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Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
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Page - 112 - in Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)

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112 IV. Inhaltliche Aspekte In manchen Gesellenordnungen wird ausdrücklich auf einen anderen Heiligen oder einen anderen Festtag hingewiesen, an dem die Messen abgehalten werden728. So verehren die Nadler die heilige Barbara, feiern an deren Gedenktag (4. Dezember) eine Messe und halten auch jährlich zum Quatember in der Fastenzeit (Mittwoch bis Samstag nach dem Sonntag Invocavit, dem ersten Fastensonntag) ein Seelamt ab729. Die Schustergesellen haben 1495 am Sonntag nach Fronleichnam den fixen Termin für ihren jartag, daneben aber auch laufend andere Messen; die Strafen für ein Fernbleiben von diesen Anlässen sind ebenso unterschiedlich, da für das Versäumen der normalen Messen ein Vierdung Wachs, für das Fernbleiben vom Jahrtag nach Fronleichnam ein Viertel Wein anfallen730. Die Hufschmiede feiern ihre Messen zu Ehren des heiligen Eligius (sannd Loytag, 1. De- zember), der Patron dieses Handwerks ist731. Der Aspekt der Memoria für verstorbene Mitglieder der Gesellenschaften kam ebenso nicht zu kurz, in zahlreichen Ordnungen wird den in Wien weilenden Gesellen vorgeschrieben, ihrer toten Kollegen zu gedenken, egal ob diese inner- oder außerhalb der Stadt verstorben sind. Bei den Schustergesellen scheint der Anteil an Memorialfei- erlichkeiten verhältnismäßig hoch gewesen zu sein, sollten sie doch an jedem Sonntag nach den Quatembern eine Seelenmesse feiern, ebenso bei jedem Todesfall eines Gesellen aus der prùderschafft und auch jährlich am Sonntag nach Allerseelen (2. November)732. Auch in der Ordnung der Handschustergesellen von 1518/19 findet sich die Bestim- mung der vierteljährlichen Seelenmessen für lebentig und tod brueder. Die jüngsten zwei Gesellen sollen bei diesen Feierlichkeiten zwei Windlichter halten; ebenso werden drei Seelenmessen für inner- oder außerhalb Wiens verstorbene Mitglieder der Gesellenschaft vorgeschrieben733. Die Tuch- und Kotzenmacher (1530) gedenken regelmäßig ihrer ver- storbenen Mitglieder in Form von Seelenmessen und Opfern und haben darüber hinaus noch fixe Termine für Seelämter, nämlich zu allen Quatembern und zu Allerseelen734. Auch bei den Hufschmiedegesellen (1532) wird für das Seelenheil jedes Gesellen, der in der bruederschafft eingeschrieben ist, in Form einer Seelenmesse, die an einem Freitag stattfinden soll, gesorgt735. Die Strafen für das Fernbleiben bei den Gottesdiensten sind verhältnismäßig hoch: Die Bandbreite reicht von einem halben Vierdung736, einem Vierdung737 bis zu einem hal- 728 Dies beschränkte sich nicht nur auf die Gesellenschaften. So waren die Maler, Schilter, Glaser, Gold- schläger, Seidennäher und Aufdrucker in der Bruderschaft zu Ehren des heiligen Lukas organisiert (Nr. 250), die Hühnereirer waren zusammen mit Ölern, Greißlern, Wildbretern, Gänslern, Kässtechern und Schmalzlern Mitglied in der St. Oswald-Bruderschaft. Vgl. dazu unter anderem Löw, St. Lukas-Zeche. Zur St. Oswald- Bruderschaft siehe Zatschek, Handwerk, Stadt und Landesfürst 157f.; ders., Konzepte 304; Otruba, Orga- nisation 81f. 729 Siehe Nr. 299 Art. 11. 730 Siehe Nr. 312 Art. 19 und 20. Die Messfeierlichkeiten zum Jahrtag werden laut der Ordnung von den Meistern mitfinanziert. 731 Siehe Nr. 352a Art. 5. 732 Siehe Nr. 86 Art. 7, 8 und 9. 733 Siehe Nr. 345 Art. 10. 734 Siehe Nr. 314 Art. 13, 14. 735 Siehe Nr. 352a Art. 6. In Art. 7 wird festgelegt, dass die Hufschmiedegesellen beim Besuch dieser Messen keine Waffen (kain weer) tragen dürfen. 736 Beutlergesellen (1517/18, Nr. 340 Art. 12). 737 Beispielsweise bei den Schneidergesellen (1442, Nr. 82 Art. 3) oder den Tuch- und Kotzenmachern (1530, Nr. 314 Art. 12 und 13).
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Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364–1555)
Title
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Subtitle
(1364–1555)
Author
Markus Gneiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20418-3
Size
17.3 x 24.5 cm
Pages
674
Keywords
Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
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