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Sein. 599
Auf die Unabhängigkeit von unserem Erleben und Denken beziehen das
„Sein" FEUERBACH (WW. II, 309; X, 97), ULRICI (Logik, 1852, S. 46 f., 242),
SIGWART (Logik I2, 1889/93, 4. A. 1911), G. v. HERTLING (John
Locke, 1892), DYROFF (Über den Existentialbegriff, 1902, S. 3 ff., 61) u. a.
Auf die Gegenständlichkeit des Gedachten, sei sie nun realer oder bloß
ideeller Art, beziehen das S. A. MEINONG, nach welchem Sein und „So-sein",
„Dasein", „Bestand", „Pseudoexistenz" als „Objektive" (s. d.) den Urteilen und
Annahmen so gegenüberstehen, wie Objekt der Vorstellung (Über Gegen-
stände höherer Ordnung, 1899, S. 186; Über S. 191; Zeitschr. f.
Philos., 129. Bd., S. 66 ff.), ferner AMESEDER zur
theorie, 1904, S. 55 f.) u. a. Nach KREIBIG ist das S. a) reale Existenz von Außen-
und b) phänomenales Sein als Zeichen der realen Wirklichkeit,
c) intentionales Sein in der Vorstellung. Die Wahrnehmung (s. d.) enthält
(implizite) ein (Die intellektuellen Funktionen, 1909, S.
273 ff.); vgl. H. PICHLER, Über die Arten des Seins, 1906; BALDWIN, Das
Denken u. die Dinge I, 1908.
Aus dem Urteil leitet das S. BRENTANO ab. „A ist" heißt: A ist als wahr
anerkannt (Psychol. I, 1874, 279; Vom Ursprung sittlicher Erkenntnis, 1889,
S. 61 ff.); vgl. MARTY, Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos., 1884, Bd.;
F. HILLEBRAND, Die neuen Theorien der Schlüsse, 1891, S. 20, 27 f.
Als „Stehen in Beziehung", Beziehungs-Setzung bestimmt das S. LOTZE
III2, 468 ff.; Metaphys.2, 1879, S. 36); vgl. auch SIGWART,
Logik 1889/93, 95; 4. A.
Daß Sein gleich „Wirken" oder Wirkensprodukt ist, lehren CHR. WEISS,
SCHOPENHAUER als Wille u. I. Bd., § 5), E. v. HARTMANN
(Kategorienlehre, 1896, S. 176 DREWS, DEUSSEN, B. ERDMANN (Logik I, 77,
2. A. Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos. X), L. W. STERN, W. JERU-
SALEM (Die Urteilsfunktion, 1895, S. 209 f.; Existenz ist „Wirkungsfähigkeit")
u. a. J. betont, daß die Existenz implizite in der Wahrnehmung und Vor-
stellung enthalten ist (1. c. S. 210); so auch JODL U. a. — Als (konstante, be-
harrende) Tätigkeit, Produzieren bestimmen das S. CAMPANELLA („facere per-
manens", Univ. philos., 1638, VII, 4, 3), FICHTE, SCHELLING, HEGEL, M. CAR-
(S. ist „sich selbst bestimmende Tätigkeit"), EUCKEN, BRAUN, F. J.
SCHMIDT, BERGSON (S. Entwicklung), J. BERGMANN, L. BUSSE, B. KERN,
WUNDT, KÜHTMANN (Zur Gesch. des Terminisinus, 1911), OSTWALD U. a.
(s. Werden, Energie).
Daß das S. im Grunde Fürsich-Sein (s. d.) ist, lehren LEIBNIZ, LOTZE,
FECHNER, BUSSE, LADD, BOIRAC U. a. Aus der inneren Erfahrung leiten den
Seinsbegriff ab D'ALEMBERT, ROYER-COLLARD, BENEKE (Metaphys.,
1840, S. 67 ff.), GÜNTHER, TEICHMÜLLER, J. WOLFF, HAMERLING, NIETZSCHE
(WW. XV). - Vgl. N. HARTMANN, Logik des Seins, 1909; L'etre
dans Platon, 1910; SCHINDELE, Zur Geschichte der von Wesen-
heit und Dasein in der Scholastik, 1900; M. L. STERN, Naturwiss. u. philos.
Monismus, 1885, S. 129; Monist. Ethik, 1911 (Die „Existenz" ist identisch mit Gott,
dem unveränderlichen Sein); DILLES, Weg zur Metaphysik, 1903 f., S. 7 ff.;
H. G. OPITZ, Grundriß einer Seinswissenschaft, 1897-1904 (Gott ist All-
bewußtsein, Allwille, der alles erschafft und umfaßt); WUNDT, Philos. Studien
II, 167 ff.; System d. Philos. I8, 1907; H. GOMPERZ, Weltanschauungslehre I,
1905; WEIDENBACH, Das Sein, 1900 (das S. = die absolute Wahrheit, die
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften