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66 III. Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Nach Hirssauers Tod im Jahre 1461 sind bis zum Eintrag der letzten Ordnung (1555)
zahlreiche Hände tätig, von denen an dieser Stelle nicht alle eindeutig voneinander ge-
schieden werden können. Mitunter tauchen jedoch einzelne Hände in einem bestimmten
Zeitraum öfters auf. So zum Beispiel ist wahrscheinlich in den Jahren zwischen 1469 und
1486 mehrmals dieselbe Hand für die Eintragung der Ordnungen zuständig350. Die Bas-
tarda dieses Schreibers zeichnet sich neben der auffallenden Linksneigung der Schäfte im
Mittelband vor allem durch die häufige Verwendung von sehr langgezogenen Anschwün-
gen bei den Buchstaben v und w aus. Mit großer Häufigkeit wird auch der Buchstabe h
in der Unterlänge mit einer Schlinge versehen und in dieser Form mit dem folgenden
Buchstaben verbunden; das Schluss-s hat oftmals eine y-artige Form. Die Gestaltung der
durch diese Hand eingetragenen Ordnungen ist anfangs nicht besonders reichhaltig – oft
fehlt sogar die Überschrift. Erst in den drei Ordnungen aus den 1480er Jahren treten Ru-
brizierung, eine ansprechende Initialengestaltung und durchgehend die Verwendung von
Auszeichnungsschrift in der ersten Zeile hinzu.
Andere Hände tauchen ebenso mehrmals auf, jedoch kaum in dieser so bemerkens-
werten Zeitspanne wie bei den oben genannten Schreibern. So stammen beispielsweise
die Bäckerordnung vom Oktober und die Hafnergesellenordnung vom November 1489
eindeutig von derselben Hand351. Auch die beiden Schusterordnungen vom 10. Februar
1495 wurden von derselben Hand in das Ordnungsbuch eingetragen352. Ebenso schei-
nen die Tischlerordnung vom 20. April 1497 und die Krämer- bzw. Leinwaterordnung
vom 11. Mai 1497 vom selben Schreiber geschrieben worden zu sein353. Die Ordnungen
350 Auf fol. 11v (Ordnung der Barchent- und Leinweber), 25v (Taschnerordnung, 1473), 44r (Plattner-
ordnung von 1469), 44v (Plattnerordnung, 1479, die Ordnung wurde jedoch von einer anderen Hand vollen-
det), 46v (Zusatz zur Hafnerordnung, 1476), 51v (Zinngießerordnung, 1475), 93v (Baderordnung, 1475), 101v
(Fischerordnung, 1470), 123r (Zusatz zur Sporerordnung, 1478), 168r (Ordnung der Branntweiner, 1481),
169r–v (Ordnung der Köche, 1486) und fol. 170r (Ordnung der Wildbreter, 1486). Aufgrund des Zeitraums
könnte man vermuten, dass es sich um die Hand des Stadtschreibers Veit Griessenpeck (1468–1487) handelt.
Leider ist bei Uhlirz, Quellen 47, keine Schriftprobe der Hand Griessenpecks enthalten. Haidinger, Eisen-
buch 21f. (mit Abb. auf S. 33), identifiziert einen ebenso in den 1470er Jahren arbeitenden und in diesem Zeit-
raum häufig im Eisenbuch auftretenden Schreiber, der ähnliche Schriftmerkmale aufweist wie die im HWOB
zu findende Hand. Dass in diesen Fällen derselbe Schreiber in beiden Kodizes tätig war, ist anzunehmen. Die
Hand ist ebenso in Urkunden nachzuweisen, siehe dazu Haidinger, Eisenbuch 22.
351 HWOB fol. 172r und 174r–v.
352 HWOB fol. 178r–179v.
353 HWOB fol. 186r–188v.
Abb. 9: Beispiel A für die zwischen 1469 und 1486 öfters auftretende Hand, HWOB fol. 44v.
Abb. 10: Beispiel B für diese Hand, HWOB fol. 46v.
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
(1364–1555)
- Title
- Das Wiener Handwerksordnungsbuch
- Subtitle
- (1364–1555)
- Author
- Markus Gneiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20418-3
- Size
- 17.3 x 24.5 cm
- Pages
- 674
- Keywords
- Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen