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Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
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38 II. Das Wiener Handwerk vom 13. Jahrhundert bis zum Jahre 1527 ten die gewerberechtliche und politische Autonomie der Handwerkszechen, jedoch wurde kein absolutes Verbot der gewerblichen Vereinigungen an sich erlassen189. Die Bindung der Handwerksverbände an den Rat wurde enger: Zwar gab es weiterhin geschäftsfüh- rende Vertreter jedes Handwerks, jedoch erledigten sie ihre Geschäftstätigkeit als Amts- organe der städtischen Behörde und verloren weitgehend an Selbstbestimmung. Kaum angetastet wurden zwar die religiös-karitativen Funktionen der Zechen, jedoch schränkte man deren Versammlungsfreiheit ein und auch die Finanzgebarung wurde einer strengen Kontrolle unterstellt190. Die handwerksbezogenen Bestimmungen hatten jedenfalls, wie in der Forschung einhellig betont, kaum Einfluss auf die tatsächlichen Verfügungen des Stadtrates in den kommenden Jahrzehnten, die sich weitgehend mit den vor der ferdi- nandeischen Ordnung erlassenen Statuten deckten, das Wiener Gewerbe also eher als traditionsgebunden erkennen lassen191. In kleineren Städten als Wien wurde die Ordnung von 1527 jedoch Grundlage für ein neu strukturiertes Gewerbeleben und konnte sich zumindest teilweise durchsetzen192. II.4. Zusammenfassung Der wirtschaftliche Aufstieg Wiens im 13. Jahrhundert, eng verknüpft mit der Bedeu- tung des Weinbaus und des Zwischenhandels und begünstigt durch das 1221 gewährte Stapel- und Niederlagsrecht, hatte auch positive Auswirkungen auf das Wiener Gewer- beleben. Zwar produzierten die Wiener Handwerker vor allem für den Bedarf vor Ort, doch konnten besonders Produzenten von Luxus- und Konsumgütern von dem relativen Wohlstand der Stadt und der Anwesenheit des Hofes in Wien profitieren. Die Vielfalt der verschiedenen Handwerksbranchen war bemerkenswert, im 15. Jahrhundert sind über 100 Zweige nachweisbar. Verfügten sie über eine gewisse Größe, waren diese Gewerbe bereits in Zechen organisiert, aber auch aus zahlreichen kleineren Handwerken zusam- mengesetzte Zechen sind belegt. Versuche, das Zechleben in Wien einzuschränken – wie sie vor allem durch Herzog Rudolf IV. 1361 und 1364 gemacht wurden – scheiterten; zu attraktiv war wohl der korporative Zusammenschluss innerhalb eines Gewerbes sowohl in wirtschaftlicher als auch in religiös-karitativ-bruderschaftlicher Hinsicht. Die finanziellen Probleme der Stadt ab etwa der Mitte des 15. Jahrhunderts bekam das ansässige Hand- werk wohl ebenso zu spüren, da die Kaufkraft der Wiener Bürger allgemein im Sinken begriffen war. Kurzfristig erhöhte sich die Auftragslage im Bereich des Luxusgewerbes, als Matthias Corvinus von 1485 bis 1490 in Wien residierte und eine aufwändige Hofhal- tung führte. An der Bürgergemeinde hatten die Handwerksmeister den größten Anteil, jedoch schafften es vor dem entscheidenden Jahr 1396 nur wenige Gewerbetreibende – und hier wieder nur die aus den wohlhabenderen Schichten – im Rat eine entscheidende Rolle zu spielen. Nach der Bestimmung der paritätischen Verteilung der Ratssitze zwischen 189 Thiel, Handwerkerordnung 40; ders., Gewerbe 413; Perger, Rolle 27. Zatschek, Handwerk 31–35, erkennt ein komplettes Verbot der Zechen durch Ferdinand I., jedoch scheint diese Ansicht etwas zu radikal gedacht. 190 Thiel, Handwerkerordnung 41–44; ders., Gewerbe 413; Perger, Rolle 27. 191 Eulenburg, Zunftwesen 2 96f.; Thiel, Handwerkerordnung 60–66; ders., Gewerbe 413; Zat- schek, Handwerk 35f. 192 Thiel, Handwerkerordnung 63f.; Lentze, Struktur 41; Otruba, Berufsstruktur XVIIf.
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Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364–1555)
Title
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Subtitle
(1364–1555)
Author
Markus Gneiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20418-3
Size
17.3 x 24.5 cm
Pages
674
Keywords
Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
Categories
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