Page - 539 - in Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
Image of the Page - 539 -
Text of the Page - 539 -
Nr.352–353 539
[6.] Die wagkhnecht und auflader sollen die kaufmansgueter, die nicht verpetschafft
sein, auf die wàgen oder scheff in kainerlay weg an- oder aufladen, bey vermeidung gros-
ser straff. Auf solchs auch die mautner unnder der stat thòren zu aller zeit ain vleissig
aufsechn haben sollen, nàmlich das die vaß, stubich, palln und annder assich, so man
auß der stat, auß dem lannd fueren (wie der stat gebrauch ist), verpetschafft sein; wo sy
aber der ains oder mer also unverpetschafft befinden, dann dieselben in dhainem weg
durchpassiernoder außfueren lassen.
[7.] Der wagmaister sol alles, was er wigt oder einpindet, mit vleiß in seinem register
beschreiben und dann umb das, wie viel und was er gewogen oder eingepunden, so man
aus der stat fueren wil, dem kaufman ain zedl auf das mauthauß geben, darauf dann die
mauthanndlerdiemawtdavonzunemenwissen.
[8.] Es sollen auch die mautner unnder der stat thòren denen kaufmansguetern,
so hergefuert werden, vleissig nachfragen, wem solch zuegehòren, ob die auß dem
Oberlannd herbracht, auch auf Hungern, Beham oder Polackhen angesagt, und wohin
solch gueter gefuert werden, sochs [!] dann von stund an den mauthanndlern auf das
mauthawßanzaigen.
[9.] Diewagkhnecht sollenzualler zeitbeydemwaghawßsichfinden lassen,daselbst
vleissigaufdiekauflewt [227v] undannder, so inundausderwagzefuerenoderzetragen
haben, warten, iren lon und besoldung davon nemen, wie von alter hergenomen worden
undnichtmer, aufdashierinnennyemandbeschwàrtwerde.
[10.] Sich [!] sullen sich auch selbs mitainannder noch auch mit anndern tragern in
odervordemwaghawßnichtkriegen,hadernoderannderungefuer treiben,auchunnder
tagen oder zu der zeit, als sy bey dem waghawß wartung und außrichtung haben, mit
weinnituberladen.Welcher aber solchswieoblautnithaltnundhierinnschuldigbefun-
den wirdet, der solle durch die mauthanndler gestrafft und in das kòtterl gelegt werden,
denselben sydannwol ausnuechten sollen lassen.
[11.] Dann von wegen der kaufmansgueter, so von Venedig uber den Sembring2 hie
hergebracht werden, sollen die mautner unnder der stat thòren die mauttzedln, so die
fuerleut aufdieselbengueter furzaigenodermunndlichansagen, vonstundandenmaut-
hanndlern auf das mauthawß zuestellen und ansagen, auch denselben guetern, wo die
hingefuertundeingelegtwerden,vleissignachschawen.Undsodannbefunden,das solch
kaufmansgut fròmbden oder außlenndischen kauflewtn zuegehòret, sollen die maut-
hanndler acht haben, das solch gueter durch dieselbigen fròmbden kauflewt, auf welch
sy angesagt, oder durch annder, so ine damit durchhelffen, nicht auß der niderlag ge-
fuert werden, sonnder sich [!] kaufmansgueter dem burgermaister ansagen, dann kain
Oberlennder, Polackh, Beham oder Walch, allain die Khàrdtner, Steirer, Chrainer und
NewstettermitVenedigischenguetternuberdenSembring zu faren frey sein.
[228r] [12.] Weiter sollenauchdiebeschawer,wagmaister,wagkhnecht,platzkhnecht
und all mautner bey der stat thòren den mauthanndlern gehorsam und gewertig sein,
auch alles das, was die mauthanndler von ambts wegen, das gemainer stat zu nutz und
fromen khombt, mit inen schaffen oder haissen, thuen und vleissig außrichten. Wo aber
ains solchs nit thun wurde und in dem klag uber ime khàme, der soll in burgermaisters
und rats straff sein.
2 Semmering,Gebirgspass anderGrenze zwischenNÖundderSteiermark.
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
(1364–1555)
- Title
- Das Wiener Handwerksordnungsbuch
- Subtitle
- (1364–1555)
- Author
- Markus Gneiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20418-3
- Size
- 17.3 x 24.5 cm
- Pages
- 674
- Keywords
- Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen