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28 Analytisch — Angeboren.
auf dem Wege der Analyse (s. d.). A. Me-
s. Methode, Regressiv. A. s. Urteil.
Anamnese Erinnerung, Wiedererinnerung. Nach PLATON
beruht die Wissenschaft, das Lernen, die Erkenntnis des Allgemeinen,
Einheitlichen in den Dingen auf einer A., auf einem Bewußtwerden angeborener
Anlagen, welche das einstige Schauen der Ideen (s. d.), der Urbilder der Dinge,
denen die Seele im Zustande der Präexistenz (s. d.) unmittelbar gegenüber-
stand, hinterlassen hat. Die Sinneswahrnehmung gibt den Anlaß zur Besin-
nung auf das Begriffliche, mittelst dessen wir das Einzelne einheitlich zusam-
menfassen und nach festen Maßstäben beurteüen — das ist der logische Kern
der A.-Lehre, die freilich auch einen metaphysisch-mythischen Charakter hat
xax kx ev
xovxo de kxelvcov, ä nox
ä vvv elg
xb ov Phaedrus 249 B f.;
ovoa, xal xovxov nov kv
vvv 72 E; vgl. 75 C, Meno 86 A; vgl. NATORP, Pia-
tons Ideenlehre, 1903). Ähnlich lehren NEMESIUS, MARS. FICINUS (TheoL
Platon. XII, 1) u. a. Vgl. Angeboren, Idee.
: Erinnerungskunst. Vgl. Mnemonik.
insensibilitas): Unempfindlichkeit, Gefühllosig-
keit; Aufhebung einer Sinnesempfindlichkeit, insbesondere der Tastempfindung
(vgl. HELLPACH, D. Grenzwissensch. d. Psychol. 1902, S. 221 ff.). Vgl.
Hyperästhesie.
Anderheit alteritas, alietas): die Gegensetzung des von der
Einheit Verschiedenen, Anderen, mit ihr nicht Identischen, z. T. als Korrelat (s.
derselben. PLATO unter dem „Andern" (exegov) den Gegensatz
Einheit, das Mannigfaltige, Unbestimmte (Parmenides, C; Phaedo 100 C).
Nach besitzt der „Geist" (s. d.) eine „Anderheit", weil er die Zweiheit
von Erkennendem und Erkanntem aufweist. HEGEL nennt Natur
das „Anderssein" der Idee. Ein Streben nach dem „Andern", Neuen gibt
nach MÜNSTERBERG („Wille zum Anderssein") u. a. Vgl.
L. Neue Energetik, 1911.
Anerkennen: die Wahrheit oder den Wert von etwas gelten lassen,
zugeben, nicht in Frage stellen; etwas für wahr oder wirklich halten, es so
werten, beurteilen, wie es Anspruch darauf macht, gewertet, zu wer-
den. Über Anerkennen und Verwerfen als Funktion des Urteüs
vgl. Urteil, Wahrheit, Glaube.
(eingeboren, innatus) sind Funktionen und An-
lagen (s. d.), sofern sie der Organismus von Anfang hat, aufweist,
aber, sofern er (bzw. das Keimplasma) sie ererbt hat. Aber auch das Angeborene
bedarf, um in Funktion zu treten, der Auslösung durch (äußere oder innere) Reize,
die oft erst zu voller Entfaltung bringen. Angeboren sind — außer gewissen
physiologischen Mechanismen, Verbindungen im Nervensystem usw. —
Dispositionen (s. d.) psychophysischer Art, welche die Arten und Individuen
hinsichtlich der Qualität, Richtung, Intensität, Leichtigkeit, Sicherheit
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften