die der Goldschmiede von 1367117 und – in einer Abschrift aus dem 16. Jahrhundert – die der Schneider von 1369118. Erstere stellt vor allem deswegen eine Besonderheit dar, weil sie entgegen den Bestimmungen Rudolfs IV. von 1364 von einer Handwerkszeche autonom, also unabhängig vom Stadtrat, ausgestellt worden ist. Warum es den Goldschmieden möglich war, die Autorität des Rates zu umgehen, lässt sich nur erahnen. Vielleicht wurde diese autonome Satzung durch den besonderen Ge- richtsstand der Goldschmiede – sie unterstanden der Gerichtsbarkeit des Münzmeisters – und ihre dadurch begründete Sonderstellung ermöglicht119. Die Bestimmungen120 drehen sich vor allem um die Organisation des bruderschaftlichen Lebens innerhalb der Zeche, als deren zentrale Figuren zwei Zechmeister definiert werden, deren Wahl jährlich statt- findet. Diese Zechmeister müssen Goldschmiede sein121, sollen etwaige Strafen eintrei- ben und sind zur Rechnungslegung verpflichtet. Vierteljährlich finden eine Vigil und ein Seelamt statt, zu deren Teilnahme alle Zechmitglieder verpflichtet sind. Die Zechmeister sollen dabei das Altartuch und die Kerzen bereitstellen und nach Ende der Messen diese wieder in ihre Obhut nehmen. Auch die Beerdigungen von Zechmitgliedern finden ge- meinschaftlich statt, die Zechmeister verwahren dabei die Bahrtücher und stellen, je nach sozialer Stellung des Verstorbenen, ein feineres oder minderes Tuch zur Verfügung. Das Formular dieser Ordnung fällt vollkommen aus dem Rahmen der aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bekannten Handwerksordnungen und verfestigt dadurch nochmals die Sonderstellung, die dieser Satzung zukommt122. Von besonderer Bedeutung ist vor allem die Erwähnung von kirchlichen Aktivitäten, die gemeinschaftlich von allen Zech- mitgliedern wahrzunehmen sind und die bis weit in das 15. Jahrhundert hinein in den 114 Siehe Nr. 88 Art. 1; Kienböck, Gürtler 596; Uhlirz, Gewerbe 623f., 685; Mayer, Handel 54f.; Zatschek, Handwerk 25f.; ders., Handwerksordnungen 12f., 23; Prochaska, Geschichte 234; Opll, Leben 1 143f. 115 Siehe Nr. 157 Art. 5. 116 QGW III/1 439; Uhlirz, Gewerbe 610; Lentze, Struktur 36. Die Begriffe, mit denen diese Or- ganisationen bezeichnet werden, schwanken zwischen lat. cecha/zecha, lat. fraternitas, lat. fabrica und dt. zeche. Zur Frage, ob die Flandrenser eine Färberzeche oder ein Handelskonsortium darstellen, siehe oben S. 20f. 117 Ed. bei Zatschek, Ordnung der Wiener Goldschmiedezeche passim. 118 WStLA, H. A.-Urk.-Abschr. Nr. IX. 119 Zatschek, Handwerk 25. 120 Zum Folgenden vgl. Zatschek, Ordnung der Wiener Goldschmiedezeche 324–334, zusammen- fassend ders., Handwerk 62f. Für die einzelnen Bestimmungen siehe auch Jäger-Sunstenau, Goldschmiede- Innung 35–37; ausführlicher zu den Zechmeistern der Goldschmiede siehe unten S. 135. 121 Vielleicht zeigt diese Bestimmung, dass auch andere Handwerkssparten Zutritt zu der Zeche der Goldschmiede hatten. Zu dieser Frage siehe Zatschek, Handwerk 62. 122 Zatschek, Handwerksordnungen 8.
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Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364–1555)
Title
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Subtitle
(1364–1555)
Author
Markus Gneiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20418-3
Size
17.3 x 24.5 cm
Pages
674
Keywords
Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
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