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reinen, apriorischen Begriffe gibt es „Erfahrung" (s. d.) und „Erfahrungsurteile"
von objektiver Gültigkeit. Anderseits kann aus bloßen Begriffen keine
.(— nur „analytische" —) Erkenntnis gewonnen und nichts über die
von Gegenständen entschieden werden (gegen den „Ontologismus"; s. Sein).
Hingegen erblickt HEGEL im „Begriff" geradezu das objektive Wesen
Dinges selbst; er ist nicht bloß eine subjektive Vorstellung, sondern die „an
sich seiende Sache", die „Wahrheit des Seins und des Wesens", die
„Totalität", in der jedes Moment das Ganze ist, das er ist, das „Freie",
hin Konkrete", das Der B. tritt auf als „Idee" (s. d.),.
in der Natur als „blinder", rein objektiver Begriff, dann auch als subjektiver
oder „formeller" Begriff (im Geiste des Denkenden). Er ist an sich eins mit
der objektiven „Vernunft" (s. d.) und entwickelt sich nach eigener
rein aus sich heraus, „dialektisch" (vgl. Enzyklop., § 105 ff., Logik, I, 21 ff.;
s. Dialektik). Nach anderen ist der Begriff nicht mit dem Seienden
aber er ist das ideelle Korrelat desselben. So nach SCHLEIERMACHER; dem
entspricht das Fürsichsein der Dinge, die substantielle Form derselben (Dialek-
tik, S. 509 f.). Ähnlich H. RITTER, TRENDELENBURG U. a.; vgl. auch
WEG, § 56. — B. KERN versteht unter „Begriff" jeden Denkinhalt,,
von der Empfindung angefangen bis zum abstrakten B. (Das Erkenntnis-
problem2, 1911).
Daß die B. eigentlich „logische Ideale" sind, betont HERBART, der
dem logischen B. „jedes Gedachte, bloß seiner Qualität nach betrachtet" oder
eine Vorstellung mit Hinblick bloß auf das, was durch sie vorgestellt wird,
gesehen von ihrer psychologischen Entstehung, versteht (Psychol. als Wissensch.,
1824-25, I, 498; II, 119; Lehrb. d. Psychol.3, 1850, S. 126 ff.). Ähnlich DRO-
VOLKMANN U. a. — Als Zusammenfassung gemeinsamer Merkmale be-
stimmen den B. CZOLBE, SCHNEIDER, HELMHOLTZ, BOUTROUX, OSTWALD
u. a. — Als anschauliche Vorstellung mit repräsentativem Charakter und kon-
stantem Inhalt definiert den B. KREIBIG, nach welchem den wissenschaftlichen
Begriffen die „denkökonomische Auswahl der besonderen Merkmale, welche in
Inhalt aufgenommen sind", eigentümlich ist (D. intellektuellen Funktionen,
1909, S. 39 ff.). — LOTZE unterscheidet vom werdenden den verwirklichten
welcher dann da ist, wenn der „unbestimmte Nebengedanke der Ganzheit
überhaupt zu dem Mitdenken eines bestimmten Grundes gesteigert ist, welcher
das Zusammensein gerade dieser Merkmale . . . rechtfertigt" (Logik, 1891,
S. 39). Nach WUNDT liegt der Anfang der Begriffsbildung in dem
gedanken", daß eine Vorstellung nur repräsentative Bedeutung hat. Psycho-
logisch ist der B. ein im Bewußtsein isolierbarer Bestandteil eines durch
Zerlegung einer (s. d.) entstehenden Satzes. Die
zeption bevorzugt bestimmte Elemente der repräsentativen Vorstellung und
macht sie zur herrschenden. Logisch ist der B. ein Denkinhalt, der aus einem
Urteil durch Zergliederung desselben gewonnen werden kann; seine Eigen-
schaften sind: Bestimmtheit, Konstanz des Inhalts und Allgemeinheit
d. Psychol.5, 1900, S. 321 ff,; Logik 1906, S. 91 ff.; System d..
Philos. 1907). — Vgl. v. D. PFORDTEN, Versuch einer Theorie von Urteil
und B., 1906.
Als Elemente oder Niederschlag (Produkt) von Urteilen oder als
Urteil wird der B. verschiedenerseits bestimmt. So von
GRUPPE, LIPPS, SIMMEL, SPICKER, SCHUPPE, RIBOT,
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften