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552 Glossar
– verglaste heven: helle, oxydierend gebrannte Keramik, bei der die Oberfläche durch eine Glasur
weniger rauwar als beidenbeidenanderengenanntenTopfgattungen101.
Doppeltasche (topltasche): auch „Gretchentasche“ genannt, zwei miteinander verbundene Lederta-
schen, die an einem längeren Band in Kniehöhe getragen wurden; um 1500 ein Statussymbol
wohlhabenderBürgerinnenundBürger102.
Drechsler:HerstellereinfachenMobiliarsbzw.einfacherGegenständedeshäuslichenAlltagsbedarfs
aus Holz; bearbeitet wird dieses Werkstück durch Drechseln bzw. Drehen in der Horizontalen
umdie eigeneAchse103.
Trensenmacher (pismacher): Hersteller von Trensen, also von Gebissstücken als Bestandteil des
Zaumzeuges vonPferden104.
trigler: eineTuchgattungvonmindererQualität imGegensatz zuden→Kerntüchern105.
Trögler: städtisches Amt, das für die Erhaltung der Bottiche und Tröge am Fischmarkt (Teil des
Hohen Marktes) zuständig war. Die Fischverkäufer durften diese hölzernen Gefäße nur gegen
Entrichtung von Gebühren benutzen. Zwischen 1452 und 1485 war das Trögelamt an Wiener
Bürger (durchgehendFischer) verpachtet, ab1485versahes ein städtischerAngestellter106.
Drudenfuß(trutenfus):hierwahrscheinlicheinTischfuß,derals fünfeckigerSternausgebildet ist107.
Tuchscherer, Tuchbereiter: appretierten neues Gewebe, verliehen diesem also durch entsprechen-
de Bearbeitung ein besseres Aussehen und größere Festigkeit, und frischten altes Gewebe auf.
DieAppreturbestandausmehrerenProzessen:ZunächstwurdendieTuchegerauht,danachauf
einen Holzrahmen aufgespannt und getrocknet, weiters – als zentraler Arbeitsschritt – geschert.
Die Tuchbereiter führten – im Gegensatz zu den Tuchscherern – schließlich noch als letzten
Arbeitsschritt das Pressen der Tuche zwischen zwei heißen Platten durch, was eine zusätzliche
GlättungdesProduktsbewirkteundesdadurchhöherwertigermachte108.
E
Einstoßen (instossen) des Leders: Tätigkeit des Gerbers/Lederers, der das Leder in die Beizkufen,
also inobenoffenehölzerneGefäße, einstößt109.
eysendachteinheven s. unterTöpfe
Eisenzieher: auch Drahtzieher; stellte Eisendrähte her. Voraussetzung für den Drahtzug war das
Drahtschmieden, bei dem das jeweilige Metall gespalten und mit dem Hammer bis zu einem
bestimmten Durchmesser bearbeitet wurde; danach wurden diese sogenannten→Zaine durch
dieLöcher einesZieheisens gezogen,wodurchderDrahtdünnerund längerwurde110.
Erbbürger: ursprünglich eine abdem13. Jahrhundert fassbareGruppevon lehensfähigenBürgern,
die Inhaber einer städtischen Grundherrschaft waren, genauer eines Grundstückes, bei dem die
Oberherrschaft des landesfürstlichen Stadtherrn nicht in Erscheinung trat. 1278 erklärte König
Rudolf I. auch nicht rittermäßige Wiener Bürger für lehensfähig, 1360 wurden mit der durch
Herzog Rudolf IV. verfügten Ablösbarkeit der städtischen Grundrechte auch die letzten Privi-
legien dieser führenden Oberschicht beseitigt. Von nun an galten diejenigen Wiener Bürger als
101 N
,Bodenfund21.
102 G , Ledermuseum47;D
,Mode122.
103 R
,Handwerk64–68.
104 F
,Beiträge257;U ,Gewerbe655.
105 DWB 22 (1952)513.
106 C
, LexikonWien5480.
107 K ,Alltagsleben45.
108 C
, LexikonWien5487;R
, Lohn148–151.
109 A
,Wörterbuch11752; DWB 3 (1862)314.
110 P ,Thesaurus71–73;R
,Handwerk60–64.
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
(1364–1555)
- Title
- Das Wiener Handwerksordnungsbuch
- Subtitle
- (1364–1555)
- Author
- Markus Gneiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20418-3
- Size
- 17.3 x 24.5 cm
- Pages
- 674
- Keywords
- Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen