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Der Hauptvertreter der psychologischen Ästhetik ist TH. LIPPS, nach
welchem die Ä. „angewandte Psychologie" ist. Das Schöne ist ein ästhetisch
Wertvolles, das zugleich ethisch Wertvolles ist, indem es die Menschlichkeit
fördert. Das Wesen des liegt im Mitleben mit den ästhetischen
Objekten, in der „ästhetischen Sympathie", die auf einer „Einfühlung" (s. d.)
durch die wir das Objekt beseelen, unser Ich und dessen Leben und
Streben hineinlegen. ist so „die in der Betrachtung eines Objekts
gefühlte und daran fühlbar gebundene freie Lebensbejahung"; objektiv ist sie
die vom ästhetischen Objekt geforderte Wertung. Das Ziel der Kunst ist,
„Leben in eine sinnliche Erscheinung" zu bannen und es darin unmittelbar zu
«erleben u. geometr. Täuschungen, 1897; 1903—06;
Kultur der Gegenwart I, Psychologisch begründen die A. ferner H. VON
STEIN (Vorles. über 1897; D. Entstehung der neueren Ä., 1886), DILTHEY
(Die Einbildungskraft des Dichters, 1887; D. Erlebnis u. die Dichtung2, 1910;
Das des Dichters, Zeller-Festschrift, 1887), WITASEK, nach welchem
die ästhetischen Gefühle sind (Grundz. d. allgem. Ästhetik,
1904), JODL (vgl. W. BÖRNER, F. Jodl, 1911, S. 104 f.). R. MEUMANN,
der aber die objektive Seite des Ästhetischen betont in d. A. der
Gegenwart, 1908; D. System der Ä., 1907), W. JERUSALEM, nach welchem die
Ä. genetisch und biologisch sein muß und das ästhetische Genießen eine Art
der ist (Einleit. in d. ähnlich schon A. DÖRING
(Zeitschr. f. Psychol. I, 1890; vgl. E. Die Funktionsfreuden im ästhet.
Verhalten, 1911) u. a.
Psychologisch und biologisch begründet die Ä. K. GROOS. Der ästhetische
Genuß ist ein „spielendes sensorisches Erleben", das edelste Spiel (s. d.) der
Menschen. Das Zentrum des ästhetischen Genießens ist das „innerliche Mit-
die „innere Nachahmung", durch welche der „ästhetische Schein" er-
zeugt wird. Neben dem Prinzip der Nachahmung sind das Prinzip der „Selbst-
darstellung" und „Schöngestaltung" in der Kunst wirksam (Einleit. in d. Ä.,
1892; D. Spiele des Menschen, 1899; D. ästhet. Genuß, 1902; D. Anfänge der
Kunst). Aus dem „Spiel" (s. d.) leiten die Kunst SPENCER, U. a. ab.
Das Biologische im Ästhetischen behandeln ferner DARWIN, BÖLSCHE, KRON-
FELD, KOHNSTAMM (Kunst als Ausdruck, S. 56 ff.); das Physiologische GRANT
ALLEN (Physiol. Aesthetics, 1877), G. (Aufgaben d.
1897) u. a.; das Kulturgeschichtliche und Ethnologische E. GROSSE (Anfänge der
Kunst; Kunstwissensch. Studien, 1900), HIRN (Origins of art, 1902, deutsch
1904), K. BÜCHER (Arbeit u. Rhythmus), der die gesellige Arbeit als Auslöserin
rhythmischer Funktionen betrachtet, u. a.; das Soziale: PROUDHON, H.
(Abhängigkeit der Kunst vom von der Rasse, dem „Moment", Philos.
de Part, 1865; deutsch, 2. A. 1885), nach welchem die Kunst soziale
Gefühle erweckt und ein neues soziales schafft; in der Kunst erreicht
das Leben sein Maximum an Intensität und Expansion au point de
1889; deutsch vgl. NIETZSCHE: Die Kunst als „Stimulans
zum Leben"), M. BURCKHARD, E. REICH, RUSKIN U. a. — Eine biologische und
soziale Funktion hat die Kunst nach K. LANGE, der die „Illusionstheorie"
vertritt, die Lehre von der „bewußten Selbsttäuschung". Der ästhetische Genuß
ist die Wirkung des Schwankens zwischen Wirklichkeits- und Scheinbewußtsein.
ist, „was Menschen mit richtiger und intensiver Naturanschauung in
Illusion versetzt" (Das Wesen der 1908).
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften