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616 Sittlichkeit.
(s. d.) vertreten M. STIRNER, R. STEINER (Philos. der Freiheit,
159 ff.), GALLWITZ (Das Problem der Ethik, 1891), KUHLENBECK U. a.
Einen evolutionistischen Universalismus vertreten HERDER (S. Humanität),
FICHTE (zum Teil), HEGEL (S. unten), SCHLEIERMACHER (gemäßigt; s.
CHR. KRAUSE U. a. Ferner E. v. HARTMANN, der den Eudämonismus ab-
lehnt. Die Quelle der Moral ist die der Fortschritt des sittlichen
Bewußtseins hängt von der Erkenntnis des ab. Die S. ist die
Mitarbeit an der Abkürzung des Leidens- und Erlösungsweges des „Unbe-
wußten" und besteht in der Hingabe des Individuums an die objektive
Teleologie des Weltprozesses wegen der Wesensidentität aller (Das sitt-
liche Bewußtsein, 1886; Ethische Studien, 1898; Gr. der ethischen Prin-
zipienlehre, 1907). Beeinflußt ist diese Ethik SCHOPENHAUERS Mit-
leidsmoral: Aus der Einsicht in die Wesensgleichheit aller Leidenden er-
wächst das Mitleid (s. d.) als das einzige echte sittliche Motiv (Die beiden
Grundprobleme der Ethik2, 1860; vgl. RICHARD WAGNER, DEUSSEN U. a.). —
In anderer Weise begründet WUNDT einen idealistisch-evolutionistischen Uni-
versalismus. Die S. ist ein Produkt des Gesamtwillens und das Sittliche be-
steht in der geistigen und Willens-Entwicklung selbst. Sittlich ist der Wille
zur Realisierung individueller, sozialer, zuhöchst humaner Zwecke, sofern er
dem Gesamtwillen konform ist und seine Motive mit dessen Zwecken überein-
stimmen; auf die äußeren Erfolge kommt es nicht an, auch nicht auf die Er-
reichung von Lust. Der nächste Zweck der humanen S. ist die „fortschreitende
der Menschheit". Der ideale sittliche Endzweck ist die
„Herstellung einer allgemeinen der
als der Grundlage für die möglichst große Entfaltung menschlicher Geistes-
kräfte". Die Natur soll zu einem „Substrat geistiger Zwecke" werden (vgL
FICHTE, Selbstzweck ist die „Erzeugung geistiger Schöp-
fungen" (Ethik4, 1912; System d. Philos. II3, 1907); vgl. EISLER, Grundlagen
der Philos. des Geisteslebens, 1908; DRIESCH, Ordnungslehre, 1912 (ideale Ge-
meinschaft) ; die Schriften von EUCKEN (S. Geist). — Idealistisch, die Realisierung
der Menschheits- oder Gemeinschaftsidee betonend, lehren auch TRENDELEN-
BUBG, ZELLER, GREEN (Prolegomena to Ethics, 1883, S. Selbstverwirk-
lichung des wahren Selbst, der Menschheitsidee), GLOGAU, DORNER, LIEB-
MANN u. Tatsachen II, 68 ff., 410 ff.), WINDELBAND
S. 406 ff.; 4. A. 1911), RICKERT U. a. Nach TH. LIPPS ist S.
Die Forderung des „idealen geht auf allgemeingültiges Verhalten,
auf gleiches Wollen bei gleichen Gründen, auf Treue gegen sich selbst. Die
Menschheit, die Persönlichkeit in uns und anderen ist zu fördern (Die ethischen
Grundfragen2, 1905). „Selbsttreue" fordert die Ethik auch nach MÜNSTER-
BERG; es ist sittliche Lebensaufgabe, „schlechthin gültige reine Werte durch
unsere Tat zu verwirklichen" (Philos. der Werte, 1908, S. 389 ff., 479). Die
Selbstverwirklichung des Persönlichkeitsideals betont J. SETH Study of Ethics,.
1898), auch BRADLEY (Ethical Studies, 1876), GREEN (S. oben) u.
Als sittlichen Endzweck betrachten die Wahrhaftigkeit SCHOLKMANN, STOCK
(Lebenszweck, 1897, S. 140 KOPPELMANN (Kritik des sittlichen Bewußtseins,,
1904) u. a. Als Hingabe an ein Übergeordnetes bestimmen das Wesen der
ROYCE (Philosophy of Loyalty, 1906), B. KERN, DRIESCH, JODL U. a. — Auf die
Wertschätzung des Besten, die richtige Wertung führen das Sittliche zurück
BENEKE d. prakt. Philos., 1837/40; Grundlegung zur Physik der
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften