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Nr.89–91 243
[1.] Von erst das kain gùrtlèr sich under in ze maister setzen sol, er pring dann ee ur-
kund, von dann er herkomen ist, das er sich daselbs frùmkleich und erberleich enthalten
hab,odererweis eshievordemratmiterbern lewten,unddaserhabeineleichweibund
burgerrecht gewinnmit ainemhalbenphuntphennig.
[2.] Auch sullen sy under in erwellen und nemen vier maister, die erber und getrew
sein, die in dann der rat bestetten sol, die sullen dann ir hantwerch beschawn und be-
sichten, ob das gùt, gerecht, der stat, lannden und lewten nùtzlich sey. Funden sy aber
ain werich, das nicht gùt und gerecht wèr, das sullen sy nemen und dem rat antwurten,
das man es der stat ze nutz anleg und dem statrichtèr davon gevallen lassen sein wanndl.
Spreach aber kainer, man hiet im unrecht beschawt, und wolt das werch gerecht machen,
das sullen sy imstat tunvordenandernmaisternallen.
91.
DerBürgermeisterundderRatderStadtWienerteilendenGürtlern eineOrdnungaufgrund
eines vondiesenvorgelegtenEntwurfs.
1454August 1.
HWOBfol.24v.
Druck: Uhlirz, Urkunden 2 Nr.15.278. – Literatur: Feil, Beiträge 276 (irrig zu 1453 Au-
gust2);Kienböck,Gürtler597;Uhlirz,Gewerbe685;Westermayer,Beiträge77;Hollnsteiner,
Lehrlings- undGesellenwesen14;Zatschek,Handwerk72;Prochaska,Geschichte235.
Vondengurtlern
Anno Domini etc. quinquagesimo quarto des pfintztags vor sant Steffanstag im Snit ka-
men furden ratder stat zuWienndie erbernmaisterdiegùrtler gemainclichdaselbsund
paten fleissiclichen, das man in die hernach benan(ten) artikl bestètten und in das stat-
pùch zu schreiben schaffen wolde, das mein herren .. der burgermaister und rate durch
solher irr pete und aufnemens willen irs hantwerchs getan und dieselben artikl in ir stat-
pùchgeschafft habent zu schreiben,und lauttent also:
[1.] Von ersten das ir zechmaister, die si erwellen, furbaser auch ir beschawmaister
seinundvondemratbestètt sullenwerden.
[2.] Item das durch irr armùt und nicht durch aigens nutzs willen aus den vèllen des
gùts, so durch ir beschaw ungerecht erfunden wirt, in ir zech der drittail ain jar gevallen
solunddie zwen tail der stat zugemainemnùtz.
[3.] Itemwanmandenmaisternoderdengeselln indiezechvonnotdùrfftwegender
stat zueinander sagen làt, das si dann gehorsam sein und auf ain genante stùnd, so man
in sagt, zueinander kòmen sullen. Wer des nicht tèt, der sol geben in ir zech ain virdung
wachs.
[4.] Item es sol auch ain yeder maister nùr ain lerjunger haben und nicht mer, und
wanderselb lerjungervirwochenaufdemhantwerchistundmanversiecht infùglichund
beleiblichdartzùzuwerden,daser sichdannindashantwerchkauffensolmit zwainund-
dreissigpfennigen.
[5.] Item und das auch irs hantwerchs arbait auswendig der zwairr jarmèrkcht hie
nyemant treiben sol mit verchauffen noch kauffen dann nùr die gùrtler hie, die es selbs
mitderhandmachenkùnnenundburgerrechthaben.
Auch hat im der rat gantzen und vollen gewalt vorbehalten, die egnan(ten) artikl zu
verkern, ze mynnern, ze mern oder gantz abtzenemen, wie und wan si des verlusst nach
gelegenhaitder sachenanalle irrungungeverlich.
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
(1364–1555)
- Title
- Das Wiener Handwerksordnungsbuch
- Subtitle
- (1364–1555)
- Author
- Markus Gneiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20418-3
- Size
- 17.3 x 24.5 cm
- Pages
- 674
- Keywords
- Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen