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Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
Page - 175 -
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Page - 175 - in Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)

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V. Schlussbetrachtung 175 lediglich in der Ordnung der Tuchscherer von 1429 überliefert. Bestimmungen über die Erleichterung des Zugangs zur Meisterschaft finden sich ebenso häufig für die Meister- söhne, die laut diversen Ordnungen entweder die Lehrzeit überspringen konnten, die Meisterprüfung nicht ablegen mussten oder weniger Eintrittsgeld für die Erlangung der Zechmitgliedschaft zahlen durften. Als weitere gesellschaftliche Gruppe werden in den Ordnungen des HWOB die Störer, also Handwerker ohne Meister- und Bürgerrecht bzw. Zechzugehörigkeit, angesprochen. Die wenigen enthaltenen Bestimmungen sprechen vor allem von einem Verbot für Gesellen, bei Störern zu arbeiten. Die Ordnungen des HWOB decken also die im Spätmittelalter wichtigsten gesell- schaftlichen Gruppen in den Wiener Handwerken ab, mit Abstand am meisten Infor- mationen sind – wenig überraschend – bezüglich der Handwerksmeister und -gesellen überliefert. Das HWOB fungierte neben der hauptsächlichen Funktion als Stadtbuch für Handwerksordnungen jedoch auch als Eidbuch und allgemeines Ordnungsbuch an sich. Die im HWOB überlieferten Eide lassen sich in Amts-, Bürger- und Treueide un- terscheiden. Während die Amtseide, die großteils aus der zweiten Hälfte des 15. Jahr- hunderts stammen dürften, Einblick in die Tätigkeitsfelder verschiedener Ämter geben, veranschaulichen die Bürger- und Treueide, die zum überwiegenden Teil auf den Landes- fürsten und Stadtherrn geleistet wurden, die wechselvolle politische Geschichte Wiens – vor allem für die Zeit um 1458/62 und für die Periode der ungarischen Herrschaft von 1485 bis 1490. Über die Handwerksordnungen hinausgehend – wenn auch oft die Interessen der Handwerker berührend – sind die weiteren im HWOB überlieferten Satzungen, die zum einen das Maut- und Marktwesen Wiens allgemein, zum anderen den Weinbau und den Weinausschank sowie die Sicherheit und das Zusammenleben innerhalb Wiens und in den Vororten regeln. Die Mautordnungen behandeln neben den Verpflichtungen der fremden Kaufleute dem Hansgrafen gegenüber vor allem die Organisation und die Zu- ständigkeiten der Mitarbeiter der zentralen Mautverwaltung der Stadt, des Wiener Maut- hauses. Dieses wurde durch die sogenannten „Herren auf dem Mauthaus“ geleitet, als de- ren Untergebene fungierten Absamer, welche die fälligen Gebühren für die Marktstände einhoben, Mautner vor den Stadttoren, Beschauer, die die mautpflichtigen Waren kon- trollierten, und Ballenbinder, die diese verpackten. Für den Getreide- und Mehlverkauf war das Metzenleihamt die zentrale Anlaufstelle. Die Leihe von geprüften Hohlmaßen für den Verkauf von Getreide und Mehl war Hauptaufgabe des Metzenleihers, der ihm untergebene Mehlmesser kontrollierte gegen Auftrag die verkaufte Menge. Diese strenge Kontrolle des Getreide- und Mehlhandels war besonders deswegen von Bedeutung, weil sich der Brotpreis bis 1443 am Getreide-, ab 1443 am Mehlpreis orientierte. Auch der Verkauf von Fleisch wurde überprüft, eigens angestellte Fleischbeschauer kontrollierten die Güte der angebotenen Waren und waren auch für die Festlegung und Prüfung des Fleischpreises zuständig. Die Ordnungen des HWOB berichten auch umfangreich über die sogenannten Weinmeister. Da jeder Wiener Bürger das Recht hatte, seinen Eigenbauwein im eige- nen Haus auszuschenken, konnte er die Weinmeister mit der Abwicklung dieses Aus- schanks beauftragen. Wie die im HWOB überlieferten Satzungen zeigen, war die Tä- tigkeit der Weinmeister – obwohl vom Rat bestellt und vereidet – höchst umstritten; gänzliche Verbote der Weinmeisterzeche wechselten sich mit erneuter Instandsetzung und mit Einschränkungen der Befugnisse derselben ab. Eine andere Möglichkeit für die Wiener Bürger, ihren Wein zur Ausschank zu bringen, war die Übergabe desselben an
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Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364–1555)
Title
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Subtitle
(1364–1555)
Author
Markus Gneiß
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20418-3
Size
17.3 x 24.5 cm
Pages
674
Keywords
Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
Categories
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