Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geisteswissenschaften
Handwörterbuch der Philosophie
Page - 36 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 36 - in Handwörterbuch der Philosophie

Image of the Page - 36 -

Image of the Page - 36 - in Handwörterbuch der Philosophie

Text of the Page - 36 -

Anschauungsformen. Erfahrung (s. d.) als solche, die Zeit auch für die psychischen Erlebnisse als solche. Auf der Eigenschaften und Gesetzlichkeiten, welche sich aus der Natur der Anschauungsformen, des Formalen, der als räumlich und zeitlich charakterisierten Verbindungs- und Ordnungsweise ergeben, also durch Reflexion auf die in diesen Formen möglichen und notwendigen Kon- struktionsweisen, sowie logischer Forderungen entspringen sowohl der und Zeitbegriff als auch die Grundsätze der Mathematik (s. d.). Die „Aprio- rität" (s. d.) der Anschauungsformen liegt in der „Anschauungsnotwendigkeit" derselben und in der Voraussetzung, daß sie für alle mögliche Erfah- rung gelten und in gleicher Gesetzlichkeit gelten werden und müssen, weil sie notwendige Bedingungen zur Herstellung objektiver Erfahrung und für die Möglichkeit von Erfahrungsobjekten sind, welche durch ihre raum-zeit- Bestimmtheit sich aus dem Flusse der Erlebnisse herausheben. Raum und Zeit sind Bedingungen exakter Naturerkenntnis. Die „Idealität" (s. d.) der Anschauungsformen bedeutet, daß sie uns nicht als „Dinge an sich", als von allem Erkennen unabhängige Wesenheiten oder Eigenschaften von solchen gegeben sind, sondern als Formen der Gegenstände, wie sie in einer Erfah- rung überhaupt vorkommen können. Dieses „subjektive" Moment, dieses Ge- der Anschaungsformen an mögliche Erfahrung ist mit der „Objek- von Raum und Zeit, d. h. mit deren Existenz und Geltung für alle Erfahrung und für Subjekte (für ein „Bewußtsein welches von der Individualität der Erkennenden unabhängig ist) durchaus verein- bar. wenn auch Raum und Zeit nicht Bestimmtheiten der „Dinge an sich" sind, so hindert doch nichts, anzunehmen, daß ihnen im absoluten, vom Erkennen unabhängigen Sein etwas entspricht, daß in diesem ein „Grund" liegt, der das Subjekt nötigt, die Raum- und Zeitbestimmtheiten anschauend und denkend so zu setzen. In der älteren Philosophie gelten Raum (s. d.) und Zeit (s. d.) in der Regel als Beschaffenheiten oder Verhältnisse der absoluten Wirklichkeit selbst (ARISTO- TELES, Stoa, Atomistik, Scholastik, DESCARTES, SPINOZA, LOCKE U. a.), obwohl hier und da auch die Idealität der Zeit gelehrt wird. Den Raum faßt als bloße Erscheinung LEIBNIZ auf, die Idealität der Anschaungsformen lehren ED. LAW, BURTHOGGE (vgl. CASSIRER, D. Erkenntnisproblem, 1906 f.). Den Begriff „Anschauungsform" prägt aber erst KANT aus, der sie auch als „reine Anschauung" bezeichnet. Die Form (s. d.) der Erfahrung ist das, was macht, „daß das Mannigfaltige der Erscheinung in gewissen Verhältnissen ge- ordnet angeschauet wird". Die Form der Anschauung ist „das, worinnen sich die Empfindungen kann daher nicht selbst Empfindung sondern „muß zu ihnen insgesamt im a priori bereit liegen, und daher abgesondert von aller Empfindung betrachtet werden". Raum und Zeit sind „nichts als subjektive Formen unserer sinnlichen Anschauung", Bestimmungen der Dinge an sich, sondern der Erscheinungen (s. d.), für welche sie aber allgemein und notwendig, a priori (s. d.) gelten. Was von der reinen Anschauung des Raumes und der Zeit gilt, auch für die anschaulich er- faßten Gegenstände als Anschauungsobjekte, woraus sich die strenge und objek- tive Geltung der mathematischen Grundsätze ergibt. „Zeit und Raum sind demnach zwei Erkenntnisquellen, aus denen a priori verschiedene synthetische Erkenntnisse geschöpft werden können . . . Sie sind nämlich beide zusammen- genommen reine Formen aller sinnlichen Anschauung und machen dadurch
back to the  book Handwörterbuch der Philosophie"
Handwörterbuch der Philosophie
Title
Handwörterbuch der Philosophie
Author
Rudolf Eisler
Publisher
ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
Location
Berlin
Date
1913
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
Size
12.7 x 21.4 cm
Pages
807
Keywords
Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
Category
Geisteswissenschaften
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Handwörterbuch der Philosophie