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130 Denklehre — Denomination.
in ihrer Notwendigkeit durch Besinnung auf ihre unaufhebbare Existenz und
jeder Versuch, sie zu leugnen, hebt sich selbst auf, zeigt ihre
Unentbehrlichkeit, das richtige Denken konstituierenden Charakter.
Denkgesetze gliedern sich in die Prinzipien der Identität (s. d.), des Wider-
spruchs (s. d.), des ausgeschlossenen Dritten (s. Exclusi) und des zureichenden
Grundes (s. d.), als Normen zur Herstellung des formal-einheitlichen Zusammen-
hanges des Denkens und des Gedachten.
In der Regel gelten die logischen Denkgesetze als durch das Wesen
Denkens selbst geforderte, notwendige Denkbedingungen, die zugleich
auf das Gegenständliche, Seiende übertragen werden. So bei PLATON, ARISTO-
TELES, den Scholastikern, DESCARTES, der sie als „ewige Wahrheiten" an-
sieht philos. I, 49), LEIBNIZ, HERBERT VON CHERBURY,
der schottischen Schule, CHR. WOLFF U. a. FICHTE leitet sie
„Tathandlungen" des Ich (s. d.) ab. SCHOPENHAUER bezeichnet sie als „meta-
logische" Wahrheiten. „Apriorisch" gelten sie ferner nach KANT,
TRENDELENBURG, LASSON, RIEHL („Gesetze des Gedachten, des Gegenständ-
lichen überhaupt"), COHEN (Logik; s. Urteil), A. MESSER, KÜLPE, LIEBMANN,
HUSSERL, MEINONG, EWALD U. a., nach welchen sie „Idealgesetze" sind. Sie
besagen nach NATORP: „Wenn man so und so denkt . . ., so denkt man
Wahres". Die Gewißheit gründet sich hier rein auf den Inhalt des
ohne Rücksicht auf den Denkvollzug (Sozialpädagogik2, 1904, S. ff.;
Propädeutik3, 1909; Logik2, 1910).
Teleologische Notwendigkeit (als Mittel zum Denkzweck) haben sie
LOTZE, SIGWART 1904), WINDELBAND („Notwendige Mittel des Wahr-
heitstriebes", S. 276), F. C. S. SCHILLER (Humanismus,
VAIHINGER U. a. — Nach WUNDT sind sie Gesetze des Willens; sie sind
„Normen, mit denen wir an das Denken herantreten, um es auf seine Richtig-
keit zu prüfen", Postulate. Zugleich sind sie die allgemeinsten Gesetze
Denkinhalts selbst und allgemeine Erfahrungsgesetze (System d. Philos.
1907, S. 58 ff.). — Postulate sind sie auch nach J. SCHULTZ, F. C. S.
(Formal Logic, 1912), E. MACH, KLEINPETER U. a.; nach den zwei
genannten sind sie zugleich Definitionen. Vgl. DRIESCH, Ordnungslehre,
Psychologisch fassen die D. auf LIPPS, HEYMANS (Gesetze u. Elemente
d. wissensch. 1905) u. a. — Aus der Erfahrung und Entwicklung;
des Denkens leiten die Denkgesetze ab JERUSALEM (Der Idealismus, 1905,.
S. 95, 102), BOLTZMANN, OSTWALD U. a. — Den sozialen Ursprung der
gesetze lehrt E. DE ROBERTY. — Vgl. UEBERWEG, System d. Logik6,
JODL, Lehrbuch d. 1909; H. GOMPERZ, Weltanschauungslehre
—1908, II, 15; KREIBIG, Die intellektuellen Funktionen, 1909, S. 298
DORNER, Enzyklopädie d. Philos., 1910, S. 14 f.; UPHUES,
Logik, 1910 (Die Denkgesetze auch Gesetze des Seins); SCHUPPE, Grundr. d..
Erkenntnistheorie u. Logik, 1894; STÖRRING, Einführung in d.
theorie, 1909. — Vgl. Axiom, Norm, Postulat, Logik, Wahrheit, Konformität.
s. Logik. — Denkmittel s. Fiktion, Kategorien. —
Denknotwendigkeit s. Notwendigkeit. — Denk s.
Denomination (denominatio): Benennung nach etwas (vgl.
theol. I, II, 25, 2 ob „D. fit a potiori").
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften