Page - 20 - in Handwörterbuch der Philosophie
Image of the Page - 20 -
Text of the Page - 20 -
20 Allgemein.
xcov II, 5), wird aber nur an den Einzeldingen und später
als diese, aus denen es abstrahiert wird, erkannt (Metaphys. VII, 1018 b 33).
Realisten sind die (s. d.), darunter PORPHYR PRANTL,
Gesch. d. Logik 1, 632).
Im Mittelalter vertreten den extremen Realismus JOH. SCOTUS
ANSELM VON BERNHARD VON CHARTRES, REMIGIUS VON
AUXERRE, WILHELM VON CHAMPEAUX (die Individuen sind nur durch die
Mannigfaltigkeit ihrer Akzidentien, nicht ihrem Wesen nach verschieden; vgl.
G. Les variations G. de Ch. et question des universaux,
1898) u. a. Den gemäßigten R. (mit dem daß vor den Dingen die
Universalien im göttlichen Geiste existieren, als „Ideen", s. d.) vertreten
AVICENNA, Albert der Große, THOMAS VON AQUINO U. a. Die logische
Allgemeinheit entsteht im Intellekt durch Abstraktion („intellectus in formis
agit universalitatem"). THOMAS definiert das A. als das von Vielem Aussag-
bare und lehrt, die Gattungen seien nicht selbständige Wesen, sondern in den
Dingen enthalten: „universalia . . non sunt res esse
singularibus" (Contra gent. I, 65), aus denen sie der Intellekt ab-
strahiert („intellectus agens causat universale abstrahendo a materia indivi-
I, qu. 9, 5). Vor den Dingen sind die versahen im
„intellectus aeternus" Gottes (Sum. theol. I, qu. 16, 7), als der Dinge.
Dem A. entspricht etwas in den Dingen selbst. Letzteres behaupten auch
DUNS SCOTUS est ab intellectu . . ., universali aliquid extra
correspondet"; vgl. PRANTL, Gesch. d. Log. 207), SUAREZ (Met. disput. 6,
sct. 2, 1) u. a.
In neuerer Zeit denken im Sinne des „Realismus" der Begriffe NICOLAUS
H. MORE, z. T. SPINOZA, nach dem das Einzelne nur ein
d.) der universalen Substanz ist, FICHTE, SCHELLING, SCHOPENHAUER,
SCHLEIERMACHER, CHR. KRAUSE, HEGEL, nach welchem das A. das „Wahre,
Objektive, Wirkliche der Dinge selbst" ist (vgl. Begriff, Idee) u. a., und viele
Denker nehmen einen vermittelnden Standpunkt ein (DÜHRING, V KIRCH-
MANN u. a.). Nach SCHUPPE ist das A. als ein Stück der Wirklichkeit im
Einzelnen enthalten; er unterscheidet ein „numerisch" und „inhaltlich" All-
gemeines (Grundr. d. Erkenntnistheor. u. Logik, 1894). Nach HUSSERL ist
das A. ein Denkgegenstand, ein vom Denken unabhängiges ideales Sein,
eine objektive Gültigkeit besitzt (Log. Untersuch. 1900—1901, II, 111, 123 f.,
146 ff. 501; vgl. GUTBERLET, u. Erkenntnistheor.8, 1898, S. 240 ff.).
identifiziert das Allgemeine mit dem Unveränderlichen, welches am
Einzelwesen seinen Bestand hat (vgl. Veränderung).
Den Nominalismus (bzw. Terminismus oder Konzeptualismus)
vertreten die Stoiker (die Gattungen sind nur Gedanken, Diog. Laert.
VII, 61), MARCIANUS : vermittelnd lehren BOETHIUS, MACROBIUS U. a.
Als Begründer des scholastischen Nominalismus gilt ROSCELINUS, der in den
Universalien nur Worte („voces", vocis") erblickt haben soll (vgl. PRANTL.
Gesch. d. Log. II, 78; I, 260: vgl. aber M. DE WULF, Histoire de la philos.
1912, nach welchem, wie nach ADLHOCH, R. nur ein „Pseudo-
Nominalist" war). Nach ABAELARDS gemäßigtem Standpunkt ist das A. eine
von mehreren Dingen mögliche Aussage praedicabilis", „Sermonismus",
vgl. PRANTL, Gesch. d. Log. II, 181 ff.). Den Nominalismus gestaltet zum
Terminismus WILHELM VON OCCAM. Nach ihm ist das A. als solches nur ein
back to the
book Handwörterbuch der Philosophie"
Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften