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II.4. Zusammenfassung 39
Erbbürgern, Handwerkern und Kaufleuten nahmen die Handwerker kurzfristig sogar
die Mehrzahl der Mandate im Inneren Rat ein, langfristig kann jedoch nicht von einer
Dominanz der Handwerker in politischen Angelegenheiten gesprochen werden. Meist
waren es wiederum Vertreter des wohlhabenden Luxus- und Konsumgewerbes, die als
Ratsherren fungierten, während die Masse der weniger begüterten Handwerker zur Ge-
mein zählte. Kaum als Einzelpersonen, sondern eher als Masse traten die Handwerker
dann im 15. Jahrhundert auch politisch in Erscheinung, war es doch die Gemein, die in
den Unruhen und Konflikten der Jahre 1408, 1462/63 und 1519 oft eine entscheidende,
selten jedoch wirklich aktive Rolle spielte. Meistens wurde sie durch die unterschiedlichen
Konfliktparteien auf eine Seite gezogen und setzte sich dann für die politischen Zwecke
des jeweils führenden Personenkreises ein. Doch auch die politische Rolle der vermögen-
den Handwerkerschicht im Inneren Rat nahm mit der Stadtordnung von Ferdinand I.
aus dem Jahre 1526 ein Ende, wurde hier doch dem Bürgermeister und den Ratsherren
die Ausübung eines Gewerbes untersagt. Lediglich im erneut eingeführten Äußeren Rat
und als Gerichtsbeisitzer konnten die Handwerker weiterhin politische Mitsprache bean-
spruchen.
Im Jahr 1527 wurde in weiteren Ordnungen Ferdinands die wirtschaftliche und ge-
werbepolitische Autonomie der Handwerker merklich beschnitten, die religiös-karitative
Funktion der Zechen wurde jedoch, mit wenigen Einschränkungen, weitergeführt. Zu-
mindest in Wien blieben diese Bestimmungen Ferdinands im weiteren Verlauf des 16.
Jahrhunderts ohne größere Auswirkung auf die Handwerksorganisation. Damit schließt
sich der Kreis vom ersten Viertel des 16. Jahrhunderts zurück in das ausgehende 13. und
in das 14. Jahrhundert: Offenbar hat in Wien das Zechleben im besprochenen Zeitraum
fast durchgehend ein bemerkenswertes Ausmaß erreicht, sodass es sowohl für den Rat als
auch für den Landesfürsten nicht einfach war, dasselbe einzuschränken. Gerade dieser
Umstand zeigt jedoch auch die wichtige Position, welche die Zeche im Leben der gewer-
betreibenden Menschen sowohl in wirtschaftlicher als auch in religiös-karitativer Hinsicht
einnahm.
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
(1364–1555)
- Title
- Das Wiener Handwerksordnungsbuch
- Subtitle
- (1364–1555)
- Author
- Markus Gneiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20418-3
- Size
- 17.3 x 24.5 cm
- Pages
- 674
- Keywords
- Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen