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Handwörterbuch der Philosophie
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Selbstbewußtsein. Selbstberührung des Leibes, die Herrschaft des Willens über diesen betreffs der Bewegung, Tatsache des Schmerzes, die Stetigkeit des zusammenhanges , das die Einheit der Willenstätigkeit u. a. Das „Selbst", das wir erfassen, ist aber nicht eine Substanz oder Kraft hinter dem Bewußtsein, sondern die ak t iv- reakt ive Einheit des denkenden Bewußtseins selbst , die sich durch den Strom der Erlebnisse hindurch fortsetzt, immer wieder setzt und erhält, als zentralisierte „Form" der Bewußtheit. Das „empirische", aktuelle S. gibt immer nur einen Ausschnitt aus dem nie als Ganzes gegebenen Inhalt des Ich, zu dem auch die Disposi- tionen (s. d.) zu Aktionen und Reaktionen gehören, nicht bloß die wirklichen Ich-Erlebnisse (vgl. Wahrnehmung, innere). S. im engsten Sinne ist „Selbstgefühl" als Bewußtsein des wertes, der Kraft und Tüchtigkeit, der Leistungsfähigkeit des Ich. Den Begriff des sich selbst Denkens des Denkens, des Geistes hat schon ARISTOTELES vorjoecog, Metaphys. XI 9, 1074 b avxbv de vovg xov 1. c. XII 7, 1072 b 20 f.). Nach EPIKTET vermag sich die Denkkraft selbst zu erkennen (Dissertat. I, 1, 4), und nach CICERO ist es das Höchste, ipso videre" disput. I, 22, 52; vgl. I, 23, 55). Vom Selbstbewußtsein der Seele spricht genauer PLOTIN. Der Geist wendet sein Denken auf sich selbst um xov und spiegelt sich selbst (Ennead. I, 49; IV, 4, — Nach AUGUSTINUS erkennt sich der Geist durch sich selbst, in unmittel- barer Erfassung durch das Denken (De trinitate IX, 3; X, 10; 6; anima IV, 20 f.). Nach THOMAS VON AQUINO erkennt sich der Geist nicht durch unmittelbare Erfassung seines Wesens („per essentiam"), sondern in seinen Tätigkeiten, aus denen er seine Existenz erfaßt („ex hoc quod percipit se agere, percipit se esse", Contr. gent. 46). Der Geist er- kennt sich reflexiv, durch einen abstrahierenden Denkakt (Sum. theol. I, 87, Während nach DUNS SCOTUS die Seele sich nur vermittelst einer „species" (s. d.) erkennt (De rerum princip. 15), erfaßt sie sich nach WILHELM VON OCCAM durch unmittelbare Intuition (In IV lib. sent. 1, 1). Die Evidenz der Selbsterkenntnis des Geistes betont DESCARTES (S. Cogito,. ergo sum): „Nihil facilius et evidentius posse a me percipi" (Medit. II). Die Ursprünglichkeit und unmittelbare Gewißheit des lehren auch MALEBRANCHE (Recherche de la III, 2, 7), LEIBNIZ („ipsi nobis innati vgl. Philos. Hauptschriften, II, 413 ff.), LOCKE (Essay concern. hum. understand. IV., K. 9, § 3; K. 27, § 16; vgl.. Reflexion, Wahrnehmung), BERKELEY, nach welchem der Geist von sich keine Vorstellung (idea), aber ein Wissen (notion) hat (Principles XXVII), CHR. KRAUSE, SCHLEIERMACHER (Psychol., 1864, S. 9, 159 f.), L. GEORGE, G. THIELE (Philos. des Selbstbewußtseins, 1895, S. 303 ff.), GERBER (Das Ich, S. 213), J. H. FICHTE (Ursprünglichkeit der „Selbstempfindung", Psychol. 212 ff.) u. a. Daß wir durch das Selbstbewußtsein nicht die Seele, das Ich an sich er- kennen, betont KANT (S. Ich). Das denkt sich zwar als denkendes Sub- jekt, das als solches nicht Erscheinung ist, aber es erkennt sich nur vermittelst des „innern Sinnes" (s. Wahrnehmung), als Erscheinung, d. h. so, wie es von sich selbst „affiziert" wird. Das Bewußtsein „ich denke", das „reine Selbst- bewußtsein" der transzendentalen Apperzeption (s. d.) ist eine formale Be-
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Handwörterbuch der Philosophie
Title
Handwörterbuch der Philosophie
Author
Rudolf Eisler
Publisher
ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
Location
Berlin
Date
1913
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
Size
12.7 x 21.4 cm
Pages
807
Keywords
Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
Category
Geisteswissenschaften
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