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Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
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II.3. Das Wiener Handwerk vom späten 14. Jahrhundert bis 1527 35 werker, dazu mobilisieren, mit Erfolg gegen das Kontingent des Kaisers vorzugehen164. Holzer gelang zunächst die Flucht, er wurde aber kurze Zeit später gefangen genommen und am 15. April 1463 zusammen mit fünf anderen Bürgern, unter denen sich auch ein Handwerker befand, hingerichtet165. Kurzfristig schafften es die Handwerker, denen Al- brecht durch ihren Einsatz gegen die kaiserlichen Söldner die Stadtherrschaft verdankte, erneut mit zehn Vertretern die deutliche Mehrzahl an Ratsmandaten zu übernehmen166. Der plötzliche Tod Albrechts am 2. Dezember 1463 änderte allerdings die Lage: Im Rat des Jahres 1464167 sind nur mehr drei Handwerker nachweisbar. Die Stadt unterwarf sich schließlich am 17. Jänner 1464 Kaiser Friedrich III. als Stadtherrn. Doch trotz der oben angesprochenen Dominanz der Handwerker im Rat des Jahres 1463 dürfte Holzer vor allem bei der minder begüterten Handwerkerschicht beliebt gewesen sein, da seine Widerstandsmentalität durchaus Nachahmer fand. So weigerte sich der Schlosser Erhard Riener im Jahre 1463 dezidiert, bei der Fronleichnamsprozession die seinem Handwerk nach der gerade erst erlassenen Ordnung168 zugedachte Position einzunehmen. In einem Taiding zwischen den Schlossermeistern und Riener verhielt sich Letzterer nicht einsich- tig und rekcht … ainen vinger auf, als ettwenn der Holtzer tet, und sprach: wer mit im sein wolt, der solt auch aufrekchen169. Allgemein kann ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine Zunahme der lan- desfürstlichen Ordnungen für das Wiener Handwerk festgestellt werden, Autonomie und Autorität des Rats wurden immer mehr beschnitten170. Lediglich die Zuständigkeit der städtischen Behörde bei der Aufsicht über das Handwerk wurde vorerst kaum in Frage gestellt. Trotzdem legte zum Beispiel Erzherzog Ferdinand noch 1521 in einer Urkunde für die Leinwater fest, dass diese ihre Ordnung nur mit Zustimmung des Landesfürs- ten ändern durften; vom Rat ist dabei überhaupt keine Rede mehr171. Die Herrschaft Friedrichs III. jedenfalls hatte weder wirtschaftlich noch politisch eine erkennbar positive Auswirkung auf Wien. Im Gegenteil: Ökonomisch schon seit den Hussitenkriegen ange- schlagen, verschlechterten sich die Finanzen der Stadt in der zweiten Hälfte des 15. Jahr- hunderts weiter. Nicht nur die oftmals zu zahlenden Kriegssteuern und die damit verbun- dene Behinderung der Kaufkraft der Bürger waren Gründe für diesen Niedergang172, auch die nach den 1420er Jahren wieder zurückgegangene Bedeutung Wiens im Bereich des Zwischenhandels nach Ungarn spielte eine Rolle in diesem Zusammenhang – die ober- deutschen Kaufleute schafften es, das Wiener Niederlagsrecht zu umgehen173. 164 Eine ausführliche Darstellung nach den Quellen bietet Schalk, Faustrecht 346–360. 165 Vancsa, Politische Geschichte 560f.; Schalk, Faustrecht 364–368; Csendes, Wien 22–25; Hülber, Wolfgang Holzer 75–77; Perger, Rolle 24; Niederstätter, Jahrhundert 254; Csendes–Opll, Geschichte Wiens 166; Lackner, Herzogtum Österreich 142; Langmaier, Albrecht VI. 601–610. 166 Vgl. dazu die Ratsliste im Copeybuch der Stadt Wien, FRA II/7 356f., und siehe Perger, Rolle 24; ders., Ratsbürger 97. 167 Perger, Rolle 24; ders., Ratsbürger 98. 168 Siehe Nr. 358; die Weigerung des Schlossers Riener: Nr. 292b. 169 Siehe Nr. 292b; Uhlirz, Gewerbe 615. 170 Uhlirz, Gewerbe 615 Anm. 4, listet die das Gewerbe betreffenden landesfürstlichen Ordnungen ab 1208 auf. Während er vom 13. Jh. bis 1440 auf insgesamt 27 Urkunden kommt, haben die Landesfürsten allein von 1442 bis 1522 46 Handwerksordnungen erlassen. Waren anfangs noch die traditionell in landesfürstlicher Nähe stehenden Gewerbe wie Färber, Bogner, Goldschmiede und Fleischhauer betroffen, erweiterte sich ab den 1440er Jahren das Eingreifen des Landesfürsten auf Branchen wie Krämer, Messerer, Schuster oder Müller. 171 QGW I/2 Nr. 1335. Siehe auch Uhlirz, Gewerbe 616. 172 Mayer, Handel 109–111; Brunner, Finanzen 18. 173 Luschin von Ebengreuth, Münzwesen 767f.; Brunner, Finanzen 18.
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Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364–1555)
Title
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Subtitle
(1364–1555)
Author
Markus Gneiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20418-3
Size
17.3 x 24.5 cm
Pages
674
Keywords
Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
Categories
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