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Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
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90 IV. Inhaltliche Aspekte von knecht tendenziell ab, während die Bezeichnung geselle immer häufiger wurde, wenn- gleich sich letzterer Begriff erst im 16. bzw. 17. Jahrhundert allgemein durchsetzte und den knecht mehr und mehr verdrängte524. Im Abschnitt über die Anfänge von Gesellenschaften in Wien wurden bereits die in das 14. Jahrhundert zurückreichenden Erwähnungen von Gesellen inner- und außerhalb des HWOB erwähnt525; sie alle lauten durchgehend auf knecht. Auch in der Urkunde, welche die erste überlieferte Nennung einer Wiener Gesellenschaft enthält, wird von pek- chenknecht gesprochen526. Aus dem Jahre 1413 lässt sich jedoch im sogenannten Testa- mentenbuch 2 eine testamentarische Verfügung Michaels von Horn, sneydergesell, zuguns- ten der Pfarrkirche St. Michael zu Wien finden527. Bei den Bezeichnungen der Gesellen im HWOB – und hier sei darauf hingewiesen, dass es sich bei diesen Texten in den meisten Fällen um von der städtischen Obrigkeit for- mulierte Statuten handelt – überwiegt in der zweiten Hälfte des 14. und im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts eindeutig der knecht-Begriff. Erstmals taucht hier die Bezeichnung geselle in der die Nadlergesellen betreffenden Ordnung von 1417 auf528 und kommt auch im folgenden Jahr in der Verfügung des Rats nach Beschwerde der Tischlermeister vor529. Weiters ist geselle in der rubrizierten Überschrift der im Jahr 1419 durch den Rat er- lassenen Schneidergesellenordnung530 zu finden. In der früher abgefassten Überlieferung im sogenannten Testamentenbuch 2 ist diese Überschrift im entsprechenden Wortlaut ebenfalls enthalten531. Im Jahre 1429 lassen sich beide Bezeichnungen in der Ordnung der Bäckergesellen finden, die sich vor allem mit dem Verhalten der Gesellen in der Öffent- lichkeit auseinandersetzt. Trotzdem ist hier der Begriff knecht deutlich in der Überzahl, geselle wird nur zwei Mal verwendet532. Einen interessanten Fall bieten hingegen die Ordnungen der Maurer und Stein- metze533 und der Zimmerleute534, beide auffälligerweise am 2. August 1435 erlassen. In diesen Texten wird zwar ausschließlich der Begriff geselle verwendet, doch verrät ein Blick in die Handschrift, dass dieses Wort auf Rasur geschrieben worden ist. Vereinzelt ist noch das zuvor dort stehende Wort erkennbar, das knecht lautete. Ob die Ersetzung relativ bald nach der Eintragung der Ordnung oder erst später erfolgt ist, kann nicht mehr mit letzter Sicherheit nachvollzogen werden. Betrachtet man die Datumsgleichheit der beiden Ord- nungen, die noch dazu in der Handschrift nicht einmal aufeinanderfolgen, ist es wahr- scheinlicher, dass eine Überarbeitung der Texte bald nach der Eintragung, ja vielleicht so- gar unmittelbar danach stattgefunden hat. Die diese Ersetzungen durchführende Hand ist jedenfalls in beiden Fällen jene Ulrich Hirssauers, der auch jeweils für die Eintragung der restlichen Ordnung verantwortlich ist. Auf wessen Betreiben systematisch knecht durch geselle ersetzt worden ist, lässt sich nicht eindeutig feststellen: Möglich wäre, dass die Ge- 524 Siehe dazu auch als konzisen Überblick: von Heusinger, Art. Geselle 282. 525 Siehe oben S. 84–89. 526 WStLA, H. A.-Urk. Nr. 1844; QGW II/1 Nr. 1844. 527 T₂ fol. 147r; FRA III/10/4 Nr. 1951. 528 Siehe Nr. 110; oben S. 85; Hollnsteiner, Lehrlings- und Gesellenwesen 44. 529 Siehe Nr. 208; oben S. 86; Hollnsteiner, Lehrlings- und Gesellenwesen 44. 530 Siehe Nr. 78. 531 T₂ fol. 284v. 532 Siehe Nr. 192. 533 Siehe Nr. 206. 534 Siehe Nr. 237.
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Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364–1555)
Title
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Subtitle
(1364–1555)
Author
Markus Gneiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20418-3
Size
17.3 x 24.5 cm
Pages
674
Keywords
Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
Categories
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