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Handwörterbuch der Philosophie
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Sittlichkeit. 615 nach welchem der sittliche Trieb ein „Trieb zur Erhaltung des Psychischen in seinen verschiedenen Erscheinungsformen durch Abwehr aller schädlichen Ein- griffe in dasselbe" ist (vgl. Krit. Grundlegung der Ethik als posit. Wissen- schaft, 1897, S. 302 ff.) u. a. — Ethischer Evolutionist ist auch F. JODL, nach welchem das Sittliche einer beständigen Entwicklung ist, zum bleiben- den Wesen aber die „Abhängigkeit von einem höheren überpersönlichen Willen" hat (Geschichte der Ethik in der Philos. 1906; 1912; Was heißt ethische Kultur? 1894; Lehrb. d. Psychologie 1909, 441). Nach J. UNOLD ist gut, was zur individuellen, sozialen und humanen Vervollkommnung beiträgt (Grundlegung für eine moderne praktisch-ethische 1896, S. 47 Aufgaben u. Ziele des Menschenlebens3, 1909; Monismus u. Menschenleben, 1911: Ablehnung Betonung der größten Tüchtigkeit der größten Zahl). Die „Erhaltung und Förderung der Menschheit" betont d. Philos., 1891, S. 158 so auch STRECKER (Kants Ethik, 1909, S. 38 die „sozial- teleologische" Ethik PAULSENS, deren „Energismus" die „persönliche vollendung und vollendete Lebensbetätigung des einzelnen und der Gesamtheit" fordert. Gut ist ein „vollkommenes Menschenleben, d. h. ein Leben, das zur vollen Entfaltung und Betätigung aller menschlichen Anlagen und Kräfte führt" (System d. Ethik I5, 215 ff.; Kultur der Gegenwart I 6, ähnlich F. THILLY (Einleit. in die Ethik, 1908, S. 210) u. a.; vgl. KÜLPE, Ein- leit. in die Philos.4, 1910, S. 300 ff. Nach BERGEMANN ist die „Förderung des Kulturfortschritts" sittlicher Endzweck (Ethik als Kulturphilos., 1904, S. 7, 52 ff.). — Nach GUYAU entspringt die Sittlichkeit dem Lebensdrang, dem Trieb nach Entfaltung, Steigerung, Ausbreitung des Lebens, nach Hingabe an ein umfassenderes Leben (Sittlichkeit ohne 1909; s. Pflicht, Nach FOUILLEE ist sittlicher Endzweck eine Gemeinschaft aller vernünftigen und liebenden Individuen (Morale des 1908, S. 211 ff.; das sittliche Ideal wirkt „persuasiv", nicht imperativisch). — Einen ethischen Evolutionis- mus, aber aristokratisch-individualistischer Art, vertritt NIETZSCHE, dem das kraftvolle Leben (die „Macht") den obersten Wertmaßstab abgibt. N. unter- scheidet „Herren-" und „Sklavenmoral". Bei der ersteren bedeutet „gut" die Wertung des Herrschenden, Machtvollen, Vornehmen, das Edle, Starke, „schlecht" das Verhalten der Niedrigen, Schwachen. Nach dem „Sklaven- stand" in der Moral, bei welchem das „Ressentiment" der schwachen, aber in Massen vereinigten Herdenmenschen sich in der Wertung geltend macht, wird umgekehrt das Lebenskräftige, Starke, aber Harte, oft Grausame des Herren- tums als „böse", das Schwächliche, Degenerierte als „gut" benannt, und nun sind durch das Christentum) Demut, Mitleid, Entsagung, Altruismus u. dgl. zu „Tugenden" geworden. N. fordert nun eine „Umwertung" dieser moralischen Wertung im Sinne einer jenseits vom Gut und Böse der Sklavenmoral be- legenen Normierung nach reinen Lebens- und Kulturwerten, im Sinne des „Willens zu Macht", des Willens zu einem sich immer steigernden Leben kraftvoller Persönlichkeiten, die gegen alles Schwächliche, Entartete, aber auch gegen sich selbst „hart" sein können („Amoralismus"; „moralinfreie", „schenkende" Tugend der „Vornehmen"). Gut ist alles, das Gefühl Macht, den Willen zur Macht, die Macht selbst im Menschen erhöht". Schlecht ist alles, aus Schwäche stammt (vgl. Mitleid). Das Ziel der Menschen liegt in ihren „höchsten Exemplaren" (s. Übermensch; vgl. Jenseits von Gut und Böse; Zur Genealogie der Moral; WW. XV). Den ethischen Indivi-
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Handwörterbuch der Philosophie
Title
Handwörterbuch der Philosophie
Author
Rudolf Eisler
Publisher
ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
Location
Berlin
Date
1913
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
Size
12.7 x 21.4 cm
Pages
807
Keywords
Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
Category
Geisteswissenschaften
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